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Gib dich hin (German Edition)

Gib dich hin (German Edition)

Titel: Gib dich hin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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glaubte, dass sie seinetwegen so finster dreinschaute.  
    »Glaub mir, wenn es mir möglich gewesen wäre, meinen Vater zu überzeugen, hätte ich es getan. Aber es ging nicht. Tut mir leid, dass du deinen Job bei uns verloren hast.« Er blickte verlegen zu Boden. Dieser Blick, der an einen reumütigen Sünder erinnerte, verriet ihr, dass sie ihm tatsächlich etwas bedeutete, denn sonst wäre er nicht hier. Es gab keinen Grund, dass er bei ihr vorbeischaute. Nichts band sie mehr aneinander. Dennoch war er nun hier. »Komm doch rein«, bat sie freundlich.  
    »Danke«, sagte er erstaunt, legte seinen Mantel ab und folgte ihr ins Wohnzimmer.  
    »Magst du etwas trinken? Ich … ich hab leider nur Wasser da … und auch nichts zu essen. Tut mir leid, ich bin einfach nicht zum Einkaufen gekommen.«  
    »Aber ich dafür.«  
    Erst jetzt bemerkte sie den Stoffbeutel, der über seiner Schulter hing. Er zauberte eine Packung Spaghetti, eine To-maten-Knoblauch-Sauce und ein Baguette sowie eine große Flasche Limonade daraus hervor.  
    Sie musste lachen. »Du kaufst beim Discounter ein?« Das passte doch gar nicht zu dem adretten Tom.  
    »Manchmal schon. Außerdem war ich grade in der Nähe, also dachte ich mir, ich kaufe schon mal das Abendessen ein.« Wahrscheinlich hatte er auch nicht damit gerechnet, dass sie ihn hineinbitten würde. Nun bot es sich natürlich an, dass sie gemeinsam das Abendessen zubereiteten.  
    »Ich bin zwar kein Meisterkoch, aber für Spaghetti reicht es allemal. Also, hast du Lust?«  
    Er meinte es ernst. Er wollte jetzt mit ihr kochen. Das amüsierte sie, und sie hatte zum ersten Mal wieder das Gefühl, dass ihr etwas guttun würde. Mehr noch. Seine Anwesenheit, sein freundliches Lächeln, die sanfte Stimme, das alles hatte sie längst aus ihrem Tief geholt.  
    »Ja, warum nicht.«  
    »Wunderbar.«  
    Cynthia holte einen Kochtopf aus dem Schrank und beobachtete, wie Tom ihn mit Wasser füllte, Salz hineingab und auf den Ofen stellte.  
    »Hast du großen Hunger?«, fragte er und lächelte sie sanft an.  
    »Ein bisschen«, gab sie zu.  
    »Du solltest mehr essen, an dir ist ja gar nichts dran.« Sein Blick glitt über ihren Körper. Sie hatte in den letzten Tagen aus Kummer einiges abgenommen. Dann widmete er sich den Spaghetti, zog sie aus ihrer Verpackung und schüttete sie in den Topf.  
    »Ich kümmere mich um die Sauce«, sagte Cynthia spontan und nahm einen zweiten, etwas kleineren Topf aus dem Schrank, um darin die Sauce zu erhitzen.  
    Nun standen beide vor dem Herd und rührten in ihren Töpfen. Tom warf ihr einen Blick zu und schmunzelte.  
    »Was ist?«, fragte sie verwundert.  
    »Du hast doch bestimmt gedacht, dass ich nur in teure Re staurants gehe, oder?«  
    Sie nickte. Das war tatsächlich ihr Bild von Tom Henning gewesen. Und es freute sie, es offenbar korrigieren zu dürfen.  
    »Ich bin viel normaler, als die meisten glauben.«  
    Sie musste grinsen, als er ein wenig unbeholfen mit seiner Gabel ein paar Spaghetti aus dem heißen Wasser fischte, sie mit kaltem Wasser abkühlte und in den Mund steckte.  
    »Mmh, gar nicht schlecht. Ich glaube, wir können sie jetzt abschmecken.«  
    Es wurde ein sehr schöner Abend. Das Essen schmeckte besser, als es aussah, und Cynthia konnte zum ersten Mal, seit Mandrake verschwunden war, wieder herzhaft lachen. Tom gelang es auf wunderbare Weise, sie von ihrem Schmerz abzulenken. Und ehe Cynthia es sich versah, war ihr Teller auch schon leer. So viel hatte sie schon lange nicht mehr gegessen.  
    Tom erzählte ihr, wie es in der Firma lief, dass ihm und den Kollegen ihre kreativen Einfälle während der wöchentlichen Konferenz fehlten. Mehr als das vermisste er jedoch ihre bloße Anwesenheit, und diese Worte machten Cynthia äußerst verlegen und sorgten dafür, dass sie sich etwas verkrampfte. Da stand er plötzlich auf und trat hinter sie.  
    »Du bist ja ganz verspannt«, stellte er fest und fing an, ihr den Nacken zu massieren. Ah, tat das gut. Sie war tatsächlich sehr verspannt, ihre Muskeln fühlten sich steinhart an, und Toms Hände waren jetzt genau das Richtige. Er übte sanften Druck auf ihre Schultern aus, doch als seine rechte Hand etwas tiefer glitt, stieß sie ihn sacht zurück. Nein, das wollte sie nicht. Aber er lachte. »Keine Sorge, nur ein Ver sehen. Ich habe keine Hintergedanken. Versuch loszulassen«, sagte er und setzte die Massage fort. »Du stehst unter großem Stress, hab ich recht?«

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