Gib dich hin (German Edition)
vergiss es einfach.«
Er verschwand im Flur, ließ sie einfach stehen. Cynthia folgte ihm eilig. »Tom, bitte, ich …«
»Mach dir keine Sorgen«, sagte er ernst und zog sich den Mantel über. Er klang plötzlich wie der Geschäftsmann, der er war. Die Kreativität überließ er anderen. Ihn interessierten Zahlen, Kalkulationen, Statistiken.
»Aber …«
»Ich habe verstanden.« Bedauern schwang in seiner Stimme mit. »Auch wenn ich wünschte, das da eben in der Küche wäre anders verlaufen.«
»Tut mir leid.« Sie ließ die Schultern hängen, sie hatte ihm nicht wehtun wollen.
»Nichtsdestotrotz glaube ich nach wie vor an dein Talent.« Sein Blick war nun wieder versöhnlicher. »Und das darfst du nicht vergeuden. Wenn du mich lässt, werde ich dich unterstützen. Ich kenne eine Maklerin, die dir ein passendes Büro verschaffen kann.«
»Tom, ich habe für so was kein Geld …«
»Das lass mal meine Sorge sein.« War das sein Ernst? Sie war sich nicht sicher, ob sie das Angebot annehmen konnte. Nicht, nachdem sie ihn derart enttäuscht und vor den Kopf gestoßen hatte. Zumal sie nun fürchtete, dass er dafür irgendetwas fordern würde. Und tatsächlich machte er sogleich eine Andeutung. »Allerdings verlange ich eine Gegenleistung.« Na bitte, genau das hatte sie erwartet. Sie konnte sich schon denken, welche Art von Gegenleistung ihm da vorschwebte. Doch zu ihrer Überraschung schien er etwas gänzlich anderes zu meinen.
»Ich will eine Beteiligung. So lange, bis du mir meine Auslagen zurückzahlen kannst.«
Sie nickte langsam, dieser Tom Henning war wirklich erstaunlich und überraschte sie immer wieder. Sein Angebot klang mehr als fair.
Kapitel 20
Nick hatte die letzten Nächte im Büro verbracht, sich dort auf die Liege gelegt und konnte doch nicht schlafen. Seine Wohnung war er los. Die Schulden erdrückten ihn. Und schuld an allem war seine kleine Schwester, die geglaubt hatte, ihn retten zu müssen. Nun hatte er alles verloren! Stand vor dem Ruin. Wie sollte es weitergehen? Musste er am Ende sogar seinen Laden verkaufen? Fragen wie diese hielten ihn seit Nächten wach. Er hatte eine Schuldnerbe ratung aufgesucht, doch dort hatte man nicht mehr für ihn getan, als ihn zu einem Informationsabend einzuladen, der erst im nächsten Monat stattfand, also im neuen Jahr, denn Weihnachten stand vor der Tür. Es würde dieses Jahr ein sehr einsames Fest werden. Wahrscheinlich würde er es allein verbringen oder zu seinen Eltern nach München fahren.
Nick ertappte sich dabei, wie er alle zwei Minuten auf den kleinen Digitalwecker starrte, den er in der Schublade seines Schreibtischs aufbewahrt und nun neben seine Liege aufgestellt hatte. Er hatte sich um 21 Uhr hingelegt. Jetzt war es kurz vor drei, und er hatte noch immer keinen Schlaf gefunden. Entsprechend erschöpft und niedergeschlagen war er. Er hatte das Gefühl, an einem Abgrund zu stehen, der nach und nach immer größer wurde. Zurückweichen konnte er nicht, weil sich hinter ihm bereits ein neuer auftat. Die Sorgen lasteten auf ihm, und sein Magen rebellierte.
Irgendwann gegen Morgen schlief er dann doch ein. Aber die Erholphase dauerte nicht lange an. Bereits gegen acht Uhr morgens wachte er wieder auf und fühlte sich ziemlich gerädert. Seine Lendenwirbel schmerzten höllisch, und seine Beine ließen sich nicht durchdrücken. Es war, als wäre er über Nacht steif gefroren.
Nick gelang es dennoch sich aufzurichten und ein paar Dehn- und Streckübungen zu machen. Dann begann er, den Laden auf Vordermann zu bringen, bevor alles im Staub versank. Normalerweise hatte ihm Maddy dabei geholfen, aber die war nun fort. Pünktlich machte er den Laden auf und pünktlich wie immer stand die erste Kundin vor der Tür.
»Guten Morgen«, erklang die gutgelaunte Stimme. Klara Nibels wöchentlicher Heukauf stand an. Durch ihre überdimensionale Brille wirkten ihre braunen Augen geradezu riesig.
Ihr Blick fiel auf den Eimer mit Wasser und den Wisch mopp, die Nick noch nicht weggeräumt hatte.
»Oh, ich störe wohl?«
»Nein, nein.« Nick winkte ab und bemühte sich, die Putz utensilien schnell in der kleinen Kammer zu verstauen. Dann trat er wieder hinter die Kasse, vor der Klara Nibel immer noch geduldig wartete. Sorge stand in ihren Augen. Es schien fast, als merkte sie, dass hier etwas nicht ganz stimmte. Wahrscheinlich wusste sie auch, dass Maddy fort war. Nick versuchte seine eigene
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