Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit

Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit

Titel: Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
Vom Netzwerk:
seinem Brustkorb presste. Nein! Torik sackte in die Knie und beugte sich über seinen Vater.
    Caitlin blickte ihn an, Tränen liefen über ihre Wangen. »Es ist meine Schuld. Als der Mörder mit dem Messer auf uns losging, hat sich Tenaya vor mich geworfen.«
    Mit Mühe öffnete Torik seinen erstarrten Kiefer. »Nur der Verbrecher ist schuld, niemand sonst.« Seine Stimme klang so rau, dass die Worte kaum zu verstehen waren.
    »Wir müssen einen Krankenwagen rufen!« Caitlins Hände waren rot vor Blut.
    Torik schüttelte den Kopf. »Nein, das würde zu lange dauern. Außerdem dürfen die Sanitäter nicht sehen, was hier passiert ist.« Er legte seine Finger an Tenayas Hals und fühlte den Puls. Erleichtert, ihn zu finden, stand Torik auf. »Ich bin gleich wieder da.«
    »Wo willst du hin?« Caitlin klang beinahe verzweifelt.
    »Ich ziehe mir was an. Danach fahren wir zum Krankenhaus in Sonora.«
    Torik hielt sich nicht mit weiteren Erklärungen auf. Vermutlich hätte er den Verbrecher jagen und beseitigen sollen, damit er Caitlin nicht noch einmal in Gefahr brachte, aber er konnte nur daran denken, dass sein Vater nicht sterben durfte. Die Wunde in seinem Brustkorb sah schlimm aus, und Tenaya hatte keine Selbstheilungskräfte wie die Wandler.
    Nachdem er sich das Blut abgewaschen und etwas angezogen hatte, kehrte Torik rasch ins Wohnzimmer zurück und beugte sich zu seinem Vater hinunter. Noch atmete er, aber es schien ihm mit jeder Minute schlechter zu gehen. Es war fraglich, ob er die Fahrt zum Krankenhaus überstehen würde, aber sie mussten es versuchen. Die Vorstellung, seinen Vater zu verlieren, war schmerzhafter, als Torik erwartet hatte. Jetzt zählte nicht mehr, dass Tenaya sie damals verlassen hatte. Es waren die guten Erinnerungen an den liebevollen Vater seiner Kindheit, die Torik dazu bewogen, seine Arme unter Tenaya zu schieben und ihn sanft hochzuheben. Caitlin hielt weiterhin das Tuch auf die Wunde gepresst. Inzwischen war es rot vor Blut.
    »Lauf vor und schließ den Wagen auf! Und nimm noch ein paar Handtücher mit!« Torik versuchte, seinem Vater so wenig Schmerzen wie möglich zu bereiten, konnte aber nicht verhindern, dass dessen Körper sich bei jedem seiner Schritte bewegte. Tenaya stöhnte laut auf. »Tut mir leid, es geht nicht anders.«
    Caitlin lief an ihm vorbei und hielt die hintere Autotür auf. Vorsichtig bettete Torik seinen Vater auf das Polster.
    Tenaya öffnete seine Augen und sah Torik direkt an, als er sich über ihn beugte. Seine Hand hob sich, als wollte er Torik berühren. »Mein Sohn … «
    Torik schluckte um den Kloß in seinem Hals herum. »Ich bin hier. Wir bringen dich jetzt ins Krankenhaus. Halt bloß durch, sonst werde ich wirklich wütend.«
    Ein Geräusch fast wie ein Lachen drang aus Tenayas Kehle. »Das … möchte ich … natürlich … nicht.« Als Torik sich aufrichten wollte, schlossen sich Tenayas Finger um seinen Arm. »Sag … Hazel … dass ich sie liebe.« Seine Augen schlossen sich, und er sackte in sich zusammen.
    Torik vergewisserte sich, dass er noch atmete, und richtete sich dann auf. »Sag ihr das gefälligst selbst! Wehe du lässt mich hier hängen!«
    Sein Blick traf Caitlins. Verlegen zuckte er mit den Schultern und lief zur Fahrertür, während Caitlin hinten einstieg. Toriks Finger zitterten, als er den Schlüssel in die Zündung schob. »Bereit?«
    Ihre Augen trafen sich im Rückspiegel. »Ja. Beeil dich, Torik. Ich glaube nicht, dass er noch lange durchhält.« Obwohl ihre Stimme bebte, hielt sie sich überraschend gut. Ein warmes Gefühl breitete sich trotz des Drucks in seiner Brust in ihm aus. Seine Caitlin war unglaublich.
    Ein weiteres Stöhnen seines Vaters ließ ihn mit quietschenden Reifen losfahren. Die Fahrt schien endlos zu dauern, dabei waren es nur wenige Minuten bis zur Klinik. Während Caitlin ins Gebäude lief und Hilfe holte, beugte sich Torik in den Wagen und hob seinen Vater vorsichtig heraus. Tenaya war in eine tiefe Bewusstlosigkeit gesunken, aber er atmete noch. »Halt durch, hörst du?«
    Und dann ging alles ganz schnell. Ärzte und Schwestern liefen heraus und schoben Tenaya auf einer Trage in die Klinik. Caitlin und Torik folgten ihnen langsamer. Von einer Krankenschwester erhielten sie ein Aufnahmeformular und wurden danach in einen Warteraum geführt. Unruhig lief Torik darin auf und ab, während Caitlin still auf einem Stuhl saß, die Arme um ihren Körper geschlungen, den Kopf gesenkt. Er sollte sie trösten, aber

Weitere Kostenlose Bücher