Ghostwalker 03 - Raven, M: Ghostwalker 03
bewahrt, und Conner hatte ihm all seine Aufmerksamkeit und Liebe geschenkt.
Und Melvin hatte es ihm dadurch gedankt, dass er immer launischer wurde und mit vierzehn Jahren plötzlich nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Fay hatte nie erfahren, was damals geschehen war, aber als Ergebnis bat Conner seine Eltern, sich um Melvin zu kümmern, und verließ das Lager. Was Melvins Laune allerdings auch nicht besserte und schließlich sogar dazu führte, dass er sich mit skrupellosen Menschen einließ, die leicht die ganze Berglöwengruppe hätten auslöschen können.
Es fiel Fay wirklich schwer, noch Mitleid mit dem jungen Mann zu haben. Am liebsten hätte sie ihn geschüttelt für das Leid, das er verursacht hatte. Zu gerne hätte sie gewusst, wie Melvin und Conner sich in den letzten Monaten verstanden hatten und ob es ihnen gelungen war, ihre Differenzen auszuräumen. Sie hoffte es für sie. Vielleicht konnte Melvin sich unter der Führung seines Vaters wieder aufrappeln und seine Taten wettmachen.
„Soll ich mich um ihn kümmern? Du siehst aus, als könntest du eine Pause brauchen.“ Jamilas Stimme erklang hinter ihr.
Überrascht fuhr Fay herum. Normalerweise entging ihr nichts, eine Fähigkeit, die sie oft dazu benutzte, die Männer im Lager zu verunsichern. Doch seit Conner hier war, schienen ihre Sinne nur noch auf ihn ausgerichtet zu sein, alles andere war in den Hintergrund getreten. Stumm verfluchte sie ihre Dummheit und ihre Unfähigkeit, diesen Mann zu vergessen, zu hassen oder ihm wenigstens gleichgültig gegenüberzustehen.
Fay bemühte sich um ein Lächeln. „Nein, danke. Solange er schläft, ist ja nichts zu tun. Warum gehst du nicht ein wenig raus? Verbring ein wenig Zeit mit Finn, dazu seid ihr in den letzten Tagen gar nicht gekommen.“
Unsicher sah Jamila sie an. „Ich möchte dich aber nicht allein lassen. Außerdem weiß ich nicht, ob er mich überhaupt sehen will. Irgendwie sind wir gar nicht dazu gekommen, darüber zu sprechen, wie es weitergehen soll.“
Fay stützte die Hände in die Hüften. „Na, dann wird es aber Zeit! Nun los, geh und such ihn und lass ihn nicht wieder entkommen.“
Jamila lachte verlegen. „Das ist nicht so einfach, er hat ja derzeit viel wichtigere Dinge zu tun.“
„Also, ich wüsste nicht, was wichtiger wäre als die Liebe. Wenn du ihm jetzt nicht klarmachst, dass er dir zuhören und sich Zeit für dich nehmen muss, dann wird er dich für selbstverständlich halten, und du wirst immer beiseitegeschoben, wenn etwas anderes ansteht. Lass das nicht zu.“
„Danke für den Tipp.“ Jamila richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und hatte einen entschlossenen Ausdruck im Gesicht. „Ich werde mit ihm reden, und wenn ich ihn dafür an den Haaren aus irgendeiner Sitzung zerren muss.“
Fay musste lachen, als sie sich bildlich vorstellte, wie die winzige Jamila den Zwei-Meter-Hünen Finn zu bewegen versuchte.
Jamila verzog den Mund. „Okay, vielleicht nicht ganz so extrem, aber ich werde dafür sorgen, dass er mir zuhört.“ Ein Lächeln zog über ihr Gesicht. „Ich weiß auch schon genau, wie.“
Mit einer Mischung aus Stolz und einem eifersüchtigen Stich, dass Jamila, ganz im Gegensatz zu ihr selbst, eine Liebesbeziehung hatte, sah Fay ihr hinterher, als sie die Hütte verließ. In diesem Moment fühlte sie sich furchbar alt und allein. Fay stieß einen tiefen Seufzer aus und beschloss, neue Salbe herzustellen, während sie darauf wartete, dass Conner aufwachte.
Griffin kam nicht weiter als ein paar Meilen, bevor er wieder umdrehte. Auch wenn er es noch so sehr versuchte, er konnte Ambers Gesichtsausdruck nicht vergessen, als er sich verabschiedet hatte. Tränen hatten in ihren Augen geschimmert, und ihr Blick hatte ihn förmlich angefleht zu bleiben. Doch das war nicht möglich, denn auch wenn sich die Berglöwenwandler entschieden hatten, nicht gegen die Adler vorzugehen, würde seine Anwesenheit in ihrem Gebiet nur zu weiteren Konflikten führen.
Allerdings konnte er sie auch weiterhin aus der Ferne beobachten, so wie er es seit Jahren tat. Wahrscheinlich sollte er akzeptieren, dass es ihm nur schadete, wenn er sich nicht endlich von Amber löste und sich um sein eigenes Leben kümmerte. Und das würde er tun, aber nicht gerade jetzt, wenn weiterhin die Gefahr bestand, dass Menschen den Weg zum Berglöwenlager fanden. Die Vorstellung, dass sie verletzt oder sogar getötet werden konnte, machte ihn verrückt.
Solange Amber nicht sicher war,
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