Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker
überfordert die Männer ein wenig, gleich auf so viele Wandler zu treffen, daher habe ich die anderen gebeten erst einmal fernzubleiben, bis sie sich ein wenig eingewöhnt haben.«
Fay nickte. »Natürlich. Es wurden bereits Betten in die Ratshütte gestellt, damit sie sich dorthin zurückziehen können.«
»Dann hole ich sie jetzt.« Er wandte sich um und Fay konnte einen kurzen Moment lang sein muskulöses Hinterteil bewundern.
Mit einem Seufzer drehte sie sich wieder zu Jamila um, die sie wissend anlächelte. Fay zuckte die Schultern. »Ich kann es einfach nicht stoppen.«
»Das musst du meinetwegen auch nicht. Ich finde es schön, wie nahe ihr euch seid.«
Fay grinste. »Und seit Melvin in eine eigene Hütte gezogen ist, haben wir hier tatsächlich etwas mehr Ruhe und können uns noch näher kommen.«
Jamila schüttelte lachend den Kopf. »Wie habt ihr das nur mehrere Monate ausgehalten?«
»Wir sind sehr viel spazieren gegangen.« Fay stopfte eine rote Haarsträhne zurück, die aus ihrem Knoten entkommen war. »Ehrlich gesagt fand ich es sehr schön, Melvin näher kennenzulernen. Davor war er mir immer aus dem Weg gegangen, ohne dass ich den Grund dafür kannte. Ich denke, wir haben jetzt eine gute Beziehung, nachdem er verstanden hat, dass ich niemals versuchen würde, seine Mutter zu ersetzen.«
Bevor Jamila etwas dazu sagen konnte, öffnete sich die Tür erneut und Conner trat von vier Männern gefolgt ein. Fay bemühte sich, sie nicht zu offensichtlich anzustarren und ihren Schock darüber zu verbergen, wie ausgemergelt sie waren. Genau genommen wirkten sie mit ihren langen, wirren Haaren ein wenig verwahrlost. Schließlich löste sie sich aus ihrer Erstarrung und trat vor. »Herzlich willkommen in unserem Lager. Ich bin Fay, die Heilerin der Gruppe, und das hier ist Jamila, die bei mir in der Lehre ist.«
Unsicher blickten die Männer von Fay zu Jamila und bewegten sich unruhig. Schließlich fasste sich einer ein Herz. »Danke. Ich bin Galen, das sind Bran, Sloan und Lark.« Mit seinen schwarzen Haaren und den goldenen Augen wäre er eine echte Augenweide gewesen. Doch man sah seine Rippen deutlich unter der Haut, und seine Wangenknochen stachen scharf hervor. Sein Alter konnte sie kaum schätzen, vielleicht war er Anfang dreißig. Verschiedene Narben überzogen seinen Körper und zeugten davon, wie hart sein Leben in den letzten Jahren gewesen war. Und die anderen Männer sahen sogar noch schlimmer aus.
Fay lächelte ihn an. »Hallo Galen. Ihr habt sicher Durst, ich habe euch schon einen Aufbautrank vorbereitet. Danach zeige ich euch, wo ihr euch ausruhen könnt.«
Galen entspannte sich ein wenig und neigte den Kopf. Der hoffnungslose Ausdruck in seinen Augen aber blieb.
25
Zufrieden legte Lee das Telefon auf den Schreibtisch. Gerade hatte ihn einer der Labormitarbeiter davon informiert, dass die Untersuchung von Isabels Blut beendet war. Auf das Ergebnis war er extrem gespannt, vielleicht beantwortete das einige seiner Fragen. Rasch erhob er sich aus seinem Sessel und eilte zur Tür.
Während in der Nacht das Labor völlig ausgestorben war, wimmelte es jetzt von Wissenschaftlern und Mitarbeitern, die Tests an den Versuchsobjekten durchführten oder Proben untersuchten. Er hatte sich die besten Forscher gesichert, die mit Geld zu kaufen waren, trotzdem ging ihm die Sache zu langsam voran. Wie konnte es sein, dass sie nach all dieser Zeit immer noch nicht genug Ergebnisse beisammenhatten, um endlich einen Schritt weiterzukommen? Vermutlich lag es daran, dass es ihm bisher nur gelungen war, »normale« Wandler einzufangen, deren Genzusammensetzung zwar außergewöhnlich war, aber denen dennoch das gewisse Etwas fehlte, das er für einen Erfolg brauchte. Würde er heute endlich einen Durchbruch erzielen können?
Ungeduldig ging er auf den Wissenschaftler zu, der sämtliche Arbeiten im Labor koordinierte und einer der klügsten Köpfe im Bereich der Genforschung war. »Also, Meyers, was haben Sie gefunden?«
Meyers schob seine Brille zurecht und blinzelte Lee kurzsichtig an. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn der Wissenschaftler auch zu Hause die ganze Zeit nur in ein Mikroskop starrte. Jetzt winkte er ihn aber zu einem Computer, auf dessen Bildschirm ein Abschnitt der DNA gezeigt wurde. »Natürlich wurde noch nicht das gesamte Erbgut entschlüsselt, aber ich habe ein paar wichtige Sequenzen isoliert, die bei unseren Testobjekten bisher immer gute Resultate gebracht haben.«
Lee versuchte,
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