Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
nach ihr suchen, aber ich kann hier nicht weg, ohne Marisa und Isabel zu gefährden und auch die Beweise ungeschützt zu lassen.«
Finn stieß einen leisen Fluch aus. »Verdammt, ich hatte so etwas befürchtet. Ich hätte Torik zu euch schicken sollen.«
»Dann wäre Caitlin Walker jetzt tot oder verschleppt, was uns vor ganz andere Probleme stellen würde. Und wenn wir gewartet hätten, bis er die Sache erledigt hat, hätte es hier zu spät sein können.«
Ein tiefer Seufzer drang durch die Leitung. »Ich weiß.« Finn senkte die Stimme. »Ich hoffe nur, Keira ist nichts passiert, ich könnte es mir nie verzeihen.«
»Nicht nur du. Aber noch hoffe ich darauf, dass sie einfach nur beschäftigt ist und die Sache in absehbarer Zeit erledigt haben wird.« Coyle schwieg einen Moment. »Keira ist stark und eine gute Wächterin. Sie wird sich nicht von irgendwelchen Menschen übertölpeln lassen – wenn hier überhaupt welche sind.«
Finn räusperte sich. »Ich werde Torik anrufen und sagen, dass er sich sofort auf den Weg zu euch machen soll. Es kann allerdings einige Zeit dauern, bis er bei euch ist. Haltet ihr die Nacht durch?«
Die Vorstellung, die ganze Nacht in diesem Haus zu verbringen, war nicht gerade angenehm, aber sie würden es überleben. »Ja. Wenn ich irgendeine Möglichkeit sehe, ungesehen aus dem Haus zu kommen, werde ich Keira suchen.«
»Danke, Coyle. Wenn du sie siehst, sag ihr … «
Coyle spürte einen Druck in seiner Brust. »Dass du sie liebst. Ich werde es ausrichten, auch wenn ich sicher bin, dass sie es weiß.« Er rieb über seine Stirn. »Sollten wir versuchen, die Beweise zu vernichten? Sie dürfen auf keinen Fall in die Hände der Menschen geraten.«
»Geht das denn, dass sie vollständig zerstört werden? Melvin meinte, dass Spezialisten es immer noch schaffen, die Daten auf einer Computer-Festplatte zumindest teilweise zu retten, selbst wenn es ein Feuer gab oder etwas ähnlich Zerstörerisches. Außerdem würde ich gerne sehen, was Stammheimer an Daten gesammelt hat. Ich denke, es wäre gut zu wissen, womit wir es zu tun haben.«
»Okay, sofern es irgendwie geht, werden wir sie heil mitbringen. Aber bevor sie jemand anders in die Hände fallen, zerstöre ich sie.«
»Gut. Ich melde mich wieder. Halt mich auf dem Laufenden, wenn sich bei euch etwas ändert.« Finns Stimme klang rau.
»Mache ich.«
»Passt auf euch auf!«
Coyle steckte das Handy in seine Hosentasche und nahm seine Position am Fenster wieder ein. Noch immer war nichts von Keira zu sehen.
Amber schreckte auf, als es an der Tür ihrer Hütte klopfte. Nachdem Lana endlich eingeschlafen war, hatte sie sich mit Griffin ins Obergeschoss zurückgezogen, um die Kleine nicht zu stören. Wie immer hatten sie nicht lange die Finger voneinander lassen können und waren schließlich erschöpft auf dem Bett zusammengebrochen. Griffin rührte sich neben ihr und fuhr mit der Hand über ihren Arm.
»Was hast du?« Seine Stimme klang rau.
Auch nach all den Monaten kam es ihr wie ein Wunder vor, dass ihr Adlerwandler neben ihr lag und ihr Leben mit ihr teilte. Sie konnte hören, wie sich die Hüttentür öffnete, leise Schritte erklangen auf der Treppe. Griffin war schneller aus dem Bett, als sie sich vollständig aufsetzen konnte. Amber atmete tief ein und sackte erleichtert zusammen. »Es ist Finn.«
Griffin drehte sich zu ihr um. »Wehe, er hat Lana geweckt.«
Lächelnd schob Amber die Beine aus dem Bett. Es war unglaublich süß zu sehen, wie Griffin sich um ihr Ziehkind kümmerte. Wenn er nicht gerade als Wächter im Gebiet unterwegs war, sorgte er dafür, dass Lana sich bei ihnen wohlfühlte. Ihre Eltern, der Einzelgänger Nolen und seine Gefährtin sowie Lanas Bruder lebten am Rand des Berglöwengebiets. Da sie es in der Gruppe nicht aushielten, brachte Amber Lana so oft wie möglich zu ihnen, damit sie ihre Familie nicht vergaß.
Die Heilerin der Gruppe, Fay, hatte Lana vor einem halben Jahr vor dem Tod gerettet, doch die Kleine war immer noch so schwach, dass sie nicht mit ihren Eltern in der Wildnis leben konnte. Und da Fay eine chronische Lungenkrankheit diagnostiziert hatte, war eine dauerhafte Rückkehr zu ihnen unwahrscheinlich. Lana würde immer auf Medikamente und vor allem ein festes Zuhause angewiesen sein. Als Nolen Amber gefragt hatte, ob sie bereit wäre, sich um seine Tochter zu kümmern, hatte sie, ohne zu zögern, zugesagt. Lana war ihr vom ersten Moment an ans Herz gewachsen, und auch Griffin nahm
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