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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: St John Greene
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werden den Ausschlag geben, ob sie für den klinischen Versuch von Avastin in Frage kommt. Wenigstens kann sie jetzt wieder allein Auto fahren, da sie nach ihrer Operation ihre Armbeweglichkeit zu hundert Prozent wiedererlangt hat. Die Fahrten zur Schule sind ein wenig einfacher geworden. Nach einer Eingewöhnungszeit, weil sie nun nicht mehr gemeinsam den Montessori-Kindergarten besuchen, haben die Jungs sich ganz gut eingelebt. Trotz ihrer unterschiedlichen Persönlichkeiten kommen sie gut miteinander aus – Reef ist nachdenklicher und fantasievoller als sein kleiner Rabaukenbruder! Die Chemotherapie beginnt in wenigen Wochen, und ich frage mich, ob Kate mit der langen blonden Perücke, die Singe gut findet, nicht wie eine Barbiepuppe aussieht. Wäre doch bloß schon wieder Sommer!
16. Oktober 2008
Katie bekam heute ihre erste Chemotherapie und hatte keine Probleme. Da sie zu drei verschiedenen Chemomedikamenten auch das neue Medikament Avastin bekommt, hat sich die Sitzung ziemlich hingezogen. Sie ist um halb zehn gekommen und um vier nachmittags gegangen, aber wir hoffen, dass es bei den nächsten Besuchen maximal eine Stunde dauern wird. Die Stationsschwester Jamie, die während Reefs ganzer Behandlungszeit die Kinderstation 34 betreut hat, kam vorbei und tröstete Kate, was sehr nett war.
Wahrscheinlich legt man Kate beim nächsten Mal für die Chemotherapie eine Kanüle in ihren Oberarm, die dort ein ganzes Jahr bleiben soll.
Reef hatte heute eine befriedigende Nachuntersuchung bei seinem Professor und ist mit einem Spezialsticker nach Hause gegangen, der ihm bestätigt, dass er ein guter Junge ist. Anschließend sind wir mit ihm ins Museum gegangen, um uns die Dinosaurierknochen anzuschauen. Finn war am Vormittag im Kindergarten und anschließend mit der Betreuerin der Behindertengruppe im Puxton Park Play Barn.
Als Katie nach Hause kam, war sie müde und fühlte sich ein wenig benebelt, konnte aber ein herzhaftes Abendbrot (hausgemachte Lasagne – danke Ruth!) zu sich nehmen. Sie ist mit einem ganzen Arsenal an Tabletten ausgerüstet, um gegen alle möglichen Nebenwirkungen der Chemo gewappnet zu sein, aber wir drücken die Daumen, dass sie diese nicht allzu oft braucht.
    Jedes Mal, wenn ich Reef in der Zeit, als Kate noch in Behandlung war, zu Krankenhausterminen brachte, kam mir das ganze Ausmaß unseres vorherigen wie momentanen Unglücks zu Bewusstsein. Sobald die Diagnose bei Kate feststand, diskutierten wir darüber, wie wir es den Jungs beibringen sollten, ohne ihnen Angst zu machen.
    »Vermutlich können wir uns, was das anbelangt, sogar glücklich schätzen«, sagte Kate erstaunlich gefasst. »Ich meine, wir können ihnen sagen, Mummy hat eine Geschwulst, wie Reef eine Geschwulst hatte, und dass man meine genauso entfernen wird wie seine, ich die gleichen fiesen Medikamente bekommen werde wie er und es mir dann hoffentlich besser gehen wird wie ihm auch.«
    Ich stimmte ihr zu, obwohl ich insgeheim dachte, dass ich trotz aller Zuversicht hinsichtlich Kates Überlebenschancen noch immer eine fürchterliche Angst davor hatte, Reefs Tumor könnte sich eines Tages zurückmelden. Seine Anfangsprognose war viel schlechter als ihre, und man hatte bei ihm noch immer keine Entwarnung gegeben.
    Von einer der Krebsfürsorgeeinrichtungen hatten wir ein Bilderbuch mit dem Titel »Mamas Knoten« bekommen, was wirklich sehr hilfreich war. Die darin abgebildete Familie sah ein wenig so aus wie unsere und hatte sogar einen Hund und ging an den Strand, sodass man sich mit der Geschichte leicht identifizieren konnte. Als Kate ihre Haare verlor, schauten wir uns die Mama im Buch an, die auch ihre blonden Haare verloren hatte, was uns sehr dabei half, Reef und Finn die Sache zu erklären. Reef konnte sich zum Glück kaum noch daran erinnern, seine Haare schon als Baby verloren zu haben. Als Kates Haare so dünn und schütter wurden, dass sie fast kahl war, bat sie mich, ihr den Kopf zu rasieren.
    »Ich fühle mich gar nicht gut dabei«, sagte ich, während ich ihr ein Handtuch um die Schultern legte und mich mit dem Elektrorasierer an die Arbeit machte.
    »Warum? Ich möchte es. Ich bin es leid, dass mir ständig und überall Haare ausfallen. Ich haare schlimmer als der Hund! Außerdem sieht es hässlich aus, da kann ich es auch gleich loswerden.«
    »Na gut, wie Madam wünschen«, sagte ich scherzhaft, wurde aber den üblen Beigeschmack nicht los. Ich bewunderte Kates blonde Haare. Sie waren ein Teil von ihr, daher

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