Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
Coyle auf. Er wünschte wirklich, die anderen Wandlergruppen würden es ihnen etwas leichter machen. »Dann schicken wir demnächst einen Botschafter, ist das in Ordnung?« Er hatte noch nicht vergessen, wie die Adlerwandler Amber angegriffen hatten, als sie mit einer Nachricht des Rats in ihr Gebiet eingedrungen war. Seine Schwester wäre beinahe bei der Attacke gestorben, wenn Griffin sie nicht gerettet hätte. Deshalb würde der Rat nur noch jemanden aus der Gruppe schicken, wenn vorher klar war, dass dieser den anderen auch willkommen sein würde.
Sawyer neigte den Kopf. »Natürlich.«
Keira verschränkte die Arme über der Brust und blickte ihn finster an. »Woher habt ihr eigentlich gewusst, dass es hier Ärger gibt?«
»Nachdem wir vor einem Jahr den Geruch von Berglöwenwandlern in der Gegend gewittert und Spuren gefunden hatten, beobachteten wir dieses Gebiet. Als unser Späher heute meldete, dass er nicht nur zwei Berglöwenwandler, sondern auch noch Menschen gesichtet hatte, wollten wir herausfinden, was vor sich geht.« Sawyer grinste Keira an. »Deine Methode, die Menschen auszuschalten, war sehr interessant anzuschauen, und ich hätte mich nicht eingemischt, wenn du nicht fast in die Falle gelaufen wärst.«
Coyle beobachtete erstaunt, wie Keiras Gesicht rot anlief. Mit einem wütenden Schrei sprang sie den Berglöwenmann an. Er erwischte sie gerade noch am Handgelenk, während Sawyer gelassen zur Seite trat. »Warum bringst du nicht schon etwas zum Wagen, Keira? Ich komme sofort nach.«
Keira stieß einen frustrierten Laut aus, ihre Augen hatten sich verändert. Für einen Moment befürchtete Coyle, dass sie nicht auf ihn hören würde, doch dann riss sie sich los und stürmte ins Haus zurück.
Sawyer lachte. »Ich finde sie wunderbar.«
Der Kerl war eindeutig verrückt. Coyle sah ihn zweifelnd an. »Sie hätte dich beinahe einen Kopf kürzer gemacht.«
»Ich mag feurige Frauen. Es wird nie langweilig mit ihnen.« Sawyer hob die Schultern.
Coyle bemerkte Sawyers Erregung und lächelte. Vielleicht ließ er sich nicht von Keiras spröder Art und ihrer Wut abschrecken und konnte sie ein wenig zähmen. Das Lächeln verging ihm. Zu dumm nur, dass Sawyers Gruppe so weit entfernt lebte. Keira würde sich bestimmt weigern, noch einmal in seine Nähe zu kommen. Davon abgesehen hatten sie im Moment andere Probleme. Coyle hielt Sawyer die Hand hin. »Noch einmal danke für eure Hilfe. Solltet ihr jemals Unterstützung brauchen, meldet euch bei uns.« Er schrieb ihre Telefonnummer und die E-Mail-Adresse auf einen Zettel und gab sie dem Berglöwenmann.
Sawyer sah einige Zeit auf den Zettel und gab ihn dann zurück. »Ich habe sie mir eingeprägt.« Er deutete auf seinen nackten Körper. »Keine Hosentasche.« Beinahe sehnsüchtig blickte er zum Haus, dann schüttelte er den Kopf. »Ich sollte jetzt gehen. Wir sehen uns.« Damit verwandelte er sich und tauchte in der kargen Landschaft unter.
»Ist er endlich weg? So ein unerträglicher Kerl!« Keira ging mit einem Karton an ihm vorbei zum Auto.
»Ich bin jedenfalls froh, dass er zur Stelle war, als wir Hilfe brauchten.«
Mit mehr Kraft als Finesse stopfte sie den Karton in den Wagen. »Ich hätte das auch alleine hinbekommen.«
Coyle wartete, bis sie sich wieder umdrehte. »Das weiß ich, Keira, aber so können wir sicher sein, dass die Kerle uns nicht verfolgen.«
Ihr Gesichtsausdruck wurde etwas weicher. »Na, wenigstens waren sie dann für etwas gut.« Sie ging wieder an ihm vorbei ins Haus.
Kopfschüttelnd folgte Coyle ihr. Vermutlich würde er Keira nie verstehen, aber das war auch nicht wichtig. Es zählte nur, dass sie ihre Aufgabe erfüllt hatten und gesund nach Hause zurückkehren konnten. Coyle blieb stehen, als ihm einfiel, dass Isabel alleine gekommen war. Sie durften die junge Frau auf keinen Fall ohne Schutz nach Los Angeles fahren lassen. Wer auch immer wusste, dass sie ins Haus gegangen waren, und deshalb die Verbrecher geschickt hatte, musste auch wissen, dass das Haus Isabel gehörte und wo sie lebte.
Coyle zog das Handy heraus und wählte die Nummer des Lagers. Finn meldete sich sofort, obwohl es bereits nach ein Uhr war. Wahrscheinlich hatte er die ganze Zeit auf eine Nachricht von ihnen gewartet. Coyles schlechtes Gewissen meldete sich, weil er nicht daran gedacht hatte, Finn sofort anzurufen. »Keira geht es gut.«
Ein erleichterter Seufzer drang durch den Hörer. »Gott sei Dank!« Finns Stimme klang rau. »Was ist passiert,
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