Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
zu haben, Keiras Fell in die falsche Richtung zu streichen, wenn du verstehst, was ich meine. Ich glaube, er mag sie.«
Marisas Mundwinkel hoben sich. Sie konnte sich bildlich vorstellen, wie Keira auf Sawyers Einmischung reagiert hatte. Auch wenn die Berglöwenfrau sie nicht mochte, wünschte Marisa ihr, dass sie auch bald einen Mann fand, den sie lieben konnte und der sie liebte. Es war offensichtlich, wie unglücklich Keira war und dass Marisas Beziehung zu Coyle daran einen großen Anteil hatte. »Wie war das noch? Was sich neckt, das liebt sich?«
Coyle stieß einen tiefen Seufzer aus. »Schön wäre es. Bei Keira kann man leider nie sagen, ob sie jemanden wirklich nicht mag oder ob sie sich so verhält, weil sie nicht weiß, wie sie ihre Zuneigung zeigen soll. Auf jeden Fall können wir sicher sein, dass Sawyer ihr nicht gleichgültig war.«
»Ich fände es jedenfalls schön, wenn ein Mann erkennen würde, was für eine tolle Frau sie ist.«
Coyle hob ihre Hand zu seinen Lippen und küsste sie. »Du willst doch nicht schon wieder jemanden verkuppeln, oder?«
Gespielt empört blickte Marisa ihn an. »Wann hätte ich das jemals getan?«
»Wie war das noch in Escondido mit Ryan Thorne?«
In Erinnerung an den Tierarzt, der inzwischen mit der Leopardenwandlerin Kainda in Namibia lebte, musste sie lächeln. »Ich brauchte da gar nichts zu tun, er liebte sie schon, als er noch dachte, sie wäre eine normale Leopardin. Ich habe ihm lediglich einen kleinen Hinweis gegeben, dass mehr in ihr steckt, als er denkt. Den Rest haben die beiden alleine erledigt.«
»Wenn du meinst.« Coyle gab sich keine Mühe, seine Skepsis zu verbergen. »In diesem Fall stimme ich dir jedenfalls zu: Es wäre gut, wenn Keira jemanden finden würde, der sie liebt. Ich glaube, sie ist sehr einsam.«
Genau das war einer der Gründe, warum sie Coyle liebte: Er kümmerte sich um seine Leute, auch wenn er nicht mehr Ratsführer war. »Was könnte … « Sie brach ab und fluchte, als ein Wagen hinter ihr auftauchte und sie im Rückspiegel blendete. Schnell verstellte sie den Spiegel und versuchte, trotz der hellen Flecken auf ihrer Netzhaut etwas zu sehen.
»Was ist?« Coyle griff ins Lenkrad und hielt den Wagen in der Spur, als er zu nah an den unbefestigten Seitenrand geriet.
»Der Mistkerl hinter uns blendet mich. Ich hasse diese riesigen Kisten!« Marisa verengte ihre Augen zu Schlitzen, aber das brachte nur wenig. Sie sah nur schwarze und weiße Punkte.
»Fahr langsamer und lass ihn vorbei. Wenn er es so eilig hat, soll er sich alleine totfahren.« Coyles Stimme klang ruhig, und Marisa war froh, dass er bei ihr war.
»Würde ich ja machen, wenn ich etwas sehen könnte.« Ihre Hände krampften sich um das Lenkrad, während ihr Fuß auf dem Gaspedal sich hob.
»Ich lenke, und du bremst, dann kriegen wir das hin.« Für jemanden, der gar nicht Auto fahren durfte und es auch so gut wie nie tat, klang Coyle, als wäre es die einfachste Sache der Welt.
»Okay.« Im Seitenspiegel sah sie, wie die Scheinwerfer hinter ihr schnell aufholten, während sie vorsichtig auf die Bremse trat. Als sie schon dachte, der Wagen würde endlich an ihnen vorbeifahren, spürte sie einen harten Schlag.
Coyle fluchte unterdrückt, seine Hand schloss sich fester um das Lenkrad, während er versuchte, das schlingernde Auto wieder unter Kontrolle zu bringen. »Was sind das denn für Idioten, die werden doch wohl unsere Bremslichter gesehen haben!«
Der Wagen hinter ihnen fiel wieder etwas zurück, und Marisa dachte schon, er würde anhalten, um den Schaden zu begutachten, doch dann brauste er wieder heran, schneller als zuvor.
»Gib Gas!« Coyles Ruf ging fast in dem Knirschen von Metall unter, als sie erneut getroffen wurden.
Automatisch trat sie auf das Gaspedal, und sie schossen vorwärts. Noch immer konnte sie kaum etwas erkennen, aber Coyles Hand am Lenkrad hielt sie auf der Straße. Furcht wirbelte durch ihren Körper, und sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. »Oh Gott, warum machen die das?«
Coyles Stimme klang gepresst, als er antwortete. »Es könnten normale Rowdys sein, aber ich glaube eher, dass sie uns zum Anhalten zwingen wollen, um an die Beweise zu kommen.«
Ein lautes Dröhnen war zu hören, als ihr Verfolger alles aus seinem Motor herausholte und sich neben sie setzte. Marisa trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch, aber sie konnte den Pick-up nicht abhängen. Immerhin wurde sie jetzt nicht mehr geblendet, und ihre Augen
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