Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
Interessant war aber, dass der Mann, der Caitlin gestern gerettet hatte, tatsächlich kein normaler Mensch zu sein schien. Er war erneut bei ihr gewesen und hatte etwas von dem Mord bemerkt, der laut Sanders für normale Ohren nicht hörbar gewesen war. Deshalb war sein Mann gezwungen gewesen, sich zurückzuziehen. Aber das war kein Problem, er wusste, wo die Autorin wohnte und würde eine andere Gelegenheit finden, sie zu ihm zu bringen.
Das ließ Lee etwas Zeit, die Sache in Nevada zu regeln und damit eventuell gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Und danach würde er sich Caruso vornehmen und ihn ein für alle Mal beseitigen. Er konnte es sich nicht leisten, dass jemand seine Forschungen bedrohte. Schon gar nicht so ein dahergelaufener Möchtegernrächer. Was konnte Lee dafür, dass Carusos Freund Jennings zu blöd gewesen war, sich gegen eine Gruppe Wandler durchzusetzen? In seinen Augen hatte Jennings den Tod verdient.
10
Torik atmete auf, als ihre beiden Autos unbehelligt die Auffahrt zu Caitlins Haus hinauffuhren und vor der Garage parkten. Im Innern des Hauses konnte er Caitlin besser beschützen, sollte noch einmal jemand versuchen, ihr etwas anzutun. Die ganze Fahrt über hatte er nur daran denken können, wie leicht es für die beiden Verbrecher gewesen wäre, Caitlin zu entführen, wenn er ihr nicht gefolgt wäre. Sie hätten sie sogar töten können, während er neben ihr stand. Gegen eine Pistolenkugel war er machtlos. Zum Glück hatte jemand anders die Männer vorher getötet, was aber nicht zwangsläufig bedeutete, dass Caitlin jetzt außer Gefahr war. Im Gegenteil, er vermutete, dass der Mörder eigene Motive hatte. Also würde er noch besser auf sie aufpassen müssen. Verdammt, er hätte sie nie küssen dürfen! Wenn er abgelenkt war, konnte er sie nicht beschützen. Und er verlor auch sein Ziel aus den Augen, den Grund, warum er überhaupt hier war. Deshalb war es in jeder Hinsicht gefährlich, Gefühle für diese Menschenfrau zuzulassen.
Ungeduldig öffnete Torik die Wagentür und schwang sich heraus. Caitlin saß noch im Auto, die Hände um das Lenkrad gekrallt, während sie starr geradeaus blickte. Die Ereignisse schienen sie stärker aufgerüttelt zu haben, als ihm bewusst gewesen war. Er hätte sie nie selbst fahren lassen dürfen, auch wenn er keinen der Wagen im Park hatte stehen lassen wollen. Sie hätte in ihrem Zustand die Kontrolle über das Auto verlieren und einen Unfall verursachen können. Ein Gefühl durchfuhr ihn, das er sofort unterdrückte. Es würde ihm leidtun, wenn ihr etwas zustieße, aber etwas anderes konnte und würde er nicht zulassen. Auch wenn sie noch so unschuldig aussah und ihre Berührungen und Küsse ihn entflammten.
Torik schüttelte den Kopf und öffnete Caitlins Wagentür. Fast wie in Zeitlupe wandte sie ihm ihr Gesicht zu, die Augen riesig in ihrem blassen Gesicht. Sogar ihre Lippen hatten jede Farbe verloren und zitterten. Etwas in Torik zog sich bei ihrem Anblick schmerzhaft zusammen. Wortlos beugte er sich über sie, nahm ihre Tasche vom Beifahrersitz und drückte sie ihr in die Hände. Anschließend zog er ihren Schlüsselbund aus der Zündung und schob seine Arme unter ihren Körper.
Das schien sie ein wenig aus ihrem Schockzustand zu reißen, sie blinzelte und blickte ihn direkt an. »Torik?«
»Ja. Keine Angst, du bist zu Hause und kannst dich gleich ausruhen.«
Erleichterung malte sich auf ihrem Gesicht ab. Als wäre ihr Kopf zu schwer für ihren Hals, lehnte sie ihre Wange an seine Brust, während Torik sie aus dem Wagen hob. Ihr Arm legte sich um seinen Nacken, und ihre Finger gruben sich in seine Haare. Erst jetzt merkte er, dass sie noch offen waren und nicht wie sonst mit einem Band zusammengehalten wurden. Die Berührung erinnerte ihn an die Minuten auf der Decke, als er für einen Moment alles andere vergessen hatte. Sein Herz begann schneller zu schlagen, seine Muskeln spannten sich an. Unwillkürlich presste Torik sie enger an sich und ging mit langen Schritten auf die Haustür zu. Er musste Caitlin dringend hineinbringen und sich dann zurückziehen, bevor er etwas tat, das er später bereuen würde. Während er Caitlin auf einem Arm balancierte, schloss er die Haustür auf und schob sie mit dem Fuß auf. Kühle Luft empfing sie, und der Geruch überzeugte Torik davon, dass niemand in ihrer Abwesenheit das Haus betreten hatte und ihnen auflauerte.
Mit einem Tritt schloss er die Tür hinter sich und trug Caitlin direkt in
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