Gib dich hin (German Edition)
sie im Gegensatz zu ihnen küssen, Sex mit ihr haben. Warum ist das so?«
Er hatte nicht die geringste Ahnung. Er wusste nur, dass er über alle Maßen von ihrem Leuchten fasziniert war, doch er hatte es hingenommen, es nicht hinterfragt, weil es sonst keine Auffälligkeiten gegeben hatte. Wenn es aber stimmte, dass die Dämonen sie nicht sexuell berühren durften, dann musste sie von einer Art Schutz, etwas Übersinnlichem durchzogen sein. Vielleicht war sie sogar ein Halbwesen?
»Nephilim, so werden sie in einigen Quellen genannt. Kinder der Lichtwesen und Menschenfrauen. Sie waren sterblich, aber mit Kräften ausgestattet, die ihnen große Macht verliehen. Es heißt, sie seien ausgestorben. Schon vor Jahrhunderten, weil ihr mächtiges Blut immer mehr verwässerte. Aber stell dir vor, einige von ihnen hätten unerkannt überlebt, und sie stammte aus dieser Linie, welche Macht ihr dann inne wäre!«, sagte Ovida euphorisch und schlug die Hände zusammen.
Und in welche Gefahr sie dadurch geriet! Jeder Dämon würde versuchen wollen, diese Macht zu besitzen!
»Es gibt keinen Beweis für diese Theorie. Cynthia ist ein normaler Mensch, und sie stammt aus einer ganz normalen Familie. Ich habe ihren Bruder gesehen. Er hat nichts Besonderes an sich.«
»Das mag sein. Aber nach all den Jahrtausenden und der steten Verwässerung des mächtigen Blutes kommt die Gabe womöglich nur noch bei wenigen zum Vorschein. Eben bei jenen, die für unsere Augen leuchten. Wie dem auch sei. Das Mädchen liebt dich. Und ich kann sie verstehen, bei diesem Körper.« Ovidas Hand strich über seine Brustmuskeln. Andächtig verfolgte sie die Bewegungen ihrer eigenen Finger, die sich heiß auf seiner Haut anfühlten, eine brennende Spur auf ihr hinterließen. »Sie würde alles tun, um dich zu retten.«
»Was hast du vor?« Seine Muskeln spannten sich an. Er kannte Ovida, er wusste, dass sie mit ihrem Opfer gern spielte wie die Katze mit der Maus. Ihre Andeutungen machten ihn sehr nervös.
»Ich werde mir die Kleine einmal näher ansehen.« Sie erhob sich und blickte kühl auf ihn herunter.
»Du lässt sie in Ruhe, sonst …«
»Sonst … was?«
Seine Muskeln spannten sich noch mehr an, die Sehnen traten an seinen Armen und seiner verbliebenen Hand hervor. Aber das Eisen war zu stark.
»Auf bald, Gargoyle«, meinte sie gehässig und breitete ihre Schwingen aus, die eben erst aus ihrem Rücken emporgewachsen waren. Mit einem Hechtsprung stürzte sie sich in die Tiefe, wurde dann aber durch einen einzigen Flügelschlag wieder heraufgetragen. Die Spitzenvorhänge flatterten unter dem von ihr erzeugten Windstoß.
Mandrake bäumte sich auf, versuchte, sich zu verwandeln, in der Hoffnung, die Ketten zu sprengen, doch sie bremsten den Prozess, hielten ihn in einer Mischform aus Mensch und Gargoyle gefangen. Heiß floss das Blut durch seine Adern, erhitzte seine malträtierte Haut, erweckte den riesigen Körper zum Leben. Aber trotz aller Stärke brachte er nicht die Kraft auf, die er brauchte, um sich zu befreien.
Aber das musste er. Cynthia schwebte in großer Gefahr!
Kapitel 22
Tom hatte tatsächlich Wort gehalten. Er musste sehr von ihrer Arbeit überzeugt sein, dass er ihr solch ein großzügiges Angebot gemacht hatte. Die Miete für das Büro zahlte er so lange, bis sie genügend Aufträge an Land gezogen hatte, um sich selbst über Wasser zu halten. Wenn es soweit war, würde sie ihm alles zurückzahlen. Ohne Zinsen. Das kleine Büro war ein Traum. Es lag im Zentrum, gut erreichbar für ihre Kunden, und draußen an der Haustür hing sogar ein Schild mit ihrem Namen. Davon hatte sie immer geträumt. Es war etwas ganz anderes, im eigenen Büro statt vom Schlafzimmer aus zu arbeiten. Die Maklerin, die Tom ihr empfohlen hatte, hatte ihr wahrlich ein ganz süßes Büro präsentiert, in das sich Cynthia auf den ersten Blick verliebt hatte. Zugegeben, es war klein, bestand nur aus einem Zimmer, aber für den Start war es mehr, als sie sich hätte träumen lassen. Auch technisch war es einwandfrei ausgestattet. Das hatte sie ebenfalls Tom zu verdanken, der das alles organisiert hatte. Sie konnte sofort mit der Arbeit loslegen, brauchte nur noch ein paar Kunden. Da klopfte es auch schon wie auf Bestellung an der Tür. Cynthia versuchte rasch das Chaos in Form von Umzugskartons zu beseitigen, indem sie diese unter ihrem Schreibtisch und hinter den Vorhängen versteckte, dann rief sie
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