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Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker

Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker

Titel: Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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schmiegte seine Wange in ihre Handfläche. Tränen stiegen in ihre Augen. Wie lange war es wohl her, dass er eine liebevolle Berührung genossen hatte? Isabel folgte seiner Aufforderung und streichelte ihn. Mit einem tiefen Seufzer legte er seinen Kopf auf ihren Oberschenkel und schloss die Augen. Für einen Moment befürchtete sie schon, dass er tot war, doch dann bemerkte sie das gleichmäßige Heben und Senken seines Brustkorbs.
    Es tat ihr weh, eine so schöne Raubkatze in diesem Zustand zu sehen. Das Fell des Wandlers war mit Narben übersät, und seine großen Pfoten wirkten im Vergleich zum abgemagerten Körper überdimensioniert. Er musste lange Zeit gefangen gewesen sein, um derart dünn zu werden. Sie mochte sich gar nicht vorstellen, wie er in Menschenform aussah. Ob er sich überhaupt noch verwandeln konnte, wenn er die ganze Zeit im Käfig eingesperrt gewesen war?
    Um den Kampf gegen die Tränen nicht zu verlieren, sah Isabel auf und beobachtete, wie Bowen einen weiteren Käfig öffnete. Der Leopard sprang heraus und sah sich im Raum um, als hätte er ihn noch nie gesehen. Dann stieß er ein heiseres Fauchen aus, das für Isabel furchtbar laut klang.
    Bowen schien das auch so zu sehen. »Kannst du dir das für später aufheben? Wir wissen nicht, wer noch alles im Gebäude ist.«
    Demonstrativ drehte ihm der Leopard den Rücken zu und begann, sich zu putzen. Gut, immerhin war er so still.
    Kopfschüttelnd wandte Bowen sich zum nächsten Käfig um. Der Löwe darin sah riesig aus, aber das konnte auch an der zerzausten Mähne liegen. Nachdem auch dieses Schloss entfernt und die Tür geöffnet war, wartete Isabel darauf, dass der Löwe den Käfig verließ, doch er blieb einfach liegen. Er hob noch nicht einmal den Kopf. Sie zuckte zusammen, als seine Schmerzen sie überschwemmten. Verzweiflung, dass die Freiheit so nahe war und er sich nicht einmal ein kleines Stück bewegen konnte, um die Gelegenheit wahrzunehmen. Als sein Blick auf sie fiel, nickte sie ihm zu. »Wir nehmen dich auf jeden Fall mit, auch wenn du nicht selbst laufen kannst.«
    Bowen sah zu ihr herüber und schob dann seine Hände unter den Körper des Löwen. »Wehe, du beißt mich.« Der Wandler blinzelte ihm nur einmal zu und bewegte sich nicht. Mit aller Kraft versuchte Bowen, ihn hochzuheben, doch er konnte ihn keinen Zentimeter bewegen. Schließlich gab er auf. »Wir müssen warten, bis die anderen da sind; zusammen bekommen wir dich hier raus.«
    In ihrem Kopf erlosch die Hoffnung des Löwen und er schloss resigniert die Augen. Isabel konnte auch Bowen ansehen, wie schlecht er sich dabei fühlte, dem Wandler nicht sofort helfen zu können. Über ihre geistige Verbindung sandte sie ihm ein Bild, in dem sie ihn tröstend umarmte. Er drehte sich zu ihr um und lächelte ihr dankbar zu, bevor er sich dem letzten Käfig zuwandte. Darin befand sich ein weiterer Berglöwe, der in keinem wesentlich besseren Zustand war als die anderen Gefangenen. Isabel korrigierte sich in Gedanken. Sie war in keinem besseren Zustand, es handelte sich offensichtlich um eine Berglöwenfrau. Woher sie das so genau wusste, war ihr rätselhaft, aber sie fühlte sich in ihrem Kopf anders an.
    Da sie wesentlich leichter war als der Löwe, konnte Bowen sie aus dem Käfig herausheben und auf den Boden setzen. Sie kauerte sich dort so klein wie möglich zusammen, während sie zu Isabel hinüberstarrte. Anstelle von Angst sandte sie eine Sehnsucht aus, die Isabel Tränen zurückblinzeln ließ. Der Berglöwenmann öffnete die Augen und hob den Kopf von ihrem Bein. Er gab ein Grollen von sich, das eindeutig auffordernd klang. Mit letzter Kraft zog die Berglöwin sich mit ihren Pfoten auf dem Boden vorwärts und kroch auf ihn zu. Auch von dem Wandlermann ging jetzt Unruhe aus und vor allem so starke Gefühle, dass Isabel sich mit einem Schmerzenslaut von ihm zurückzog. Er schien es nicht einmal zu merken, sondern hatte nur noch Augen für seine Leidensgenossin.
    Starke Arme umschlangen sie und Isabel lehnte sich mit dem Rücken gegen Bowens Brust, während sie die Annäherung der beiden Berglöwenwandler beobachteten. Die Spannung zwischen ihnen war beinahe mit Händen greifbar. Isabel hielt den Atem an, als die Berglöwin schließlich bei dem Mann ankam. Für einen Moment schienen sie zu erstarren, dann rieb sie ihre Wange an seiner. Es war eine so liebevolle Geste, dass Isabels Tränen überliefen. Ein Druck lag auf ihrem Brustkorb, der ihr das Atmen erschwerte. Der

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