Gib dich hin (German Edition)
in ihre Welt verschleppt, ihn zum Sklaven und Gladiator gemacht. Aber etwas hatten sie übersehen. Etwas war hier zurückgeblieben.
Er untersuchte den Felsen, fand jene alten Risse, die er selbst hineingeschlagen hatte und die nun zugefroren waren. Seine Klauen rammten sich in das Eis, bis es zersplitterte, auseinanderplatzte und den Zugang freigab. Vorsichtig fasste er in den Hohlraum hinein, und plötzlich ergriffen seine Finger den kühlen Knauf seines Schwertes, das er hier versteckt hatte, um im Kampf gegen die Dämonen gewappnet zu sein. Es war ein besonderes Schwert, das aus magischem Eisen geschmiedet und gesegnet worden war. Somit konnte es selbst Dämonen ernstliche Verletzungen zufügen. Lady Ovida sollte die Erste sein, die es zu spüren bekam. Seine Hand schloss sich fester um den Griff bei dem Gedanken, wie er es in ihren Körper trieb, und er zog es langsam heraus, denn es war ebenfalls an einigen Stellen festgefroren. Er hörte das Knirschen des Eises, hörte, wie sich die winzigen Splitter lösten und das Schwert freigaben. Mit einem letzten gewaltigen Ruck riss er es heraus und betrachtete es fasziniert. Eis umgab die scharfe Klinge. Dessen ungeachtet, wirbelte er sie herum, ließ sie durch die Luft gleiten wie einen gefährlichen Raubvogel auf Beutezug. Ein schneidendes Geräusch begleitete jeden Schlag, den er ausführte. Es war so unglaublich lange her, seit er dieses Schwert zuletzt geführt hatte, doch nun fühlte es sich an, als hätte er es nie aus der Hand gelegt. Das Knirschen von Schnee ließ ihn aufhorchen. Schritte näherten sich von allen Seiten. Er blickte auf und erkannte die dunklen Gestalten, die ihn einkreisten. Dämonen! Wie hatten sie ihn gefunden?
Mandrake fühlte sich einige Jahrhunderte zurückversetzt. Es war ein Déjà-vu. So hatte es sich schon einmal zugetragen, nur dass er dieses Mal bewaffnet und somit wehrfähig war. Entschlossen hob er das Schwert vor seine Brust. Kommt nur näher, ihr Bastarde!
Wahrscheinlich hatte Lady Ovida seine Verfolger auf ihn angesetzt, weil sie ihm misstraute, sie vielleicht schon von Anfang an gemerkt hatte, dass er sich zu Cynthia stärker hingezogen fühlte, als gut für ihn war.
Sie schlossen den Kreis enger um ihn. Jetzt erkannte er ihre Gesichter. Sie waren ihm vertraut. Mitarbeiter der Agentur, die sich ihrer menschlichen Hüllen entledigt hatten. Mit einem schrillen Kreischen stürzte sich einer der Dämonen mit ausgebreiteten Flügeln und ausgestreckten Klauen auf ihn. Jeder Muskel von Mandrakes Körper spannte sich an, er ging leicht in die Knie, hob das Schwert und ließ es auf den Gegner niedersausen. Dessen Kopf flog im hohen Bogen durch die Luft und landete mit starrem Gesichtsausdruck im Schnee. Aus dem aufgerissenen Maul tropfte dämonisches Blut, das sich auch in einer Lache unter dem abgetrennten Hals im weißen Schnee ausbreitete und ihn grün färbte. Nach einer kurzen Schrecksekunde, in der sich weder er noch seine Gegner regten, stürzten sich die Kreaturen mit einem Mal auf ihn. Gleich riesiger schwarzer Motten, die sich um eine Lichtquelle drängten, sammelten sie sich um ihn. Ein Klauenhieb traf ihn an der Schulter, er konterte mit einer gekonnten Attacke auf den Arm des Angreifers, schlug ihm diesen ab. Kreischend taumelte der Dämon zurück, da holte ein anderer aus und riss ihm die Wange auf. Ein dicker roter Striemen zog sich quer über sein Gesicht. Der Dämon hatte nur knapp sein Auge verfehlt.
Mandrake erhob sich in die Luft, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen, doch die Kreaturen hingen wie Kletten an ihm, folgten ihm hinauf, krallten sich an ihm fest. Plötzlich schlug eine Klinge gegen seine Waffe und noch eine und noch eine. Auch die Dämonen hatten nun ihre Schwerter gezogen. Eine Klinge nach der anderen sauste auf ihn nieder. Doch seine Reflexe waren derart gestärkt, dass er sie alle abwehrte. Er musste nur an Cynthia denken und an das, was ihr blühte, wenn Lady Ovida sie in die Hände bekam, und in seinem Inneren bündelten sich all seine verbliebenen Kräfte, trieben ihn an. Heiß schoss das Adrenalin bis in seine Fingerspitzen. Er wirbelte herum, zog das Schwert einmal durch und wieder traf er einen Dämon, der verwundet zurückwich. Wie ein Berserker ging er auf die Schattenwesen los, parierte, attackierte, doch es waren zu viele, als dass er sich hätte gegen diese Übermacht behaupten können. Und dann geschah es. Er war nur einen Moment lang abgelenkt gewesen,
Weitere Kostenlose Bücher