Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
ihr Schlafzimmer. Sie gab einen protestierenden Laut von sich, aber davon ließ er sich nicht aufhalten. Vorsichtig legte er sie auf ihr Bett und wollte sich wieder aufrichten, doch ihr Arm um seinen Nacken hinderte ihn daran.
Ihre silbergrauen Augen waren direkt auf ihn gerichtet und wirkten riesengroß in ihrem Gesicht. »Bleib.«
Etwas wie Bedauern durchfuhr ihn, dicht gefolgt von Panik. »Ich kann nicht.«
Erneut lief ein Zittern durch ihren Körper. »Warum nicht?«
Torik versuchte, sich zu befreien, aber ihre Hand war immer noch in seinen Haaren vergraben. »Weil … « … er sie sonst wieder küssen würde? Er sich nicht zutraute, der Versuchung zu widerstehen, sie an sich zu ziehen? »Weil du dich ausruhen musst.«
Caitlin biss auf ihre Lippe. »Das hatte ich vor. Ich weiß nur nicht, ob ich jetzt allein sein kann. Ich traue mich nicht mal, meine Augen zu schließen, weil ich dann sofort wieder die beiden … Leichen vor mir sehe. Oh Gott.« Sie schluckte heftig.
Das Beben in ihrer Stimme zeigte ihm, wie sehr sie sich zusammenreißen musste, um nicht völlig zusammenzubrechen. Vermutlich waren es die ersten Leichen gewesen, die sie gesehen hatte, und der Gedanke, dass die beiden sie vermutlich entführt oder sogar getötet hätten, musste sie ängstigen. Sosehr er auch den Abstand brauchte, brachte er es doch nicht über sich, Caitlin allein zu lassen. Schweigend legte er sich neben sie auf den Rücken und zog sie mit einem Arm an sich heran. Caitlins erleichtertes Aufatmen strich über sein Gesicht, als sie sich an ihn schmiegte und ihren Kopf auf seine Brust bettete. Zögernd schlang Torik seine Arme um sie. Es fühlte sich gut an, ihren warmen Körper an seinem zu spüren. Zu gut.
»Danke.« Es war nur ein leises Murmeln, und kurz darauf hörte er an ihren gleichmäßigen Atemzügen, dass Caitlin eingeschlafen war.
Torik versuchte, nicht daran zu denken, wie leicht es gewesen wäre, seine Hand in das Oberteil ihres Kleides zu schieben und Caitlins weiche Haut zu streicheln. Er hätte sie genießen können, ohne dass sie es überhaupt bemerkte. Stattdessen lag er steif da und starrte an die Decke, als könnte diese ihm sagen, was er tun sollte. Auf jeden Fall musste er endlich anfangen, im Haus nach Informationen zu suchen, damit er so schnell wie möglich von hier verschwinden konnte. Ach ja? Und dann würde er Caitlin einfach schutzlos zurücklassen? Torik biss die Zähne zusammen, während der Berglöwe in ihm lautstark gegen diese Absicht protestierte. Solange jemand hinter Caitlin her war, konnte er nicht einfach weggehen. Die Vorstellung, dass sie verletzt oder sogar getötet wurde, ließ sein Innerstes erstarren.
Sein Atem stockte, als sich ihre Hand unter sein T-Shirt schob und über sein Herz legte. Zuerst dachte er, sie wollte dort weitermachen, wo sie im Park aufgehört hatten, doch dann bemerkte er, dass sie immer noch tief und fest schlief. Sie musste instinktiv seine Nähe gesucht haben, damit sie sich sicherer fühlte. Schmerz breitete sich in ihm aus, als er sich daran erinnerte, wie Arlyn sich oft nachts an ihn geschmiegt hatte, um ihren rastlosen Träumen zu entkommen. Wenn er sie danach fragte, hatte sie ihn wehmütig angelächelt und geantwortet, dass sie sich nur in seiner Nähe sicher fühlte. Dass er alles war, was sie in der Menschenwelt verankerte. Er hatte geglaubt, dass es reichen würde, wenn er sie liebte und so fest hielt, wie es nur ging. Doch das hatte es nicht.
Der Drang, das Bett zu verlassen und in die Wälder zurückzukehren, um alles hinter sich zu lassen, war so stark, dass seine Muskeln davon schmerzten. Doch seine Verantwortung gegenüber der Gruppe hielt ihn davon ab. Er war ihre beste und wahrscheinlich einzige Möglichkeit, von Caitlin zu erfahren, was sie über die Wandler wusste und woher. Sie vertraute ihm, seit er sie gerettet hatte, niemand anders würde so schnell so nah an sie herankommen. Ein bitterer Geschmack lag auf seiner Zunge bei der Vorstellung, ihr Vertrauen auszunutzen. Aber er hatte keine andere Wahl, wenn das Schicksal seiner Freunde und Familie davon abhing. Torik schloss die Augen, als Caitlins Atem über seinen Hals strich und sich ihre Finger im Schlaf über seine Brust bewegten. Wäre es so schlimm, wenn er noch ein wenig ihre Nähe genoss, bevor er seine Pflicht tat? Vermutlich würde sie ihn hassen oder zumindest sofort wegschicken, wenn sie bemerkte, weswegen er gekommen war. Was es ihm leichter machen würde, hier zu
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