Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
warum war sie so lange verschwunden?«
»Es waren tatsächlich einige Menschen auf dem Grundstück, Keira hat sie außer Gefecht gesetzt. Glücklicherweise kamen ihr einige Berglöwenwandler zu Hilfe, die in diesem Gebiet leben.« Coyle musste grinsen, als er an Sawyers Reaktion auf Keira dachte. »Alles Weitere erzähle ich dir, wenn wir zurück sind, ich habe nicht viel Zeit, weil wir so schnell wie möglich von hier verschwinden wollen.«
»Okay, ich werde Griffin anrufen, dass er zurückkommen kann. Er müsste schon fast bei euch sein, hoffentlich ist er noch im Auto.«
Nach kurzer Überlegung schüttelte Coyle den Kopf. »Nein, sag ihm, er soll uns unterwegs treffen, es ist besser, wenn wir noch jemanden dabeihaben, der die Beweise schützen kann. Außerdem kann er uns tragen helfen, wenn wir am Wald ankommen.«
»Reicht Keira nicht?«
»Ich will Keira mit Isabel nach Los Angeles schicken. Es gefällt mir nicht, wenn sie ungeschützt ist. Aber es ist deine Entscheidung.«
Finn atmete tief durch. »Ja, vermutlich ist es besser so. Aber lange können wir Keira hier nicht entbehren. Eigentlich dürfte Isabel in Los Angeles nicht in Gefahr sein, sie hat weder irgendwelche Beweise für unsere Existenz, noch weiß sie, wo wir leben.«
Coyle bezweifelte, dass das die skrupellosen Menschen, die hinter ihnen her waren, aufhalten würde, aber er hatte im Moment keine Zeit darüber nachzudenken. »Ich werde Keira sagen, sie soll sich bei dir melden, wenn sie in Los Angeles ankommt.«
»Alles klar. Fahrt vorsichtig!«
»Marisa fährt immer vorsichtig.« Zumindest solange sie nicht ungeduldig wurde. Aber wenn er mit im Wagen war, hielt sie sich immer sehr genau an die Verkehrsregeln, um bloß keine Aufmerksamkeit zu erregen.
Finn gab einen ungläubigen Laut von sich, verkniff sich aber eine Bemerkung. »Sag Keira … « Eine Weile herrschte Stille. »Sag ihr, dass ich froh bin, dass es ihr gut geht und ich nie daran gezweifelt habe, dass sie eine gute Wächterin ist.«
»Ich werde es ausrichten.« Coyle klappte das Handy zu und steckte es in die Hosentasche. Marisa und Isabel kamen ihm mit kleineren Kartons beladen entgegen. »Seid ihr so weit fertig?«
Marisa nickte. »Wenn du noch den Rest holst, können wir fahren.«
»Wird gemacht.« Er musste grinsen, als Marisa die Augen verdrehte.
Das Lachen verging ihm, als er Isabels bleiches, angespanntes Gesicht sah. Es musste die Hölle für sie gewesen sein, sich so lange in dem Haus aufzuhalten, in dem ihr Vater ermordet worden war. Rasch holte er die letzten Kartons, damit sie diesen elenden Ort endlich verlassen konnten.
Marisa kniff die Augen zusammen, um mehr erkennen zu können. Es war kein Scherz gewesen, dass sie nachtblind war, deshalb fuhr sie ungern im Dunkeln auf unbeleuchteten Straßen. Wobei das immer noch besser war, als wenn ihr ein Auto entgegenkam und sie blendete, so wie gerade. Erleichtert atmete sie auf, als es endlich vorbei war. Am schlimmsten waren diese riesigen Ungetüme von Pick-ups, deren Scheinwerfer höher saßen als bei normalen Autos. Dazu kam noch die Müdigkeit, die nach dem langen Tag von ihr Besitz ergriffen hatte und durch die Dunkelheit noch verstärkt wurde. Sie blickte zu Coyle hinüber, der stumm und wachsam auf dem Beifahrersitz saß. Vielleicht konnte sie sich wach halten, wenn sie sich unterhielten.
»Glaubst du, es geht Isabel gut?«
Coyle wandte ihr seinen Kopf zu, und sie konnte erkennen, dass sich die Pupillen seiner Berglöwenaugen geweitet hatten, bis kaum noch etwas von der Iris zu sehen war. Wahrscheinlich konnte er in der Dunkelheit besser sehen als sie am Tag. Es war einfach ungerecht. »Keira wird sich um sie kümmern. Sie sollten ohne Probleme in Los Angeles ankommen.«
»Keira schien nicht gerade begeistert von der neuen Aufgabe. Ich hoffe, sie lässt es nicht an Isabel aus.«
Coyle legte seine Hand beruhigend auf ihren Oberschenkel. »Keira wird die Aufgabe erfüllen und dafür sorgen, dass es Isabel gut geht. Auch wenn es nicht so wirkt, Keira würde nie ihre Wut an einem Unschuldigen auslassen. Und Isabel trägt keinerlei Schuld an dieser Situation.«
Marisa war sich da nicht so sicher, zog es jedoch vor, Coyle zu glauben. »Keira sah furchtbar wütend aus, als sie ins Haus kam. Meinst du, das lag an den Menschen?« Seltsamerweise begann Coyle zu lachen. »Was ist daran so lustig?«
Lächelnd sah Coyle sie an. »Du hast den Berglöwenwandler Sawyer nicht kennengelernt. Er scheint ein Talent dafür
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