Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter
trinken konnten. Es war atemberaubend.
In einer anderen Nacht klopfte es um ein Uhr morgens an unserer Zimmertür. Vom Hotel war frisches Fleisch als Köder auf einer Plattform ausgelegt worden, die von unserem Fenster aus zu sehen war. Wir hatten darum gebeten, informiert zu werden, sollte sich dort etwas tun.
»Draußen sind zwei Leoparden«, teilte uns der Nachtportier flüsternd mit. »Versuchen Sie ganz leise zu sein und bleiben Sie im Zimmer. Letztes Jahr wurde einer unserer Kellner getötet.«
Ich schlief zwar schon halb, war aber so aufgeregt, dass ich in meiner Eile, mich anzuziehen, versehentlich mit beiden Beinen in ein Hosenbein schlüpfte und gegen das Fenster knallte. Kate hielt erst die Luft an und prustete dann los, als sie sah, was ich getan hatte. »Du hättest selbst als Köder enden können«, meinte sie. »Hoffentlich hast du sie jetzt nicht verschreckt!«
Wir spähten gemeinsam hinaus und trauten uns kaum zu atmen, als wir zwei prächtige Leoparden auf Beutezug sahen. Verzaubert beobachteten wir sie, völlig hingerissen von ihrer Majestät und Schläue. Es waren ein Männchen und ein Weibchen, und nachdem sie das Fleisch wachsam verputzt und sich die Lippen geleckt hatten, schlichen sie sich davon. Später sahen wir, wie sie sich in der Ferne paarten.
»Wir werden zurückkommen müssen, um ihre Jungen zu sehen«, wisperte Kate.
Wir waren inzwischen älter, Kate Ende zwanzig, ich in den Dreißigern. Wir überlegten auch, nach Amerika zu fahren, und waren uns beide einig, dass dies als »absolutes Muss« auf unserer Liste stand.
»Wir sollten warten, bis wir Kinder haben, dann können wir nach Florida und Disneyland«, meinte Kate.
Dem konnte ich nur von ganzem Herzen zustimmen. Mir war bewusst, dass Kates biologische Uhr inzwischen tickte. Es gab nur wenige Vorschläge von ihr, mit denen ich nicht einverstanden war, und dieser sah ganz nach einem Plan aus. Immer schon wollten wir eines Tages gemeinsame Kinder haben, und sollte uns dieses Glück beschieden sein, stand für uns fest, dass wir auch weiterhin reisen und das Leben in vollen Zügen auskosten wollten. Unsere Kinder würden wie wir in der ganzen Welt tauchen, Jetski fahren und Bungee-Springen. Jedenfalls erhofften wir beide uns das.
Bei uns stand immer ein Boot in der Einfahrt oder auf dem Hinterhof. Das letzte gemeinsame hatten wir Singe 1 getauft. Es war ein knallgelbes 4,8 Meter Ribcraft, das wir mit einem 90 hp Motor ausgestattet hatten, um es von einem Wasserskiboot in ein Überschallboot umfunktionieren zu können. Wir hatten es seit nunmehr zehn Jahren und holten es bei jeder sich bietenden Gelegenheit heraus, um es zu unseren Lieblingsorten in Torquay, Lyme Regis und hinunter zum Bristol Channel zu schleppen, komplett mit der Ausrüstung fürs Windsurfen und Scuba-Tauchen oder unserem silbernen Jetski.
In den Anfangstagen hatten wir nicht viel Geld und blieben mit unserem alten Skoda oder Cavalier oft liegen. Dann mussten wir den Abschleppdienst des Automobilklubs bemühen, um wieder nach Hause zu kommen. Doch es war die Mühe jedes Mal wert. Draußen auf dem Meer zu sein war für uns beide mit das Schönste. Kate und ich schliefen sogar mehr als fünfzehn Jahre auf einem Wasserbett und machten Scherze darüber, dass wir niemanden kannten, der so viel Zeit auf dem Wasser verbrachte wie wir. Als die Jungs kamen, nahmen wir sie mit auf unsere Touren und brachten ihnen, noch bevor sie laufen konnten, bei, wie man ein Boot steuerte.
Inzwischen war Singe 1 alt, und Kate hatte mir geraten, einen Teil des Geldes aus ihrem Nachlass für den Kauf eines tollen neuen Bootes auszugeben. Und wie immer war sie auch hier um die Sicherheit der Jungs bedacht . »Kaufe ein Boot mit Sitzen, damit Reef und Finn darin sitzen und das Meer beobachten können.«
»Bitte sei vorsichtig, Singe«, sagte sie und ließ sich Zeit mit dem Niederschreiben dieses Wunsches auf ihre Liste. »Diddy ist ein Draufgänger, genau wie du«, ergänzte sie und warf mir einen wissenden Blick gemischt mit Stolz und Sorge zu. »Sei vorsichtig, um mehr bitte ich dich gar nicht.« Den Spitznamen Diddy haben wir Finn verpasst, nachdem er als winziges Frühchen geboren wurde. »Und Reef muss wegen seines Beins auf sein Gleichgewicht achten. Ich möchte nicht, dass sie auf den Reifen fahren. Bitte kauf ein wirklich gutes Boot und achte auf bequeme Sitze, damit ihre Sicherheit gewährleistet ist.«
Sie schloss kurz die Augen, und ich nahm an, dass sie sich
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