Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
diese … Scheißkerle gewinnen, oder?« Als er den Mund öffnete, konnte sie seine Reißzähne sehen. »Gut, werde wütend. Schick sie zur Hölle! Du weißt, dass sie … die Beweise nicht bekommen dürfen.«
Coyle beugte sich vor und küsste sie zärtlich. »Halt durch, ich komme gleich wieder.« Als er sich rückwärts aus der Beifahrertür manövrierte, konnte sie Blut auf seiner Kleidung sehen. Er war auch verletzt!
Angst durchzuckte sie, dass sie Coyle nie wiedersehen könnte. »Ich liebe dich.«
Coyles Augen lagen einen langen Moment auf ihr. Tränen schimmerten darin. »Merk dir das, bis ich zurückkomme.«
Schwach lehnte Marisa den Kopf an die Kopfstütze, während sie beobachtete, wie er sich auszog und aus ihrer Sicht verschwand. Außer einem seltsamen Zischen und Knacken vom Auto war nichts zu hören. Hoffentlich gelang es Coyle, die Verbrecher zu besiegen. Sie wusste, dass er sich nicht in Sicherheit bringen würde, solange sie noch hier war, und insgeheim war sie froh darum. Die Vorstellung, alleine zu sterben, war furchtbar. Sie wollte leben, und zwar mit Coyle an ihrer Seite. Als sie neben sich Sand knirschen hörte, drehte sie ihren Kopf ruckartig zum Fenster. Durch die zersprungene Scheibe konnte sie nur einen dunklen Schatten erkennen. Aber er trug Kleidung, während Coyle nackt war. Noch einmal versuchte Marisa verzweifelt, sich zu befreien, aber das Wrack hielt sie gefangen.
Ein Gesicht erschien vor ihrem Fenster. Als der Mann ihren Zustand sah, grinste er höhnisch. »Dumm gelaufen, was?«
Marisa zuckte erschrocken zurück, als er mit dem Ellbogen gegen das Fenster schlug. Glaskrümel flogen in ihr Gesicht, und sie wandte sich rasch ab. Etwas Hartes drückte sich gegen ihre verletzte Kopfseite, und sie schrie unterdrückt auf.
»Sag mir, wo dein Freund ist.« Ein Klicken war zu hören, und Marisa erkannte, dass die Mündung einer Pistole gegen ihre Schläfe gedrückt wurde. Sie presste die Lippen zusammen und schwieg. »Aber eigentlich ist er ja gar nicht dein Freund, schließlich hat er dich hier alleine gelassen, um sich selbst zu retten. Das ist nicht gerade die feine Art.«
Marisa schloss die Augen und stellte sich vor, wie Coyle diesen Mistkerl so fertigmachte, dass er nie wieder auch nur daran denken würde, jemanden mit einer Waffe zu bedrohen. Ein Lächeln spielte um ihre Lippen. Schließlich sah sie den Verbrecher direkt an. »Sie würden Vertrauen und Freundschaft nicht mal erkennen, wenn sie Ihnen in den Hintern beißen. Glauben Sie ja nicht, dass Sie damit durchkommen werden.«
Der Mann beugte sich wütend vor. »Ich komme schon damit durch. Aber was vergeude ich meine Zeit mit einer Toten, ich habe Wichtigeres zu tun.«
Schweiß lief Marisa über die Stirn und brannte in ihren Wunden. Das Herz hämmerte in ihrer Brust, ihre Muskeln zogen sich zusammen. Sie weigerte sich, zu glauben, dass es so enden würde. Nicht, wenn sie Coyle und ihre Freunde zurücklassen musste. Und schon gar nicht, wenn die Verbrecher dann auch noch Beweismaterial in die Hände bekamen. Aber sie konnte nichts dagegen tun. Auf diese Entfernung konnte die Kugel sie gar nicht verfehlen. Die einzige Möglichkeit war, zu versuchen, dem Verbrecher die Pistole aus der Hand zu schlagen. Allerdings schmerzte ihre gesamte linke Seite, mit der sie gegen die Autotür geprallt war, und sie konnte die Arme kaum heben. Entschlossen presste sie die Zähne zusammen und sammelte all ihre Kraft. Sie würde nur einen Versuch haben, ohne Überraschungseffekt hatte sie keine Chance.
Ein hoher Schrei ertönte außerhalb des Wagens, begleitet von einem lauten Rauschen. Griffin!
»Was zum Teufel … ?«
Marisa nutzte die Gelegenheit, dass der Mann abgelenkt war und schlug seinen Arm mit aller Kraft nach oben. Ein Schuss löste sich und peitschte laut durch die Nacht.
15
Coyle erstarrte, als er den Schuss hörte, und blickte in Richtung des Autos. Die Unaufmerksamkeit nutzte sein Gegner sofort und versetzte Coyle einen harten Stoß. Doch er spürte ihn kaum, das Einzige, woran er denken konnte, war, dass er sofort zu Marisa musste. Die Möglichkeit, dass sie tot sein könnte, löste eine Flut von Gefühlen in ihm aus, allen voran maßlose Wut. Mit einem lauten Fauchen stürzte er sich auf den Verbrecher, der bereits am Boden lag, und schlug seine Krallen in dessen Oberkörper. Der Mann schrie auf und versuchte, Coyle von sich zu schieben, doch das gelang ihm nicht. Allerdings machten seine lächerlichen Versuche den
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