Ghostwalker 04. Fluch der Wahrheit
etwas anderes. »Was? Nun rede endlich!«
Deutlich widerwillig sah Keira sie an. »Der Wagen von Marisa und Coyle wurde von der Straße gedrängt. Anscheinend waren noch andere Verbrecher in der Nähe, die ihnen gefolgt sind. Es könnte sogar jemand dem Krankenwagen nach Las Vegas gefolgt sein.«
Isabel presste eine Hand vor den Mund, ein Schauder lief durch ihren Körper. Schließlich riss sie sich zusammen und richtete sich hoch auf. »Dann müssen wir erst recht dorthin. Ich nehme an, dass Coyle nicht ins Krankenhaus kommt?«
Keira neigte den Kopf. »Ein Wächter aus unserer Gruppe ist ein halber Mensch, er ist auf dem Weg.«
»Wann wird er ankommen?«
»Wahrscheinlich morgen am frühen Nachmittag, er kommt aus Montana.«
Wortlos zog sich Isabel ihre Hose an. Keira beobachtete sie einen Moment. »Bist du jetzt vernünftig geworden?«
Isabel schlüpfte in ihr T-Shirt, bevor sie antwortete. »Ich fahre zum Krankenhaus. Marisa braucht mich, erst recht, wenn euer Wächter erst so spät hier ankommt.« Als Keira protestieren wollte, blickte Isabel sie ernst an. »Du kannst entweder mitkommen oder hierbleiben, aber ich werde Marisa nicht im Stich lassen. Sie ist meine Freundin, und sie hat mir damals geholfen, als mein Vater Bowen und mich eingesperrt hatte. Ich schulde es ihr und auch eurer Gruppe, schließlich ist mein Vater für die ganze Sache verantwortlich.« Ihre Stimme brach, Tränen traten in ihre Augen.
Keiras Miene wurde etwas weicher. »Ich weiß genau, dass ich das bereuen werde.«
Spontan umarmte Isabel die Berglöwenfrau. »Danke. Wir tun ganz bestimmt das Richtige. Ich weiß, dass du auch für deine Freunde alles tun würdest.«
Rasch löste sich Keira von ihr. »Geh ins Bad, damit wir loskönnen. Besser, wir bringen es schnell hinter uns.«
Um die Entscheidung der Berglöwenfrau nicht zu gefährden, tat Isabel, was Keira ihr sagte. Ihre Hände zitterten, als sie ihr Gesicht wusch. Der Gedanke, dass Marisa schwer verletzt im Krankenhaus lag, war schon schlimm genug, aber genauso quälend war die Vorstellung, wie sehr Coyle bestimmt darunter litt, dass er nicht bei ihr sein konnte. Isabel presste die Lippen zusammen. Es war einfach ungerecht, dass die Wandler sich verstecken mussten und nicht mal offen mit ihren menschlichen Gefährten zusammenleben konnten.
Isabel verschloss schnell ihre Gedanken vor der Erinnerung an Bowen, bevor der reißende Schmerz wieder einsetzen konnte, der seit ihrem Abschied vor beinahe einem Jahr ihr ständiger Begleiter war.
Die Morgendämmerung brach gerade an, als Amber leise Stimmen hörte. Nachdem sie sich einige Stunden schlaflos im Bett herumgewälzt hatte, war sie aufgestanden und hatte sich auf den Hügel hinter ihrer Hütte gesetzt, von dem aus sie einen guten Überblick über die Umgebung hatte. Vor etwa zwei Stunden war Finn vorbeigekommen und hatte berichtet, dass Griffin sicher am Waldrand angekommen war und sich dort mit mehreren Wächtern traf, damit sie die Beweismittel zum Lager bringen konnten. Sie war unglaublich erleichtert, dass es ihrem Gefährten gut ging, aber Coyles und Marisas Schicksal ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Auch wenn Finn ihr versichert hatte, dass es ihrem Bruder den Umständen entsprechend gut ging und Marisa inzwischen in einem Krankenhaus war und die bestmögliche Versorgung erhielt, machte sie sich Sorgen. Coyle würde verrückt werden, wenn er längere Zeit von seiner Gefährtin getrennt war, und sie hoffte wirklich, dass er nichts Dummes anstellte.
Amber schnitt eine Grimasse. Okay, eigentlich durfte sie nichts sagen, schließlich war sie letztes Jahr mitten in eine bewaffnete Auseinandersetzung zwischen Menschen und Wandlern gerannt, um dem verletzten Griffin zu helfen. Aber immerhin war das im Wald gewesen und nicht irgendwo mitten in Las Vegas. Ein Wimmern riss sie aus ihren Gedanken und ließ sie zurück in die Hütte eilen. Auch wenn sie noch so sehr ins Lager laufen und sehen wollte, ob Griffin endlich zurückgekehrt war, konnte sie Lana nicht allein lassen. Vorsichtig schob sie die Tür auf und spähte in den dunklen Raum. Ein zerzaustes Fellknäuel blickte ihr über dem Rand des Bettes entgegen. Wie immer, wenn sie Lana sah, zog sich ihr Herz vor Liebe zusammen.
»Na, bist du schon wach? Du kannst es wohl auch nicht erwarten, bis dein Dad wiederkommt, oder?« Amber lehnte sich über das Gitter und streichelte sanft über das weiche Fell.
Überrascht zuckte sie zusammen, als Lana sich unter ihren Fingern
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