Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: St John Greene
Vom Netzwerk:
werden?«, fragte Finn.
    »Nein, du bist nicht lecker genug«, antwortete ich.
    Wäre Kate dabei, hätte sie die Augen verdreht und mich ermahnt, nicht so albern zu sein. Und zweifellos anschließend meiner Familie erzählt, was ich über nachts schlafende Haie erzählt hatte, als wir auf den Malediven zum Nachttauchgang aufgebrochen waren, bei dem sie eine Sturzlandung auf einen Weißspitzenhai hingelegt und ihn zu Tode erschreckt hatte.
    »Hört nicht auf Daddy«, hätte sie den Jungs gesagt. »Er zieht euch bloß auf.«
    Tatsächlich waren jedoch bei einem Haiangriff im Roten Meer vor ein paar Wochen ein Tourist getötet und mehrere Taucher verletzt worden. Man hatte dort ein Badeverbot ausgesprochen, deshalb geriet ich in Sorge, dass man uns das Schnorcheln untersagen könnte, was unseren ganzen Urlaub zunichtemachen würde.
    »Was ist, wenn wir nicht im Meer schwimmen können?«, fragte Reef. Er hatte die Gespräche der Erwachsenen mitbekommen.
    »Du kriegst aber auch alles mit, nicht wahr, Reef?«, neckte ich ihn. »Aber ganz im Ernst: Mach dir keine Gedanken über Dinge, die womöglich gar nicht eintreffen.«
    »Aber wenn doch?«
    »Wir können nichts anderes tun als abwarten, Reef. Was auch immer passiert, wir werden uns eine schöne Zeit machen. Wir lassen uns unseren Urlaub nicht vermiesen.«
    Er nickte, ohne wirklich überzeugt zu wirken.
    »Und nun, was sollen wir tun?«, fuhr ich fort. »Wie wär’s mit ein paar Witzen?«
    Beide Jungs spitzten die Ohren. Finn hatte auf unserem Flug nach Lappland einen von der Kabinencrew organisierten Witzewettbewerb gewonnen und gefällt sich seitdem ein wenig in der Rolle des Comedian.
    »Klopf, klopf«, sagte ich.
    »Wer ist da?«, erwiderten die Jungs unisono.
    »Schluchz, schluchz.«
    »Schluchz, schluchz wer?«
    »Nicht weinen, es ist Weihnachten!«
    Reef und Finn kriegten sich nicht mehr ein vor Lachen, als sie den Witz weitererzählten und dann eine Reihe eigene zum Besten gaben. Auch ich lachte. Wir hatten Ferien, und langsam entspannte ich mich. Ich war sehr dankbar für die vielen Familienmitglieder um mich herum. Eine große Gruppe wie unsere sorgte immer für Rummel und Geschäftigkeit, und genau das brauchte ich.
    Es war ziemlich chaotisch, alle vom Flughafen zum Hotel in Sharm El Sheik zu befördern, dort einzuchecken und eine Zeit für ein gemeinsames Abendessen zu vereinbaren. Die Jungs waren außer sich vor Freude, als sie die Speisekarten für den Zimmerservice entdeckten.
    »Können wir Pizzas bestellen?«, fragte Finn.
    »Ooh und ganz viel Nachtisch!«, sabberte Reef.
    »Nein, könnt ihr nicht!«, erwiderte ich.
    »Bittebitte Daddy«, bettelten sie.
    »Nein, könnt ihr nicht. Das brauchen wir nicht, wir gehen zum Essen aus. Jetzt hört auf zu quengeln!«
    Das Gezanke und Gequassel der Jungs nahm kein Ende. Ich hatte keine Zeit zum Nachdenken, geschweige denn, traurig zu werden, was vermutlich ein Segen war.
    Die Vorbereitung dieser Reise hatte mir die Augen dafür geöffnet, wie viel Kate uns immer abgenommen hatte. Ich hatte mich immer für einen zupackenden Vater gehalten, aber letztendlich hatte Kate stets alles organisiert, die Vereinbarungen überprüft und dafür gesorgt, dass wir alles hatten, was wir brauchten. Im Urlaub war sie immer wie Mary Poppins mit ihrer Zaubertasche, aus der sie mühelos Feuchttücher, Snacks, Pflaster oder Malbücher hervorholte, wenn danach verlangt wurde. Selbst als sie krank war, gelang es ihr, in jedem Bereich unseres Lebens irgendwie alles am Laufen zu halten, und was die Jungs auch brauchten, sie hatte es griffbereit.
    Im Laufe der vergangenen paar Wochen war ich vollauf damit beschäftigt gewesen, Weihnachtsgeschenke und Sonnencreme zu kaufen, mich um die Versorgung des Hundes zu kümmern, Geld umzutauschen und die Koffer zu packen. Und dies zusätzlich zu den üblichen Aufgaben im Haushalt und meiner Arbeit und den Pflichten als Vorsitzender des Elternbeirats. Es gab so viel zu tun, dass ich Angst hatte, es nicht zu schaffen.
    Eines Abends war ich so müde, dass ich mich kaum mehr dazu aufraffen konnte, die Schultaschen der Jungs auszupacken, war aber froh, dass ich es doch tat. In der von Reef steckte das erste offizielle Schulfoto der beiden Brüder, die selbstsicher in ihren adretten roten Pullovern posierten. »Möchte, dass jedes Jahr die Schulfotos gekauft werden.« Kate hätte es bewundert, also füllte ich sofort den beiliegenden Zettel aus und bestellte ein paar Abzüge.
    Dieses Foto rückte für

Weitere Kostenlose Bücher