Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
platzen. Einen Moment lang beobachtete er, wie Fay den Becher wegstellte und sich dann damit beschäftigte, den Waschlappen auszuwringen, mit dem sie über seine Stirn gestrichen hatte. Als sie ihm einen Blick aus den Augenwinkeln zuwarf, wusste er, was sie getan hatte. Mühsam versuchte er sich aufzurichten, doch sie lehnte sich über ihn und drückte ihn wieder hinunter.
„Du hast mir ein Schlafmittel gegeben.“
„Es musste sein. Du kannst nicht gesund werden, wenn du dich ständig bewegst oder dich zu sehr aufregst. Wenn du wieder aufwachst, wirst du dich besser fühlen, ich verspreche es.“ Ihre Augen hatten sich verdunkelt, ein Zeichen dafür, dass sie selbst nicht glücklich über das war, was sie getan hatte.
„Werde … dich daran … erinnern.“
Das brachte den Hauch eines Lächelns zum Vorschein. „Tu das.“
Es fiel ihm immer schwerer, die Augen offen zu halten, doch er kämpfte verbissen gegen die Müdigkeit an. „Melvin …“
Fay legte beruhigend ihre Hand auf seine Schulter. Ihre kühlen Finger fühlten sich gut auf seiner heißen Haut an. „Finn wird sich darum kümmern, ich verspreche es. Wir werden deinen Sohn finden.“
Conner blickte stumm zu ihr auf, bis sich seine Augen schlossen und er in die wartende Dunkelheit glitt.
Amber roch ihn, sobald sie auf die Lichtung trat, und wäre beinahe wieder umgekehrt, als sie Griffin mit Finn und einigen anderen vor der Ratshütte stehen sah. Sie hatte gehofft, dass er bereits wieder aufgebrochen war, wenn sie von ihrem Morgenlauf zurückkehrte, und sie so um einen weiteren Abschied herumkäme. Zumindest einen, bei dem sie ihn nicht so berühren konnte, wie sie wollte, und er sie nicht wieder so küssen würde wie gestern Abend. Noch jetzt konnte sie seine Lippen auf ihren spüren, das mühsam gezügelte Verlangen in seinem Kuss, das ihr bewies, dass er sie genauso begehrte wie sie ihn.
Glücklicherweise konnte niemand ihre körperliche Reaktion sehen, da sie noch in Berglöwenform war, aber wenn sie nahe genug herankam, würde jeder ihre Erregung wittern können. So unauffällig wie möglich ging sie rückwärts, bis sie die Bäume erreichte.
„Amber, Griffin verlässt uns jetzt, willst du dich noch verabschieden?“
Amber schloss bei Finns Frage die Augen. Verdammt . Notgedrungen verwandelte sie sich und ging langsam zu der Gruppe hinüber. Hoffentlich reichte die Zeit, um ihre Gelassenheit wiederzufinden. Sie war stolz auf sich, als es ihr sogar gelang, ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern. „Natürlich. Ich wünsche dir eine gute Reise, Griffin.“
Ob die anderen erkannten, dass der Adlerwandler genauso darum kämpfen musste, seine wahren Gefühle nicht zu zeigen? Äußerlich wirkte er ruhig, aber sie konnte in seinen Augen sehen, wie gerne er sie an sich gezogen und umarmt hätte, weil es das letzte Mal sein konnte, dass sie sich so nahe waren.
„Danke.“ Er deutete auf seine Brust, wo von Conners Prankenhieb nur noch breite rote Striemen zu sehen waren. „Auch für das Verarzten, die Salbe hat wunderbar geholfen.“
Amber strich eine Haarsträhne hinters Ohr zurück. „Das freut mich. Ich kann dir einen Tiegel von Fay holen, wenn du ihn mitnehmen möchtest.“ Alles, nur um dieser Situation zu entkommen.
„Wo hast du das her, Amber?“
Ihr Kopf ruckte herum, als sie Finns tödlich leise Stimme hörte. „Was?“
Finn trat vor sie und strich sanft ihre Haare zurück. Seine Augen veränderten sich, wurden berglöwenartiger, als er auf ihre Schultern blickte. „Das sind Spuren von Klauen. Wer hat dich verletzt?“
Oh Gott, warum hatte sie sich nicht erst angezogen? Sie hätte daran denken müssen, dass jeder Griffins Krallenspuren sehen würde, wenn sie nackt herumlief. Bemüht, nicht zu Griffin zu sehen, schob sie ihr Kinn vor. „Niemand.“
Finn starrte ihr direkt in die Augen, und sie erkannte genau den Moment, als er die Verbindung zu ihrem Besuch bei den Adlerwandlern zog. Eine Wut, wie sie sie nur selten bei ihm gesehen hatte, verzerrte sein Gesicht. „Es war ein Adler.“ Langsam drehte er sich zu Griffin um, dem die Schuld ins Gesicht geschrieben stand.
Rasch griff Amber nach Finns Arm. „Es war ein Unfall.“
„Wenn es so gewesen wäre, hättest du mir davon erzählt. Und ich kann mir nicht vorstellen, wie durch einen Unfall ein Adler seine Krallen in deine Schultern schlagen konnte. Hat er dich für ein Kaninchen gehalten?“ Er redete weiter, bevor sie antworten konnte. „Ich habe die Angst in deinen
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