Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
vorsichtig und komm schnell zu mir zurück!«
»Immer.«
Als Griffins Hände sich von ihr lösten, biss Amber auf ihre Lippen, um ihn nicht anzuflehen, sie nicht zu verlassen. Stattdessen folgte sie ihm ins Wohnzimmer, wo Lanas Bett stand. Tränen traten in ihre Augen, als sie beobachtete, wie Griffin sich über das Berglöwenjunge beugte und mit den Fingern behutsam über den kleinen Kopf streichelte. Sie konnte sich noch gut an den Moment erinnern, als Lana sich zum ersten Mal in einen Menschen verwandelt hatte. In Griffins Augen hatte so viel Liebe und Wunder gelegen, dass es Amber die Kehle zugeschnürt hatte.
Lana hatte sich wie immer im Bett umgedreht und sich ein Nest aus der Bettdecke gebaut, in dessen Mitte sie lag. Es würden wahrscheinlich noch einige Monate vergehen, bis die Kleine ihre menschliche Gestalt besser kontrollieren und halten konnte, und auch sprechen musste sie erst noch lernen. Amber konnte es kaum erwarten, bis es so weit war, denn Griffin verstand Lana in ihrer Berglöwengestalt nicht.
Griffin richtete sich auf und zog Amber noch einmal an sich. Sein Kuss war diesmal tief und eindringlich, seine Hände glitten über ihren nackten Körper, als wollte er ihn sich einprägen. Schließlich löste er sich von ihr. »Ich liebe dich.«
»Und ich dich.« Amber zwang sich, ihn nicht zurückzurufen, als er die Hütte verließ.
12
Torik ließ das Buch auf seine Brust sinken und atmete tief durch. Es war geradezu peinlich, wie Caitlin ihn in ihrem Roman als sexbesessenen Wandler beschrieb, der seine Triebe nicht unter Kontrolle hatte. Trotzdem erregten ihn die heißen Liebesszenen zwischen Tarek und der Menschenfrau. Was noch peinlicher war. Seine Hose schien immer enger zu werden, und der Jeansstoff rieb unangenehm an seiner Haut. Lasen Frauen so etwas wirklich und dachten, es wäre die Realität? Nun ja, zugegeben, seit er Caitlin nach dem Überfall nach Hause gebracht hatte, bekam er sie nicht mehr aus seinem Kopf und vergaß sogar hin und wieder seine Pflichten, was ihm normalerweise nicht passierte. Und die Vorstellung, noch einmal ihre weiche Haut zu berühren …
Angewidert von sich selbst legte er das Buch zur Seite und schwang die Beine aus dem Bett. Es wurde eindeutig Zeit für eine Tour über das Grundstück. Shannon Hunter war bereits vor einiger Zeit wieder gefahren, und Caitlin würde inzwischen zu Bett gegangen sein. Erstaunlicherweise hatte er das Abendessen mit den beiden Frauen sogar genossen. Sie hatten ihn mit Geschichten aus dem Literaturbetrieb unterhalten, mal lustig, mal ärgerlich, und einige Male hatte er sich gefragt, ob sie sich das nur ausdachten, weil es so unglaublich klang. Doch sie schworen, dass jedes Wort wahr wäre – sofern es bei professionellen Geschichtenerzählern so etwas wie die Wahrheit gab. Hin und wieder waren sie in Schwärmereien für ihre fiktiven Helden versunken, und Torik war währenddessen unruhig auf seinem Stuhl hin und her gerutscht.
Nicht zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass Caitlin ihn vielleicht nur anziehend fand, weil er wie ihr geliebter Tarek aussah. Oder anders herum. Der Gedanke verbesserte seine Laune nicht unbedingt. Mehr als einmal hatte er Caitlin inzwischen dabei erwischt, wie sie ihn mit großen Augen beobachtete, so als erwartete sie zu sehen, wie er sich verwandelte. Mit Mühe hatte er den Drang unterdrückt, mit den Händen über sein Gesicht zu fahren, um sich zu vergewissern, dass er nirgends Berglöwe war.
Torik hatte sich schließlich zurückgezogen, damit sich die beiden Freundinnen in Ruhe unterhalten konnten. Sowie er aus der Tür war, hatte Shannon einen bewundernden Pfiff ausgestoßen, und Caitlin war in Gelächter ausgebrochen. Daraufhin war Torik so schnell geflüchtet, wie er konnte. Er wollte gar nicht wissen, was sie über ihn redeten. Nach der Lektüre des Buches konnte er es sich ungefähr vorstellen.
Torik schnitt eine Grimasse und zog rasch seine Hose aus. Kopfschüttelnd ignorierte er seinen steifen Schaft und löste sein Haarband. Es wurde Zeit, dass er das tat, wofür er gekommen war: Er musste endlich herausfinden, woher Caitlin so viel über die Berglöwenwandler wusste. Finn war nicht besonders glücklich gewesen, als Torik ihn nach dem Essen angerufen und berichtet hatte, dass er noch keinen Schritt weiter war, dafür aber zwei Leichen gefunden hatte, deren Mörder er nicht kannte. Also zuerst ein Kontrollgang, und dann würde er sich in Caitlins Haus umsehen. Er brauchte dafür noch
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