Ghostwalker - Raven, M: Ghostwalker
Sie, können wir die Sache etwas beschleunigen? Es geht um das Leben einer jungen Frau!« Selbst von seinem Ausbruch überrascht, presste er seine Lippen zusammen, damit nicht noch mehr hervorsprudelte. Aus langer Erfahrung wusste er, dass die Ermittlungen durch Ungeduld kein bisschen schneller fortschreiten würden – im Gegenteil.
»Sie kennen das Opfer also?« Hanlon, so stand auf seinem Namensschild, redete genau in dem gleichen Tonfall weiter wie vor Carusos Ausbruch.
Mit zusammengepressten Zähnen antwortete er. »Ja, sie ist meine Tochter.«
Als er das Klappen einer Autotür hörte, blickte er wieder zu dem Zivilfahrzeug. Eine hochgewachsene, schlanke Frau mit kurzen dunkelbraunen Haaren gesellte sich zu ihnen. Sie trug keine Uniform, sondern eine schlichte dunkelgraue Hose und ein ebensolches Jackett über einem hellen T-Shirt.
Geschäftsmäßig gab sie ihm die Hand. »Es tut mir leid, ich musste noch etwas überprüfen. Ich bin Detective Dawn Jones.«
Caruso nickte. »Detective.«
Mit ungewöhnlichen hellbraunen Augen blickte sie ihn durchdringend an. »Also, was ist hier vorgefallen? Mir wurde gesagt, es handelt sich um eine Entführung.«
»Wie ich Ihrem Kollegen gerade schon sagte, ist vor etwa zehn Minuten meine Tochter auf diesem Parkplatz entführt worden.« Selbst er konnte das untypische Brechen seiner Stimme hören. Hitze stieg in seine Ohrspitzen.
Der Blick der Polizistin wurde sanfter. »Wie ist ihr Name?«
»Dave Caruso.«
Ein leichtes Lächeln huschte über ihre Lippen. »Das weiß ich. Ich meinte den Ihrer Tochter.«
»Isabel Kerrilyan.«
»Ist sie Ihre leibliche Tochter?« Auf seinen finsteren Blick hin fügte sie rasch hinzu: »Wegen des Nachnamens.«
»Ja, sie ist meine Tochter, aber sie lebt bei ihrer Mutter.«
Detective Jones nickte, als hätte sie nichts anderes erwartet. »Wie alt ist Isabel?«
»Siebzehn.«
»Dann hat ihre Mutter das Sorgerecht?«
»Ja.« Seine Zähne knirschten, so fest biss er sie zusammen. »Ich verstehe nicht, was das zur Sache tut. Sie wurde entführt und könnte jetzt schon wer weiß wo sein! Sollten Sie nicht lieber versuchen, sie zu finden, anstatt mir sinnlose Fragen zu stellen?«
Die Polizistin ließ sich durch seinen Tonfall nicht aus der Ruhe bringen. »Ich versuche in Erfahrung zu bringen, wen ich verständigen muss. Vielleicht gibt es ja auch eine Lösegeldforderung oder Ähnliches. Oder haben Sie bereits mit Ihrer Exfrau gesprochen?« Sein Gesichtsausdruck sprach wohl Bände, denn sie nickte. »Das dachte ich mir. In der Aufregung wird das oft vergessen.«
»Wir waren nie verheiratet, und ich hatte schon vor Isabels Geburt keinen Kontakt mehr zu Felicia.« Und warum glaubte er, sich rechtfertigen zu müssen? Vor allem weil er damit in den Augen des Detectives sicher nicht besser dastand. »Ich will damit nur sagen, ich kenne ihre Adresse nicht. Damals hieß sie Felicia Kerrilyan und lebte in Los Angeles.«
Die Augenbrauen von Detective Jones ruckten in die Höhe. »Sie wissen nicht, wo Ihre Tochter wohnt?«
Der Vorwurf in ihrer Stimme ließ Caruso wieder explodieren. »Felicia hat sich von mir getrennt und mir nie gesagt, dass sie schwanger war. Ich habe gerade erst erfahren, dass ich eine Tochter habe, und Isabel heute zum ersten Mal gesehen und mit ihr gesprochen.« Caruso stellte fest, dass er das Mitleid in ihrer Miene noch viel weniger mochte.
»Okay, fangen wir ganz am Anfang an. Was ist hier genau geschehen?«
Caruso holte tief Luft. »Ich habe Isabel in ihrem Zimmer getroffen. Sie war geschockt, als sie erfuhr, dass der Mann, der sie großgezogen hatte, nicht ihr Vater war. Zuerst hat sie mir nicht geglaubt, aber ihre Mutter hat es ihr am Telefon bestätigt. Isabel war verstört und lief aus dem Zimmer, über den Parkplatz und dort auf die Wiese.«
»Sind Sie ihr gefolgt?«
»Nein, ich konnte mir vorstellen, wie sie sich fühlte, und wusste, dass sie Zeit alleine brauchte, um die Sache zu verdauen. Ich habe im Zimmer gewartet.«
Detective Jones strich mit der Hand durch ihre kurzen Haare. »Vielleicht ist sie gar nicht entführt worden, sondern einfach noch nicht bereit, wieder zurückzukommen?«
Caruso schüttelte bereits den Kopf. »Als ich Motorengeräusche hörte, habe ich aus dem Fenster gesehen. Zwei Männer zerrten Isabel zu einem Wagen am anderen Ende des Parkplatzes. Ein Dritter hat beim Auto gewartet.« Er schluckte hart. »Isabel hat gekämpft, kam aber nicht gegen die Mistkerle an. Sie wurde hochgehoben und
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