Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker
Berglöwenmann gab erneut einen rumpelnden Laut von sich und er leckte über ihr Fell. Darauf schien sie nur gewartet zu haben, denn sie legte sich dicht neben ihn und schmiegte sich an ihn.
Mit einem tiefen Seufzer drehte sich Isabel zu Bowen um. »Was machen wir jetzt?«
»Wir sehen zu, dass wir so schnell wie möglich hier rauskommen.« Er strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. »Warte hier, ich werde die anderen suchen und herbringen.«
Isabel wollte protestieren, erkannte dann aber, dass er Recht hatte. »Sei vorsichtig und komm schnell zurück.«
Ein Lächeln hob Bowens Mundwinkel, bevor er sich zu ihr hinunterbeugte und sie sanft auf den Mund küsste. »Das werde ich.«
Ungern ließ Isabel ihn los und sah ihm nach, als er zur Tür ging. Am liebsten würde sie hinter ihm herlaufen, aber sie wusste, dass er ohne sie schneller und vor allem unauffälliger sein würde. Außerdem mochte sie auch die geschwächten Wandler nicht alleine lassen. Zwar konnte sie nicht viel ausrichten, wenn Lee oder einer seiner Angestellten das Labor betreten sollte, aber sie war als Mensch zumindest in der Lage, mit ihm zu reden. Isabel verzog den Mund. Nun ja, fast Mensch. Noch immer konnte sie nicht glauben, dass sie wirklich Wandlerblut in sich trug. Vielleicht war es tatsächlich nur ein Trick von Lee gewesen, um sie zu verunsichern, aber da es ihre Fähigkeiten erklären würde, konnte es auch wahr sein. Isabel schüttelte den Kopf und konzentrierte sich lieber auf etwas anderes.
Bowen streckte gerade seine Hand zur Tür aus, als sie von außen aufgerissen wurde. Erschreckt stolperte er einen Schritt zurück, während Isabel nur mit Mühe einen Schrei unterdrückte.
Unbehaglich blickte Sawyer sich um, als sie das Gebäude betraten. Zwar hatte Harken die Türen geöffnet und die Kameras abgestellt, aber er hatte trotzdem den Eindruck, beobachtet zu werden. Vor allem fühlte er sich von dem ganzen Stahl und Beton um ihn herum beinahe erdrückt. Fast beneidete er den Adlerwandler, der draußen geblieben war, um die Umgebung des Gebäudes aus der Luft im Auge zu behalten und sie zu warnen, falls sie Besuch bekamen. Aber da er bei Keira sein wollte, schied diese Möglichkeit für ihn ohnehin aus. Mit angespannten Muskeln ging er weiter. Die Größe des Gebäudes wirkte verwirrend auf ihn und er fühlte sich dadurch im Nachteil. Ein Kampf draußen, wo seine Sinne nicht beeinträchtigt wurden, wäre ihm jedenfalls wesentlich lieber gewesen. Leider hatte sich ihr Gegner vermutlich genau deswegen hier verschanzt.
Keira schien das nicht so viel auszumachen – vielleicht konnte sie es aber auch einfach besser verstecken. Die Schultern gestreckt und mit vorgeschobenem Kinn folgte sie Finn durch die Eingangshalle. Für einen winzigen Moment ließ Sawyer sich von ihren geschmeidigen Schritten und dem Schwingen ihres Pos ablenken. Das brachte ihm einen Rippenstoß von Caruso ein, der neben ihm ging. Sawyer blickte ihn fragend an. Carusos Miene wirkte angespannt. Mit dem Kopf deutete er in Keiras Richtung und verdrehte dann die Augen. Hitze stieg in Sawyers Wangen, als er sich zu spät daran erinnerte, dass der Mensch jedes seiner Gefühle spüren konnte. Hinter sich konnte er das unterdrückte Lachen seiner Männer hören. Er bewegte die Lippen in einer stummen Entschuldigung. Caruso neigte den Kopf und wirkte dabei fast wie ein Katzenwandler.
Ein interessanter Gedanke, aber er musste sich jetzt wirklich konzentrieren. Inzwischen waren sie an einem Fahrstuhl angekommen. Bevor sie irgendetwas tun konnten, zeigten die Ziffern neben den Türen an, dass die Kabine aus dem Keller nach oben fuhr. Wie auf Kommando pressten sie sich auf beiden Seiten an die Wand. Ein anderes Versteck gab es in der Eingangshalle nicht, zumindest nicht bei dem grellen Licht. Mit einem gedämpften Klingelton erreichte der Lift das Erdgeschoss und die Türen glitten auf. Nichts passierte. Es war kein frischer Menschen- oder Wandlergeruch wahrzunehmen.
Finn gab ein Zeichen und sie lösten sich zeitgleich von der Wand und sprangen vor die geöffneten Türen. Wie erwartet war die Kabine leer.
Nach kurzem Zögern winkte Finn sie hinein. Die Türen schlossen sich lautlos, aber sonst geschah nichts.
»Und jetzt?«
Es wunderte Sawyer nicht, dass gerade Keira die offensichtliche Frage stellte. Die Ungeduld war ihr deutlich anzusehen.
Caruso drückte auf den Knopf für das Untergeschoss, aber nichts passierte.
»Wie wäre es, wenn ihr den Schlüssel benutzt,
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