Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter
Day.«
»Ja, abgemacht.« Finn grinste frech und ergänzte sofort: »Wie oft muss ich noch schlafen? Darf ich eine Kinoparty haben?«
»Du musst noch sehr oft schlafen, und ja, das geht. Wir werden das ganze Kino anmieten, wie wir das bei Reef gemacht haben, und wir nennen es ›Finns inoffizielle Geburtstagsparty‹.«
Er klatschte mich ab und hüpfte fröhlich davon, um es Reef zu erzählen, aber das löste noch nicht mein Problem, wie ich die Jungs heute beschäftigen sollte. Allmählich wurde ich etwas gereizt. Der immer stärker fallende Regen trommelte gegen die Fensterscheiben unseres Hotelzimmers und lief draußen in Bächen über die Wege.
Mich drängte es hinaus aufs Meer, aber daran war gar nicht zu denken.
»Wann wird es zu regnen aufhören, Daddy«, jammerte Reef. »Mir ist langweilig.«
»Hoffentlich bald.«
»Wie bald?«
»Ich weiß nicht, Reef. Woher soll ich das auch wissen?«
Er begann an den Knöpfen des Hoteltelefons herumzuspielen, und Finn versuchte, von einem Bett zum anderen zu springen.
»Aufhören, alle beide!«, rief ich. »Ihr macht sonst noch was kaputt.«
Und als hätte er auf sein Stichwort gewartet, purzelte Finn von seinem Bettende und fiel so unglücklich gegen eine Kommode, dass er sich am Rücken wehtat.
»Nichts passiert«, sagte er tapfer, zuckte aber zusammen und biss sich auf die Lippe, um seine Tränen zurückzuhalten.
Sekunden später sauste er schon wieder durchs Zimmer, während Reef seine Aufmerksamkeit nun auf eine Tube Sonnencreme richtete, deren Inhalt er geschickt übers Bettzeug spritzte.
»Nun macht mal halblang, Jungs!«, schrie ich. »Könnt ihr nicht einfach mit einem von Finns neuen Spielsachen ruhig spielen?«
»Laaangweilig!«, brummte Reef.
»Wann können wir nach draußen, Daddy?«, quengelte Finn.
»Noch nicht«, sagte ich. »Bitte spielt jetzt beide leise mit euren Nintendos, während ich mich dusche, und gebt mal fünf Minuten lang Ruhe!«
Sie murrten, gehorchten aber und setzten sich mit ihren Spielen auf mein Bett. Ich war keine sechzig Sekunden unter der Dusche, da klopfte es laut und heftig an der Tür. Das war doch nicht zu fassen! Tropfnass und wütend wickelte ich mich in ein Handtuch und stürmte zur Tür.
Vor mir auf dem Balkondurchgang stand ein makellos gekleideter Kellner mit einer gestärkten weißen Schürze und hielt ein riesiges Tablett in Händen, auf dem ein großer Schokoladenkuchen, eine Auswahl an Keksen und eine dampfende Kanne Tee standen. Obwohl wir erst Vormittag hatten, war er von einem unheilvoll schwarzen Himmel gerahmt.
»Für Ihren Jungen, Sir«, sagte er mit nervösem Lächeln.
Genau in diesem Moment schlug ein gewaltiger Blitz in den Tenniscourt hinter ihm ein und ließ ihn strahlen wie ein Weihnachtsbaum. Der Kuchen war mit einem großen Stück Alufolie abgedeckt, auf das ich entsetzt meinen Blick richtete, weil ich darin plötzlich einen riesigen Blitzableiter anstatt eines Schokokuchens sah. Der Regen prasselte herab wie Gewehrkugeln, die von den Gehwegen abprallten, und eine Blitzladung nach der anderen zuckte über den Himmel und ließ violett leuchtende Wolken zurück. Ein unangenehmer Geruch lag in der Luft und stieg mir in die Nase – eine widerliche Mischung aus Rauch und aufgewirbeltem Staub. Heiß pulste das Blut in meinen Halsadern, und ich zog vom Leder.
»Reef! Finn!«, brüllte ich. »Wer von euch beiden hat den Zimmerservice bestellt? Ich habe euch doch gesagt, ihr sollt das Telefon in Frieden lassen!«
Ich drehte mich um und sah ihre beiden kleinen Köpfe unter meiner Bettdecke hervorlinsen, vier blaue Augen, die mich ganz verlegen ansahen.
»Ihr könnt was erleben, das sag ich euch! Habt ihr eine Ahnung davon, was das kosten wird?«
Die beiden kamen mit besorgten und verdutzten Mienen angeschlichen.
»Ich hätte niemals erlauben dürfen, dass ihr euch diese Allein-zu-Haus- DVD s anseht. Habt ihr eure Ideen daher? Nun sagt schon.«
Beide blickten mich verständnislos an.
»Äh, das kostet nichts, Sir«, erklärte der junge Kellner taktvoll. »Das ist ein Geburtskuchen für Ihren Jungen Finn mit den besten Wünschen des Hotelmanagers. Es ist ein Glückwunschkuchen.«
Mir fiel auf, dass das vorsichtige Lächeln des Kellners verschwunden war und er äußerst besorgt wirkte. Wieder spürte ich, wie mir das Blut in die Wangen schoss, aber diesmal nicht vor Wut, sondern vor Scham.
»Verzeihen Sie bitte«, sagte ich und nahm ihm endlich das Tablett ab.
»Macht es Ihnen was aus, Sir,
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