Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
rotbraunen Haaren und den dunklen Augen war sie wunderschön und wurde normalerweise von allen Männern angehimmelt. Doch Caitlin spürte Toriks Blick die ganze Zeit auf sich. Ein Prickeln lief über ihren Rücken. Sie musste sich dringend ablenken, wenn sie nicht zu einer Pfütze zerschmelzen wollte.
Rasch drehte sie sich zu ihm um. »Das war damals eine lustige Sache, weil Shannon Military Romances schreibt, und dann stand plötzlich Matt vor ihr. Fast so, als würde bei mir ein Wandler auftauchen.«
Shannon lachte. »Der Unterschied ist natürlich, dass es Männer wie Matt wirklich gibt, wenn auch nicht viele.«
Caitlins Gesichtsausdruck wurde träumerisch. »Ich wünschte, es würde auch Wandler geben.«
Torik räusperte sich. »Ich glaube nicht, dass es so toll ist, so etwas zu sein.«
Neugierig sah Shannon ihn an. »Warum nicht?«
Caitlin dachte erst, er würde nicht antworten, doch dann schien er sich dafür zu entscheiden.
»Wenn ich das anhand des Klappentextes richtig verstanden habe, leben sie versteckt im Wald, richtig? Mal abgesehen von den ganzen Unannehmlichkeiten, die das mit sich bringen würde – keinen Supermarkt in der Nähe, keine Kanalisation, keine Straßen, keine Autos und so weiter –, wäre es doch in der heutigen Zeit extrem schwierig, nicht von Menschen entdeckt zu werden. Oder einen Partner in einer immer kleiner werdenden Gruppe zu finden. Und in solch einer Umgebung Kinder aufzuziehen.« Torik brach ab, seine Lippen pressten sich zusammen.
Shannon und Caitlin sahen ihn mit offenem Mund an. Caitlin brachte schließlich ein schwaches Lächeln zustande. »Sicher, dass du mein Buch noch nicht gelesen hast?«
Toriks Augen bohrten sich in ihre. »Todsicher.«
Shannon betrachtete ihn fasziniert. »Woher weißt du dann so viel darüber?«
Ein Ausdruck lag auf Toriks Gesicht, den Caitlin nicht deuten konnte. Schließlich hob er die Schultern. »Ich habe nur versucht, mich in die Lage von solchen Wandlern zu versetzen. Wahrscheinlich ist es gut, dass es so etwas nicht gibt.«
Caitlin wollte ihm zustimmen, brachte es aber nicht über sich. Auch wenn sie sich die Probleme von Wandlern in der heutigen Zeit bildlich vorstellen konnte – schließlich hatte sie darüber geschrieben –, fände sie es doch wunderbar, wenn es Tarek wirklich gäbe. Andererseits könnte sie sich auch sehr leicht in jemanden wie Torik verlieben, der eindeutig kein Gestaltwandler war. Aber warum konnte sie sich ihn dann gut als Berglöwen vorstellen? Mist, es wurde Zeit, dass sie wieder in die Realität zurückkehrte!
»Ich sollte jetzt lieber das Essen machen, bevor wir noch verhungern.« Tatsächlich hatte sie nach den Ereignissen im Park keinen Appetit, aber das Kochen würde sie beschäftigen, und außerdem wollte sie nicht, dass Torik sich schon ins Gästeapartment zurückzog. Ihre Augen weiteten sich, als ihr klar wurde, dass sie noch gar nicht darüber gesprochen hatten, ob Torik überhaupt noch eine Nacht hierbleiben würde. Sie war einfach davon ausgegangen, aber er hatte bisher nichts dazu gesagt.
Shannon betrachtete sie nachdenklich. »Ich geh mich mal kurz frisch machen, danach helfe ich dir.« Ganz offensichtlich hatte sie gemerkt, dass Caitlin einen Moment mit Torik allein sein wollte.
Caitlin lächelte ihr dankbar zu. »Du weißt ja, wo das Badezimmer ist. Gästehandtücher sind oben im Schrank.« Sie wartete, bis Shannon die Tür hinter sich geschlossen hatte, bevor sie sich wieder zu Torik umdrehte. Erschrocken fuhr sie zurück, als sie merkte, dass er sich unbemerkt angeschlichen hatte und ihr jetzt so nah war, dass sie seine Körperwärme spüren konnte.
»Woran hast du eben gedacht?« Seine Stimme strich sanft über sie. Er legte einen Finger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf an. »Caitlin?«
Sie befeuchtete ihre plötzlich trockenen Lippen mit der Zunge. »Ich … ich habe mich gefragt, ob du heute Abend noch weiterfährst.«
Seine dunklen Augen schienen zu glühen. »Möchtest du das?«
»Nein!« Verlegene Wärme stieg in ihre Wangen. »Ich meine … Ich würde mich freuen, wenn du noch eine Nacht im Gästeapartment verbringen würdest. Das ist das Mindeste, das ich für dich tun kann, nachdem ich dir noch einen Urlaubstag verdorben habe.«
Seine Finger legten sich über ihre Lippen. »Ich habe doch schon gesagt, dass mir das nichts ausmacht.«
Hoffnung und Freude stiegen in ihr auf. »Heißt das, du bleibst?«
Torik neigte den Kopf. »Das heißt es wohl.«
Keiras Nackenfell
Weitere Kostenlose Bücher