Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
hatten sich auf sie ausgewirkt. Es musste eine Verbindung zwischen ihnen geben, sie wusste nur noch nicht, wie diese zustande kam. Sie hatte auch Marisa danach gefragt, aber die Reporterin fühlte keinen der Berglöwenwandler in ihrem Kopf, nicht einmal Coyle.
Isabel konnte bei Coyle und auch bei Keira zwar die Grundstimmung erkennen, besonders den Schmerz, den die Wächterin tief in sich verbarg, aber es fühlte sich nicht so an wie ihre Verbindung zu Bowen. Vielleicht weil er jünger war oder durch die Folterungen ihres Vaters nicht mehr in der Lage gewesen war, einen Schutz gegen sie aufzubauen. All das erklärte jedoch immer noch nicht, warum sie diese Fähigkeit besaß. Und vor allem, was sie damit anfangen sollte. Es war nicht gerade hilfreich, wenn man wusste, ob es Katzen gerade gut oder schlecht ging. Ganz zu schweigen von den furchtbaren Kopfschmerzen, die sie ständig überfielen und erst wieder verschwanden, wenn sie sich von der jeweiligen Katze entfernte.
»Isabel?« Marisas Stimme drang in ihre Gedanken.
»Ja, hier.« Isabel wischte über ihre Wangen, um ihre Tränen zu verstecken, und setzte sich gerader hin. Sie wollte Marisa nicht noch mehr Sorgen machen, schließlich hatte sie ihrer Freundin versichert, dass es ihr gut ging und sie es schaffen würde, das Haus ihres Vaters zu betreten.
Marisa kletterte über die Felsen zu ihr hinauf und setzte sich neben sie. Ihre dunklen Augen glitten über die karge Landschaft. »Coyle hat gesagt, es gibt keinen Grund, warum wir dort unten zu dritt herumhängen müssen. Ich für meinen Teil bin jedenfalls froh, wieder an der frischen Luft zu sein.«
Ein widerwilliges Lächeln spielte um Isabels Lippen. Marisa war eine wirklich schlechte Lügnerin, aber sie war dankbar dafür, dass ihre Freundin nicht danach fragte, warum sie weggelaufen war. Vermutlich wusste sie das sowieso. »Schafft er das denn alleine?«
Marisa zog eine Augenbraue hoch. »Du meinst, ich sollte ihn lieber beaufsichtigen?«
»Nein, ich dachte eher an die Menge der Arbeit und die knappe Zeit.«
»Zur Not kommen wir einfach morgen noch mal wieder.«
Allein der Gedanke brachte Isabel zum Zittern. Sie wischte ihre Hände an der Hose ab und stemmte sich hoch. »Ich glaube, ich möchte es lieber hinter mich bringen. Ich werde sehen, ob ich ihm helfen kann.«
Marisas Hand legte sich auf ihren Arm. »Du musst uns nichts beweisen, Isabel.« Ihre Stimme war leise und sanft.
Isabels Körper spannte sich an. »Nein, aber mir selbst.«
11
Caitlin wachte mit einem Ruck auf. Für einen Moment lag sie mit wild klopfendem Herzen im Bett und fragte sich, was sie aufgeweckt hatte. Torik war verschwunden, oder vielleicht war er auch nie da gewesen und sie hatte nur geträumt, dass er neben ihr gelegen und sie im Arm gehalten hatte. Gerade als sie fast davon überzeugt war, dass er gar nicht existierte und sie wieder einmal ihrem Romanhelden verfallen war, ertönte die Hausklingel. Zögernd setzte sie sich auf. Wenn jemand sie überfallen wollte, würde er nicht vorher klingeln, oder? Allerdings erwartete sie auch niemanden, und sie bekam hier so gut wie nie unangemeldeten Besuch. Rasch schob sie die Beine aus dem Bett und tappte barfuß aus dem Zimmer. Als sie auf dem Flur einen dunklen Schatten auf sich zukommen sah, schrie sie unterdrückt auf. Unwillkürlich wich sie zurück und stieß mit ihrem Rücken an die Wand. Abwehrend streckte sie die Hände aus. Als sie Torik erkannte, atmete sie erleichtert auf. Mist, sie war wirklich ein nervliches Wrack!
Torik beugte sich zu ihr hinunter, bis seine Lippen ihr Ohr berührten. »Es ist eine Frau. Sie sieht harmlos aus, aber lass mich die Tür öffnen.«
Caitlin nickte stumm, erleichtert, dass Torik noch hier war und für ihre Sicherheit sorgte. Mit Mühe widerstand sie dem Drang, sich hinter ihm zu verstecken und ihren Kopf an seinen breiten Rücken zu legen, während er die Tür öffnete.
»Ja?« Das Wort klang mehr wie ein tiefes Grollen.
Einen Moment lang herrschte Stille. »Wow, ich habe gerade ein ganz extremes Déjà-vu-Erlebnis.« Caitlin musste lächeln, als sie die Stimme ihrer Freundin Shannon erkannte. »Cat hätte mir wirklich sagen können, dass sie ein lebendiges Vorbild hatte, dann wäre ich früher vorbeigekommen.«
»Ich habe keine Ahnung, wer Sie sind und wovon Sie überhaupt sprechen.« Wenn möglich klang Toriks Antwort noch unfreundlicher als zuvor.
Es wurde Zeit, dass sie eingriff. Caitlin trat um Torik herum und schob ihn zur
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