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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: St John Greene
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Als wir letzte Woche am Trockenskizentrum vorbeikamen, sagte Reef: ›Da sind wir immer zum Skifahren hin, als Mummy noch gelebt hat.‹«
    »Und was ist mit Finn?«, fragte ich, weil ich die Gelegenheit nutzen wollte, meinen Befürchtungen auf so bequeme Weise auf den Grund gehen zu können.
    »Für gewöhnlich bindet Reef Finn in ein Gespräch ein – du hast ihn erlebt«, sagte sie.
    Ich nickte. Ich machte mir zu viele Gedanken, und es tat gut, das von jemand anderem zu hören. Kürzlich hatte Finn beim Anschauen der Blue-Man-Group- DVD auf jemand im Publikum gezeigt und gesagt: »Sieh nur, da ist Mummy!« Ich wusste, er meinte damit, dass die blonde Frau in der Menge genauso aussah wie Mummy, aber ich korrigierte ihn nicht, sondern freute mich insgeheim, das Kates Bild und Erinnerung weiterlebten.
    Später im September bekam ich einen überraschenden Anruf von Pete Miles, einem alten Freund und Stuntman, durch den meine Arbeit eine unerwartete Wendung erfuhr.
    »Hast du Lust, als Komparse an einem Film mitzuwirken, an dem ich gerade mitarbeite?«, fragte er.
    »Aber ja doch!«, erwiderte ich. »Erzähl mir mehr!«
    Ich wusste, dass es etwas Großes sein würde. Pete hatte an mehreren Harry-Potter- und James-Bond-Filmen mitgewirkt, also war ich ganz Ohr.
    »Es ist der neue Steven-Spielberg-Film War Horse «, sagte er. »Hast du Lust?«
    »Ich bin dabei«, sagte ich, ohne zu wissen, was für einen Komparsen ich spielen würde.
    Pete erklärte, dass Szenen dieses Historienfilms im malerischen Castle Combe in Wiltshire gedreht wurden, das man für diesen Anlass in ein traditionelles Dorf aus dem Ersten Weltkrieg verwandelt hatte. Man benötigte circa dreihundert Komparsen für verschiedene Szenen, und da Pete ein erfahrenes und angesehenes Mitglied der Crew war, hatte er die Möglichkeit, mich einzuschleusen und mir einen der begehrten Jobs zu verschaffen. Es war eine großartige Chance, am Set eines echten Hollywood-Blockbusters zu arbeiten, außerdem gab es noch Geld dafür. Ich konnte es kaum erwarten.
    Ein paar Tage darauf fuhr ich aufgeregt zu dem Dorf, wo ich, wie von Pete versprochen, problemlos die Kontrollen passierte und direkt zu einem großen Kostümhangar gebracht wurde. Pete hatte für mich die Rolle eines deutschen Kochs vorgesehen, aber meine Freude wurde ziemlich getrübt, als ich die anderen Komparsen sah, die gerade mit ihren Kostümen ausstaffiert wurden. Die anderen Männer spielten Kavalleriesoldaten und waren alle jung und fit. Alle Kostüme waren ganz eindeutig auf durchtrainierte junge Kerle wie sie zugeschnitten, und mein Kostüm für den Küchenmeister machte da keine Ausnahme.
    Nach ein paar peinlichen Minuten, in denen ich mich in die unterschiedlichsten Hemden und Jacken zu zwängen versuchte, deren Nähte zu platzen drohten, wurde ich ohne viel Federlesens als zu dick entlassen. Ich kam mir wie ein Trottel vor, als ich zu meinem Wagen zurückging, und rief dann Pete an, um ihm von meinem Erlebnis zu berichten.
    »Tut mir leid, Kumpel. Überlass das nur mir, ich rufe dich zurück«, beruhigte er mich voller Optimismus.
    Ich brütete vor mich hin. So oder so war dies ein Warnsignal, ich musste dringend abnehmen. Kate hatte es gar nicht gefallen, wie ich die Pfunde anhäufte, und auch nie einen Hehl daraus gemacht, aber richtig herumgenörgelt hat sie auch nicht. Mein Gewicht war schleichend mehr geworden, als uns weitaus ernsthaftere Dinge beschäftigten, und ich hatte immer dem Krankenhausessen und den Fertiggerichten die Schuld gegeben, auf die wir so viele Jahre lang angewiesen waren. Es hatte Zeiten gegeben, da war der Sonntagsbraten bei meinem Vater die einzige hausgemachte Mahlzeit, die wir aßen, weil wir einfach unter der Woche keine Zeit und auch keine Energie hatten, einkaufen zu gehen und auch noch zu kochen.
    An diesem Tag fügte ich »Abnehmen« meiner eigenen geistigen Liste der zu erledigenden Dinge hinzu. Wenn die Jungs am Freitagabend schwimmen gingen, würde ich auch schwimmen, anstatt am Rand zu sitzen und zuzusehen. Das wäre wenigstens ein Anfang. Mein Telefon läutete.
    »Vergiss den Koch«, sagte Pete. »Ich habe für dich einen Job als Vorarbeiter – als Assistent eines Auktionators.«
    »Bist du dir da auch sicher, Pete? Ich möchte dich nicht in Schwierigkeiten bringen.«
    »Keine Sorge, Singe. Ich hab mir das gut überlegt. Bei dieser Szene geht es um Pferde, und ich weiß, dass du reiten und mit Pferden umgehen kannst. Du wirst mit einigen Leuten vom

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