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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: St John Greene
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als dass ich die beiden guten Gewissens hätte allein schwimmen lassen. Matt ist ein eins neunzig großer Rettungsschwimmer, den die Jungs bewundern. Es hätte also nicht besser sein können.
    Zuzusehen, wie Reef erwartungsvoll auf Matts Rücken ins Rote Meer eintauchte, war herzzerreißend und herzerwärmend zugleich. Als wir kurz darauf ins Wasser gingen, spürte ich, wie Finns Griff an meinem Nacken sich festigte. Nach der Fahrt im heißen Taxi war es kalt im Wasser, und beide Jungs quietschten und zappelten.
    Zu meiner großen Freude entdeckte ich fast sofort die auf uns zuschwimmenden Kaiserfische und Clownsfische. Kate war von beiden begeistert gewesen, daher waren sie ein willkommener und vertrauter Anblick. Doch eigentlich war es, als sähe ich sie zum ersten Mal, denn ich teilte die Aufregung der Jungs an dieser neuen Erfahrung. Ich genoss es.
    Ein blau getupfter Stachelrochen, ein Picasso-Drückerfisch und einige Papageienfische schossen zwischen den rosafarbenen, blauen und grünen Korallen hin und her. Ihr Anblick war von atemberaubender Schönheit, aber die größte Begeisterung kam auf, als die Jungs Paletten-Doktorfische und Zitronen-Segelflossen-Doktorfische entdeckten, die wir auch zu Hause im Aquarium haben und Dory und Bubbles heißen, nach den Figuren in Findet Nemo . Finn zappelte vor Aufregung selbst wie ein kleiner Fisch, und ich konnte sehen, dass auch Reef das Naturschauspiel in sich aufsog und seine Augen überall hatte.
    Das großartige Finale präsentierte sich dann mit einigen großen Schwärmen Rotmeer-Füsilieren, die sich direkt vor unseren Augen von blendendem Blau in Sonnenscheingelb verwandelten, ein erstaunlicher Trick, mit dem sie ihre Feinde verwirren. Es war zauberhaft, und meinetwegen hätte die Show ewig so weitergehen können, aber zugleich wollte ich auch die Reaktionen der Jungs hören.
    Als wir schließlich wieder ins seichte Wasser zurückkehrten und unsere Masken abnahmen, quasselten Reef und Finn drauflos und bombardierten mich mit Fragen. »Können wir in unser Aquarium auch Feuer-Schwertgrundeln und Riffbarsche einsetzen? Können wir ein Aquarium bekommen, wo die Fische so aussehen? Wie machen es die Gelben, blau zu werden? Ist das ein Zaubertrick?« Als ich ihnen beim Ausziehen half und ihre Fragen beantwortete, spürte ich, wie heftig ihre kleinen Herzen schlugen. Ihre Augen glänzten und blinzelten gegen die Sonne, aber plötzlich wurde Reef ganz still.
    »Warum treten manche Leute auf die Korallen?«, fragte er ganz ernst.
    »Nun, entweder wissen sie es nicht besser, oder sie sind einfach unachtsam und egoistisch«, sagte ich.
    »Sie tun ihnen doch weh«, fuhr er fort und wirkte sehr aufgewühlt. »Ich möchte nicht, dass den Korallen so was passiert. Sie könnten sterben.«
    Ich drückte ihn an mich. Reef war manchmal sehr klug für sein Alter, und es rührte mich, dass er so viel Achtung vor jeglichem Leben hatte. Doch in Zeiten wie diesen durfte ich nicht traurig sein. Es war ein wunderbares, überwältigendes Ereignis im Leben der Jungs, und ich wollte nicht, dass Reef sich auf Schmerz und Tod konzentrierte.
    »Mummy ist immer sehr behutsam mit den Korallen umgegangen«, erzählte ich ihm. »Du bist ein kleiner Stern so wie sie. Sie hätte ihre Freude an deiner Fürsorge.«
    »Danke, Daddy«, sagte Reef und lächelte tapfer.
    Auf der Rückfahrt hatten wir einen anderen Taxifahrer, der aber, wie sich herausstellte, der Schwager des Fahrers war, der uns zum Riff gebracht hatte.
    »Es ist nicht Mario!«, sagte Finn enttäuscht.
    »Dann muss es Luigi sein«, scherzte Reef, worauf Matt und ich in Gelächter ausbrachen und dem Fahrer dann höflich erklärten, dass die Jungs bei ihren DS-Spielen im Autorennen gern Mario gegen Luigi antreten lassen.
    Ich sprach mit Matt darüber, dass ich es kaum erwarten konnte, eines Tages mit den Jungs Scuba-Tauchen zu gehen, wenn sie beide alt genug für das Training waren. Reef hatte zu Hause bereits ein paar Stunden im Swimmingpool meines Freundes Ken bekommen. Bei seinem ersten Tauchgang war er erst fünf gewesen, der Jüngste, den ich je unterrichtet habe. Er ging zweieinhalb Meter tief mit einer Sauerstoffflasche auf dem Rücken und gab unter Wasser ein triumphierendes Okay-Handzeichen, was für jemand seines Alters schon eine reife Leistung darstellte.
    »Ich wette, du kannst es kaum erwarten, es selbst auch zu versuchen«, sagte Matt zu Finn.
    »Hab ich schon gemacht!«, prahlte Finn, und ich erklärte, dass Finn, weil er

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