Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker
Als sie ihn erkannte, breitete sich Erleichterung in ihrem Gesicht aus. Mit einem leisen Schrei lief sie auf ihn zu, direkt in seine Arme.
Bowen schloss die Augen, als ihr Körper sich an seinen schmiegte. Seine Arme schlangen sich um sie und er hielt sie, so fest er konnte. Ein Geräusch beinahe wie ein Schluchzen entfuhr ihr. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Mit der Hand strich er tröstend über ihre Haare, als er ihr Zittern spürte.
»Es ist alles in Ordnung. Wir sind gleich hier raus.« Jedenfalls hoffte er das. Zumindest würde er alles tun, um sie unverletzt und so schnell wie möglich hier herauszubringen.
Isabel hob den Kopf von seiner Brust und blickte ihn mit feuchten Augen an. »Ich bin so froh, dass es dir gut geht.«
Langsam beugte er sich zu ihr hinunter und berührte sanft ihre Lippen mit seinen. Es fühlte sich so gut an, ihr wieder nah zu sein, dass er sie am liebsten nie wieder losgelassen hätte. Schließlich löste er sich widerstrebend von ihr und nahm ihre Hand. »Komm, wir müssen hier so schnell wie möglich raus.« Entschlossen wandte er sich in Richtung der Zwischentür.
»Nein, warte!« Isabel zog an seiner Hand, bis er sich wieder zu ihr umdrehte. »Wir müssen den anderen Wandlern helfen. Sie sind im Labor in Käfige eingesperrt, und ich glaube nicht, dass die auch geöffnet wurden.«
Bowen zögerte. Ganz sicher wollte er keinen Wandler hier zurücklassen, aber Isabels Sicherheit erschien ihm noch wichtiger. »Ich komme noch einmal zurück, wenn du draußen bist.«
»Du weißt nicht, wie viel Zeit ihnen bleibt.« Sie schob ihr Kinn vor. »Ich helfe ihnen. Wenn du das nicht willst, kannst du ja schon mal zum Fahrstuhl laufen und dir überlegen, wie wir ohne Schlüssel überhaupt nach oben kommen.«
Die Zähne zusammengebissen legte Bowen seine Hände auf Isabels schmale Schultern. Sein Gesicht schob er dicht an ihres. »Ich werde dich ganz sicher nicht alleine hier herumlaufen lassen. Ist das klar?« Im letzten Wort lag eindeutig ein Grollen.
Isabels Augen weiteten sich, aber dann lächelte sie nur. »Gut, dann komm mit.« Sie wirbelte herum und lief den Gang entlang.
Bowen blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Je näher sie dem Labor kamen, desto intensiver wurde der Geruch. Es waren eindeutig Wandler in der Nähe, aber mehr noch machte ihm der Gestank nach Labor, Angst und Ausdünstungen zu schaffen. Gott, er konnte sich nicht vorstellen, wie es sein musste, längere Zeit gefangen zu sein, noch dazu in Käfigen. Wie sollten die Wandler jemals wieder in ihr normales Leben zurückfinden? Kalter Schweiß trat auf seine Stirn, als sie näher kamen. Die Erinnerungen an seine Gefangenschaft drängten mit Macht in ihm hoch, und er hatte Mühe, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Nur der Druck von Isabels Fingern an seinen verankerte ihn im Hier und Jetzt. Seine Augen brannten, während seine Atmung immer unregelmäßiger wurde. Furcht schoss durch seinen Körper und zwang ihn beinahe in die Knie. Nur am Rande bemerkte er Isabels beruhigende Präsenz in seinem Kopf.
Als er stehen blieb, drehte sie sich zu ihm um. Ihre blauen Augen hatten sich verdunkelt, ihr Mund war unglücklich verzogen. »Es tut mir leid, ich hätte daran denken sollen, wie schlimm es für dich sein muss. Ich kann auch ohne dich … «
Bowen unterbrach sie. »Nein! Ich werde dich ganz sicher nicht alleine dort hineingehen lassen.«
»Aber … «
Mit seiner freien Hand strich er über ihre Wange. »Solange du bei mir bist, geht es mir gut.«
Das Blau ihrer Augen vertiefte sich. Mit einem knappen Nicken wandte sie sich wieder um und strebte weiter auf das Labor zu. Die Tür war nur noch wenige Meter entfernt, aber es war noch immer kein Geräusch zu hören. Seine Nackenhaare stellten sich auf und sein Instinkt sagte ihm, dass irgendetwas nicht stimmte. Er witterte die Wandler, also mussten sie dort sein und sicher konnten auch sie seine Anwesenheit riechen. Rasch zog er an Isabels Arm und bewegte sich vor sie.
»Was … ?«
Er legte seine Hand über ihren Mund und schüttelte den Kopf. Als er erkannte, dass sie ihn verstand, nahm er die Hand weg und wandte sich wieder der Tür zu. Zögernd streckte er seine Hand nach dem Griff aus und drückte die Klinke herunter. Bowen gab Isabel ein Zeichen, dort stehen zu bleiben, bevor er die Tür einen Spalt aufzog. Was auch immer Harken getan hatte, schien sämtliche Schlösser geöffnet zu haben. Bis auf die Wandler war niemand im Labor. Bowen
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