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Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit

Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit

Titel: Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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verschwinden, wenn seine Aufgabe erledigt war.
    Unbewusst schlangen sich seine Arme fester um sie, und er zog sie halb über sich. Ihr Bein schob sich zwischen seine Schenkel, und der Druck ihrer Hüfte an seinem Schaft fühlte sich unerlaubt gut an. Ihr Seufzen half auch nicht gerade dabei, seinen Körper abzukühlen. Er war ein Idiot, dass er überhaupt ihrer Bitte nachgegeben hatte, aber sosehr er sich auch bemühte, es gelang ihm nicht, sie von sich zu schieben und aufzustehen. Stattdessen glitten seine Hände in das Oberteil ihres Kleides und strichen sanft über ihren Rücken. Seltsamerweise fiel ihm nichts ein, wo er im Moment lieber wäre. Langsam, ohne es zu bemerken, glitt Torik in den Schlaf.
    »Isabel?«
    Ihr Blick fokussierte sich, als sie Marisas Stimme hörte. »Ja?«
    »Coyle hat die Kabel wieder verdrahtet. Bist du sicher, dass du mitkommen möchtest?« Marisa sah sie besorgt an.
    Es war offensichtlich, dass ihre Freundin es für einen Fehler hielt, wenn Isabel in den Keller zurückkehrte. Vielleicht stimmte das, aber sie musste noch einmal den Ort sehen, an dem ihr Vater Bowen gefoltert und sie dann zusammen eingesperrt hatte. Bis zu jenem Tag war sie immer davon ausgegangen, dass Henry Stammheimer nur oft geistesabwesend gewesen war und nicht wirklich etwas mit ihr anfangen konnte, sie aber dennoch liebte. Doch seit dem Augenblick, als die schwere Metalltür hinter ihr ins Schloss gefallen war, wusste sie, dass sie ihm nichts bedeutet hatte und seine Forschung ihm wichtiger gewesen war als das Leben seiner Tochter.
    Die Wut auf ihn und nicht zuletzt Bowens Anwesenheit hatten sie die Zeit im Keller überstehen lassen, doch dann war sie befreit worden und hatte festgestellt, dass ihr Vater tot war. Ihr Zorn hatte sich zu Trauer gewandelt und es ihr unmöglich gemacht, ihn für seine Taten zu hassen. Und aus diesem Grund konnte sie die Sache nicht abschließen. Der Schmerz über die Zurückweisung saß zu tief. Aber wie konnte sie jemanden hassen, der tot war? Noch dazu, wenn sie ihn die ersten sechzehn Jahre ihres Lebens geliebt hatte? Es zerriss sie innerlich, und sie wusste nicht, wie sie diese Gefühle jemals loswerden sollte. Selbst wenn sie das Haus verkaufte, würde trotzdem etwas in ihr immer zerbrochen bleiben.
    Tränen bildeten sich in ihren Augen, aber sie drängte sie zurück, bevor sie Marisa antwortete. »Ja, ich bin sicher.« Sie sah Marisa direkt an. »Ich muss das tun, damit ich es endlich hinter mir lassen kann.«
    Marisa nickte, wirkte dabei aber nicht sehr glücklich. »Okay. Aber du weißt, du kannst jederzeit wieder hochgehen, wenn es dir zu viel wird.«
    »Um ehrlich zu sein, weiß ich selbst nicht, wie ich reagieren werde. Wenn es mir dort unten nicht gut geht, kannst du sicher sein, dass ich keine Sekunde länger bleiben werde als absolut nötig.«
    »Gut.« Marisa drückte sanft ihre Finger.
    Gemeinsam gingen sie ins Arbeitszimmer, wo Coyle vor der geöffneten Geheimtür auf sie wartete. Ein vages Gefühl von Unruhe ging von ihm aus, das sie in ihrem Kopf spüren konnte. Allerdings wurde es sofort von ihrer eigenen Furcht überlagert. Zögernd ging Isabel auf den Durchgang zu und bemühte sich, nicht auf den Boden vor dem Regal zu blicken, wo die Leiche ihres Vaters gelegen hatte. Coyle ging vor ihr die Treppe hinunter, und sie konnte Marisas Wärme in ihrem Rücken spüren. Isabel war froh, nicht alleine hier zu sein, wahrscheinlich hätte sie es sonst nicht geschafft, auch nur einen Fuß in diesen Keller zu setzen. So konzentrierte sie sich nur auf ihre Atmung und versuchte, die Kälte von Steinen und Metall und das Engegefühl zu verdrängen. Viel zu schnell standen sie vor der schweren Metalltür, hinter der Bowen tagelang eingesperrt gewesen war.
    Isabel konnte sich noch daran erinnern, wie unwohl sie sich gefühlt hatte, als sie zum ersten Mal hier herunter gekommen war. Ihr einziger Gedanke war damals gewesen, dass ihr Vater sie nach Hause schicken würde, wenn er sie dabei erwischte, wie sie hier herumstöberte. Wie naiv sie gewesen war! Ihre Kopfschmerzen waren immer schlimmer geworden, und sie war nach oben zurückgekehrt, obwohl sie gespürt hatte, dass ein Lebewesen dort gefangen war. Erst nachmittags hatte sie sich getraut, die Tür zu öffnen. Coyle schob die Tür auf, und Erinnerungen stürmten auf Isabel ein. Der Raum war wie ein Labor eingerichtet gewesen, und auf einer Liege hatte ein nackter Mann gelegen, mit Fesseln um Hand- und Fußgelenke und Wunden am

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