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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: St John Greene
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wunderbar, zu sehen, dass Finn jetzt in die Schule kommt.«
    Ich war froh, dass die Jungs auf dieselbe Schule gingen, denn dies bedeutete auch, dass unser Alltag besser strukturiert werden konnte. Ich arbeitete von Dienstag bis Donnerstag, Reef würde am Mittwochabend zu den jungen Pfadfindern, den Beavers, gehen, und beide Jungs hatten am Freitag nach der Schule Schwimmunterricht und Rugbytraining am Wochenende.
    Wie immer erklärten Kates Eltern sich bereit, uns, so viel sie konnten, zu unterstützen, aber weil die Jungs ohnehin manchmal bei ihnen übernachteten und von ihnen zur Schule gebracht und abgeholt und in den Urlaub mitgenommen wurden, wollte ich ihnen nicht noch mehr zumuten. Ich bat Kirsty, jeden Mittwochabend bei uns einzuhüten, egal ob ich ausging oder nicht. Das gab mir Gelegenheit, den Haushalt auf Vordermann zu bringen, Papierkram zu erledigen oder kurz zu Tesco zu fahren, sofern es nötig war.
    Gelegentlich hatte ich auch ein »Date«, typischerweise mit einer Freundin einer Freundin oder sogar mit der Freundin einer Freundin einer Freundin. Wir trafen uns auf einen Drink und eine Kleinigkeit zu essen, und ich genoss es jedes Mal, Lebensgeschichten auszutauschen und miteinander zu lachen. Nach den ersten zwei oder drei Treffen merkte ich zu meiner Erleichterung, dass ich nicht der Einzige war, der sein Päckchen zu tragen hatte. Ehrlich gesagt fand ich es sogar alarmierend, zu erfahren, in welch fürchterlichen Ehen manche Menschen lebten. Bisher war ich immer davon ausgegangen, dass eine Ehe, die nicht funktionierte, geschieden wurde und dass die meisten Ehen so liebevoll und leidenschaftlich waren wie die von mir und Kate. Ich setzte voraus, dass jeder Mann seine Ehefrau vergötterte, und bildete mir ein, dass jede Ehefrau in ihren Ehemann vernarrt war und natürlich beide nicht genug voneinander kriegen konnten. Doch nach allem, was ich erfuhr, scheint unsere Ehe ziemlich außergewöhnlich gewesen zu sein.
    »Wie ist es gelaufen?«, erkundigte Kirsty sich jedes Mal, wenn ich nach Hause kam.
    »Großartig. Aber ohne Geknutsche!«, erwiderte ich immer.
    Ich fühlte mich wohl dabei, über meine Treffen mit anderen Frauen zu sprechen. Kirsty war eine wirklich gute Freundin von Kate, aber zu meiner Überraschung hatte ich keine Schuldgefühle, mit ihr über diese Verabredungen zu sprechen. Allerdings wusste Kirsty über Kates Wünsche bestens Bescheid.
    »Es tut dir wirklich gut, rauszugehen und mal was zu machen, was nichts mit den Jungs und dem Haus zu tun hat«, meinte Kirsty eines Abends.
    »Ich weiß«, sagte ich. »Es ist schon sehr komisch, wieder der Junggeselle auf der Suche zu sein, aber ich habe deswegen keine Komplexe mehr, wie das anfangs der Fall war. Eigentlich begebe ich mich ja nur unter Leute, oder?«
    »Ja«, gab Kirsty mir recht. »Und du machst das gut! Du machst das sehr gut.«
    Eines Mittwochs suchte ich ein paar Fotos heraus, die ich im Haus verteilen wollte, als Kirsty eintraf. Seit das neue Schuljahr begonnen und sich unser Alltag eingependelt hatte, spürte ich, wie schnell die Zeit verging, denn schon bewegten wir uns auf das Ende von 2010 zu. Ich war in Sorge, die Jungs könnten Kate langsam vergessen, deshalb wollte ich mich darum kümmern, ihre Erinnerung im Haus lebendig zu halten.
    Über dem Treppenabsatz hing ein großer Fotorahmen, gefüllt mit Hochzeitsfotos, und es versetzte mir jedes Mal einen Stich, sie anzusehen.
    »Die machen mich einfach nur traurig«, erklärte ich Kirsty, während ich die Hochzeitsfotos durch neue von Kate und den Jungs ersetzte. Das Gleiche machte ich im Büro und im Wohnzimmer.
    »Ich glaube, mit diesen Fotos wird Kate lebhafter in Erinnerung bleiben, weil die Jungs selbst dabei waren, als die Fotos gemacht wurden«, sagte ich. »Was meinst du, ist das vielleicht zu viel … und glaubst du nicht, dass das abschreckend wirkt, sollte ich jemals eine Freundin mit hierherbringen?«
    Kirsty schüttelte den Kopf. »Kate war nicht nur deine Ehefrau, sie war auch Reefs und Finns Mum. Jeder, dem du was bedeutest, wird das einsehen.«
    »Hoffentlich hast du recht. Glaubst du, die Jungs vergessen sie bereits?«, fragte ich.
    »Nein!«, lachte Kirsty. »Erst neulich habe ich im Auto nach hinten gegriffen, um ihnen beim Anschnallen zu helfen, als Reef sich zu Wort meldete: ›Mummy scheint längere Arme als du gehabt zu haben, denn sie kam bis ganz nach hinten.‹ Meiner Meinung nach vergeht keine Woche, ohne dass die Jungs was über Kate sagen.

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