Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker
erlauben, einfach das Recht in die eigenen Hände zu nehmen. Überlassen Sie das der Polizei.«
Aufgebracht fuhr er mit der Hand durch seine Haare. »Was ist, wenn Sie keine Hinweise darauf finden, wo Isabel gefangen gehalten wird? Wollen Sie sie dann einfach dem Verbrecher überlassen?«
Die Farbe wich aus ihrem Gesicht. »Das ist unfair! Ich versuche mit allen mir verfügbaren Mitteln, Ihre Tochter zu finden. Sie … «
Caruso unterbrach sie. »Das weiß ich und ich bin auch dankbar für alles, was Sie für Isabel tun. Aber ich glaube, dass die Mittel der normalen Polizeiarbeit im Moment ausgeschöpft sind. Und Isabel kann nicht darauf warten, dass ihr Entführer eventuell irgendwann einmal einen Fehler macht.« Er blickte zum Gebäude hinüber und wünschte sich, er wäre nah genug dran, um Isabel spüren zu können. »Ich muss es zumindest versuchen. Es ist mir egal, was danach mit mir geschieht, solange Isabel befreit wird.«
»Caruso … «
Er legte seinen Finger auf ihre Lippen. »Was Sie auch sagen wollen, nichts wird mich davon abhalten. Ich hoffe, Sie verstehen das.« Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte er sich um und ließ sie dort zurück.
Er konnte ihren Blick auf seinem Rücken spüren und fragte sich, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, noch einmal mit ihr zu sprechen. Was hatte er dadurch gewonnen? Dawn würde trotzdem versuchen ihn aufzuhalten, wenn er das Gebäude betrat. Vielleicht hatte er es auch nur getan, um sie noch einmal zu sehen, mit ihr zu reden und sie berühren zu können. Genervt schüttelte er den Kopf. Für so etwas hatte er jetzt keine Zeit. Und wenn er Isabel befreit hatte, würde Dawn nach Las Vegas zurückkehren und er selbst würde … Caruso stockte. Er wusste gar nicht, was er machen würde, wenn seine Aufgabe hier erledigt war. Hatte er sich deshalb so in die Aufgabe gestürzt, Lee zu vernichten, weil er einen Halt brauchte, um nicht weiter ziellos durch das Leben zu treiben? Eine furchtbare Vorstellung.
Sowie Isabel frei und Lee tot oder verhaftet war, würde er sich damit auseinandersetzen müssen, was er mit dem Rest seines Lebens anfangen wollte. Caruso verzog den Mund. Seltsam, dass ihm das mehr Angst machte als der bevorstehende Kampf.
Fay sah von ihrer Tätigkeit auf, als die Tür ihrer Hütte nach einem kurzen Klopfen aufgestoßen wurde. Beruhigt, dass es nur Jamila war, die ihr in den letzten Monaten bei ihrer Arbeit als Heilerin der Berglöwengruppe geholfen hatte, wandte sie sich wieder der Paste zu, die sie gerade anmischte. »Hast du schon was von Finn gehört?« Sie konnte Jamila die Besorgnis um ihren Gefährten deutlich ansehen.
Jamila setzte sich neben sie an den Tisch. »Nichts, seit er sich wegen der Nevada-Wandler gemeldet hat, die auf dem Weg hierher sind.«
»Es geht ihm bestimmt gut, genauso wie den anderen.«
Mit einem tiefen Seufzer stützte Jamila die Ellbogen auf die Tischplatte. »Ich weiß. Aber es fällt mir wirklich schwer, hier herumzusitzen, während Finn und die anderen in Gefahr sind. Ich wünschte, ich könnte mehr tun.«
Fay blickte sie ernst an. »Du tust genug, Jamila. Immerhin hilfst du mir hier.« Sie erkannte die Unsicherheit in Jamilas Augen. »Hat dir etwa wieder jemand gesagt, dass du nicht hierhergehörst?«
Jamila verzog den Mund. »Ich bin vorhin Kearne begegnet. Er hat es nicht so direkt ausgedrückt, aber ich konnte deutlich spüren, was er von mir hält.«
Ärger brodelte in Fay hoch, wie immer, wenn jemand ihren Schützling schlecht behandelte. »Ich glaube, ich sollte Kearne mal wieder meine Meinung sagen. Sein überhebliches Gehabe geht mir gewaltig auf die Nerven. Auch wenn er im Rat sitzt, hat er noch lange nicht das Recht, dich ständig zu piesacken. Besonders wenn du dir nichts zuschulden kommen lassen hast.«
Traurigkeit lag in Jamilas Augen. »Lass das lieber, ich möchte nicht, dass du auch noch in seine Schusslinie gerätst. Es reicht, dass Finn ständig mit ihm streitet. Außerdem hat er in gewisser Weise Recht, schließlich habe ich damals geholfen, euch Leid zuzufügen. Vielleicht hätte ich doch mit Kainda nach Afrika zurückgehen sollen.«
Fay richtete sich gerade auf. »Was für ein Unsinn! Du gehörst hierher, zu Finn. Oder willst du ihn etwa alleinelassen?«
»Nein, natürlich nicht, aber … «
»Gut. Und was das andere angeht, es war nicht deine Schuld, sondern die des verdammten Jägers, der euch gefangen genommen hat. Er hat euch dazu gezwungen, Coyle anzugreifen, und wenn
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