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Gib dich hin (German Edition)

Gib dich hin (German Edition)

Titel: Gib dich hin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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Besorgtheit zu überspielen. »Was darf es denn sein, Frau Nibel? Wieder das Meerschweinchenheu?«  
    »Nein. Heute nicht.« Sie kicherte leise und blickte verschämt auf den Boden. Nick verstand nur Bahnhof.  
    »Dann Futter? Sie wollen ganz gewiss Futter für ihre Lieblinge?«  
    »Auch nicht.«  
    Die Hände hatte sie auf ihrem Rücken, und sie schwankte eigenartig auf ihren Hacken hin und her, als genierte sie sich aus irgendeinem Grund.  
    »Ich … wollte Sie etwas fragen, Herr Guthan.«  
    »Ach ja?«  
    »Ja … ich … ähm … habe es aufgeschrieben.«  
    »Sie haben aufgeschrieben, was Sie mich fragen wollen?« Er musste schmunzeln. Das gefiel ihm irgendwie.  
    »Ganz genau.«  
    Sie zog einen kleinen, rosafarbenen Umschlag hinter ihrem Rücken hervor und reichte ihm diesen. Er duftete nach Parfüm. Nick hob eine Braue und betrachtete die Weihnachtssticker auf dem Brief. Frau Nibel hatte sich offensichtlich große Mühe mit ihrem Schreiben gegeben.  
    »Was steht denn da drin?«, fragte er neugierig.  
    »Öffnen Sie ihn, dann wissen Sie es.«  
    Er suchte nach dem Brieföffner und merkte, dass sich Frau Nibel rückwärts zur Tür bewegte. »Doch nicht, wenn ich noch hier bin«, sagte sie hastig.  
    »Aber warum denn nicht?«  
    »Weil … ich es doch sonst … gar nicht hätte aufschreiben müssen. Auf Wiedersehen und ein frohes Fest!«  
    Sie drehte sich abrupt um und lief eilig hinaus. Nick musste sich ein Lachen verkneifen. Aber dann wurde er wieder ernst, als er den Tannenbaumsticker näher betrachtete. Dieses Jahr würde es bei ihm keinen Weihnachtsbaum geben und auch der Heiligabend würde wohl ins Wasser fallen.  

Kapitel 21  
     
    Das Bett schaukelte, als wäre es ein Boot auf dem Ozean, das gegen die Wucht der Wellen ankämpfte. In Wahrheit schwebte es einige Meter unterhalb der Höhlendecke und wurde von riesigen Schwingen getragen. Auf den Bettpfosten brannten ewig leuchtende Kerzen, an denen Wachs heruntertropfte, das niemals zur Neige ging. Ein Hauch von schwarzer Spitze umhüllte das riesige Gebilde und verhinderte, dass Unbefugte zu ihnen hineinspähten. Und von denen gab es viele. Neugierige, sensationslüsterne Gestalten, die seit seiner Rückkehr voller Unruhe waren. Er wusste, dass die Dämonen auf eine schreckliche Bestrafung hofften, etwas, woran sie sich ergötzen konnten und das sie von ihrem kümmerlichen Dasein ablenkte. Aber bisher blieb Ovida milde gestimmt. Sie hatte ihn nicht den Wärtern ausgehändigt, ihn nicht als Sklaven oder Gladiator verkauft, was darauf schließen ließ, dass sie sich selbst um ihn kümmern wollte. Und das war wiederum ein Grund zur Sorge.  
    In diesem Moment saß sie neben ihm und begutachtete die eisernen Fesseln, mit denen sie seine Arme und Beine an die Pfosten gekettet hatte, die ihm keine Bewegung erlaubten. Besonders eng saß die Schelle um seinen rechten Arm, der statt in einer Hand in einem Stumpf endete, dessen Fleisch sich verfärbt hatte. Die verbliebene Haut brannte schrecklich. Wahrscheinlich hatte sich das Gewebe entzündet. Er fühlte sich fiebrig.  
    Ovidas Hand glitt über seinen muskulösen Oberkörper. Sie beide hatten ihre Menschengestalt angenommen. Ovida liebte diese Gestalt, sie fand sie aufregend und viel sinnlicher als ihre monströsen Pendants. Ihre üppigen Brüste bewegten sich bei jedem Atemzug, wippten anzüglich, und als sie auch noch anfing, mit beiden Daumen und Zeigefingern ihre auffällig großen Brustspitzen zu zwirbeln, wandte er den Blick demonstrativ ab.  
    »Was ist los, Mandrake, gefalle ich dir nicht mehr?« Sie lachte heiser. »Früher warst du doch ganz versessen darauf, dich mir hingeben zu dürfen, dich meinen Regeln zu fügen.«  
    Ihre Hand fuhr zwischen seine Beine und streichelte die Innenseite seines Schenkels. Sie beobachtete genau seine Reaktion, doch diese blieb aus. Verbissen presste sie die obere Zahnreihe auf ihre Unterlippe, weitete den Radius ihrer Streicheleinheiten aus, doch es ließ Mandrake kalt. Völlig kalt. Ihm war klar, dass sie von seinem Plan, sie mit seinem mächtigen Schwert zu vernichten, wusste, aber sie kam nicht einen Moment darauf zu sprechen, ignorierte es, als sei es nie geschehen, und das machte ihn äußerst nervös. Er ahnte, dass sie ihren eigenen Plan verfolgte, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit deutlich grausamer war als das, was er sich für sie überlegt hatte.  
    Ovidas Hände glitten über seine Brust, hinterließen

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