Ghouls in Manhattan
flog.«
»Das würde ich auch tun.«
Der Verkehr nahm noch mehr zu, je näher wir dem Bankenviertel kamen.
Wall Street ist wohl jedem ein Begriff. Und wir steckten in den Straßenschluchten, wo rechts und links die Fassaden in den Himmel wuchsen. Manche Häuser waren neu. Konstruktionen aus Glas, Aluminium und Beton. Die Sonnenstrahlen trafen nur die oberen Scheiben, wo sie dann blitzend zurückgeworfen wurden, als wäre die Fassade ein gewaltiger Spiegel.
Ich hatte Durst und sagte es auch.
»Bei uns bekommst du die tollen Automatengetränke«, lachte der dunkelhäutige Freund.
»Auch Kaffee?«
»Ja, die Brühe gibt es. Ich habe schon Blasen an den Fingern, so heiß sind die Becher.«
»Wie in London«, sagte ich und dachte dabei an meine Sekretärin Glenda Perkins, die den besten Kaffee der Welt kochte, jedenfalls nach meinem Geschmack.
Als wir schließlich auf den Parkplatz rollten, da atmete ich auf. Endlich hatten wir die Fahrerei hinter uns.
Klimaanlage! Ein Königreich für eine Klimaanlage!
Ich brauchte kein Königreich zu geben, ich bekam sie umsonst. Das Gebäude war klimatisiert. Der Schweiß trocknete auf meiner Stirn.
Das Büro unseres dunkelhäutigen Freundes befand sich im 22. Stock.
Es war ebenso nüchtern eingerichtet wie auch meins in London. Zum Glück gab es drei Stühle.
Ich nahm so Platz, daß ich direkt auf die Karte von Groß New York schauen konnte. Daneben hing ein Bild des Präsidenten. »Kaffee oder was Kaltes?«
Wir entschieden uns für das letzte. Kaffee bei dieser Hitze? Nein danke, außerdem wollte ich nicht, daß sich Jo seine Fingerspitzen verbrannte.
Er ließ uns allein.
Ich stand auf, trat ans Fenster und blickte hinunter in die tiefe Straßenschlucht des Broadways.
Es war kein schönes Bild. Von hier aus wirkte es, als wären die einzelnen Wagen miteinander verbunden. Sie fuhren Stoßstange an Stoßstange, und ich mußte daran denken, daß ich auch in dieser kochenden Hölle gesessen hatte.
Die Luft über dem Asphalt flimmerte, weil die Abgase eine zitternde Wand bildeten.
Schwungvoll wurde die Tür geöffnet. Jo Barracuda kam zurück. Er brachte nicht nur Saft, sondern auch einen hochgewachsenen dunkelblonden Mann um die Vierzig mit, der sich uns als Abe Douglas vorstellte.
Wir nannten unsere Namen.
Douglas lächelte, was allerdings nicht darüber hinwegtäuschen konnte, daß er ziemlich müde war.
Ich erfuhr auch den Grund. Abe Douglas war beim Kampf gegen die Untoten mit dabeigewesen, ebenso wie Jo Barracuda.
Douglas hatte den Einsatz sogar geleitet. Als er berichtete, merkte man seiner Stimme an, daß ihm das erlebte Grauen noch immer in den Knochen steckte.
»Das war also in der South Bronx«, sagte ich.
»Genau.«
Ich trat an die Karte und fand das Gebiet sofort. »Können wir nicht davon ausgehen, daß die Zombies, falls welche übriggeblieben sind, rüber nach Manhattan kommen?«
»Ja.«
Ich nickte und spann den Gedanken weiter, wobei ich einen Schluck Automatensaft nahm, der wie ein Laternenpfahl ganz unten schmeckte.
Fad und abgestanden, widerlich. »Wenn Sie dabeigewesen sind, haben Sie unter Umständen einen Anführer gesehen? Ich meine, jemand kann die Zombies geleitet haben.«
»Wäre möglich.« Abe Douglas zündete sich ein Zigarillo an und paffte blaugraue Wolken. »Aber mir und meinen Männern ist nichts dergleichen aufgefallen.«
»Das ist schlecht.«
»Sie gehen davon aus, John, daß die Zombies einen Führer gehabt haben?«
»Ja.«
»Und was bringt Sie zu dieser Meinung?«
Ich krauste die Stirn. »Eine Erfahrung, mein Lieber. Ich suche einen Mann namens Solo Morasso, wie Sie sicherlich gehört haben. Der soll sich seit einigen Wochen hier in New York aufhalten, und er sucht einen Dämon, der auf den Namen Xorron hört und Herr über Zombies und Ghouls sein soll. Daß hier in New York Zombies erschienen sind, ist für mich Beweis genug. Irgendwie muß es Solo Morasso, alias Dr. Tod, gelungen sein, Xorron zu erwecken. Aber nicht nur ihn. Er hat sich direkt seine Armee der Untoten mitgebracht und wird sicherlich New York in ein Chaos stürzen wollen.«
Der G-man Abe Douglas hatte mir mit offenem Mund zugehört.
Nach meinen Worten grinste er hölzern. »Wenn ich sie ja nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, dann würde ich Sie für einen Lügner und Aufschneider halten, John. Aber so sieht die Sache schon ganz anders aus. Ich glaube Ihnen, John, und ich glaube auch an die Gefahr, in der wir alle schweben.«
»Was sagt Ihr
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