Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
einmal in Berglöwenform umzusehen. Wenn er morgen die ganze Zeit im Auto saß, würde er keine Gelegenheit dazu haben. Und vielleicht schaffte er es sogar, dabei Caitlins Duft und die erotischen Laute zu vergessen, die sie ausstieß, wenn er sie berührte.
Auch nach Stunden in der Wildnis gelang es ihm jedoch nicht, sich von seinen Gefühlen für Caitlin zu befreien. Im Gegenteil, je schneller er gelaufen war, desto stärker waren sie in ihm hochgebrodelt. Der Gedanke, sie nach seiner Rückkehr ins Lager nie wiederzusehen, schnürte ihm die Kehle zu, doch es war die einzige Lösung. Sie gehörte nicht in seine Welt und er nicht in ihre. Davon abgesehen würde er sich nicht noch einmal der Gefahr aussetzen, jemanden zu verlieren, der ihm so viel bedeutete.
Nachdem er die Umgebung des Hauses überprüft hatte, verwandelte Torik sich zurück und trat in das Apartment. Sein Entschluss stand fest: Am Morgen würde er Caitlin direkt danach fragen, woher sie die Ideen zu ihrem Buch hatte, und je nachdem, wie ihre Antwort ausfiel – und ob er ihr glaubte –, würde er entweder zum Lager zurückkehren oder dem Informanten einen Besuch abstatten. Es widerstrebte ihm, sie allein zu lassen, besonders, da anscheinend jemand hinter ihr her war, doch er würde dafür sorgen, dass sie nicht ungeschützt blieb. Und wenn er dafür ihre Freundin Shannon anrufen musste. Deren Lebensgefährte würde wissen, wie er Caitlin schützen konnte, wenn er über militärische Erfahrung verfügte.
Torik schaltete das Licht nicht an, sondern bewegte sich im Dunkeln durch das Zimmer. Es war die beste Lösung, auch wenn er kaum ertragen konnte, Caitlin in andere Hände zu übergeben. Vielleicht war sie nach dem Tod der beiden Männer auch gar nicht mehr in Gefahr, doch davon konnte er nicht ausgehen. Sein Gefühl sagte ihm, dass noch jemand auf seine Gelegenheit lauerte und bald zuschlagen würde.
Als er ins Bad gehen wollte, sah er aus den Augenwinkeln ein blaues Licht aufblitzen. Es dauerte einen Moment, bis er erkannte, dass es sich um sein Handy handelte. Oder vielmehr das, was Marisa ihm gegeben hatte, normalerweise besaß er so etwas gar nicht. Vermutlich vergaß er deshalb ständig, es mitzunehmen. Torik klappte es auf und stellte fest, dass Finn in seiner Abwesenheit mehrmals versucht hatte, ihn zu erreichen. Verdammt, sicher war es etwas Wichtiges, und er hatte sich stattdessen draußen herumgetrieben oder mit Caitlin Dinge getan, die er Finn ganz sicher nicht erzählen wollte. Der Ratsführer würde nicht verstehen, wie Torik auch nur für einen Moment vergessen konnte, weshalb er hier war.
Nach kurzem Zögern rief Torik zurück. Auch wenn es erst vier Uhr morgens war, würde Finn darauf warten, dass er sich meldete. Seine Vermutung wurde bestätigt, als sich sein Freund sofort meldete. Es klang nicht so, als wäre er im Bett gewesen.
»Wo bist du gewesen? Ich versuche seit Stunden, dich zu erreichen. Ich habe mir Sorgen gemacht, dass dir auch etwas passiert sein könnte.«
Torik schnitt eine Grimasse. »Ich habe das Haus nach Beweisen durchsucht, und dann habe ich die Umgebung kontrolliert.« Und dazwischen hatte er unglaublichen Sex gehabt, zweimal, um genau zu sein, mit einer Menschenfrau, die eventuell das Ende der Wandler bedeuten könnte. Es dauerte einen Moment, bis Torik klar wurde, was Finn gesagt hatte. »Was meinst du mit ›auch‹?«
Ein müder Seufzer war zu hören. »Jemand hat Marisas und Coyles Wagen von der Straße gedrängt. Er hat sich überschlagen, und Marisa wurde eingeklemmt. Coyle konnte mit Griffins Hilfe die beiden Männer ausschalten, aber sie mussten Marisa allein lassen, damit sie in ein Krankenhaus gebracht wird.« Sorge und Müdigkeit klangen in Finns Stimme mit.
Torik verstand überhaupt nichts mehr. »Moment mal, was tut Griffin in Nevada? Fang noch mal ganz am Anfang an, ich glaube, ich bin nicht auf dem Laufenden.«
»Was daran liegen könnte, dass du nicht an dein Telefon gegangen bist.« Finn holte tief Atem und berichtete die ganzen Ereignisse bis zu dem Punkt, an dem Coyle und Griffin sich in der Nähe versteckt hatten, während Marisa aus dem Wrack geschnitten und in einem Krankenwagen abtransportiert wurde.
»Weißt du, wie es Marisa geht?«
»Wir sind bisher noch nicht zu ihr durchgekommen. Sie lassen nur Leute in die Intensivstation, die sich auch ausweisen können. Dazu gehört Coyle logischerweise nicht, außerdem ist er ebenfalls verletzt, und der Berglöwe ist zu dicht an der
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