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Gib dich hin (German Edition)

Gib dich hin (German Edition)

Titel: Gib dich hin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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Augen. Etwas Rotes, Gefährliches glühte in dieser dunklen Tiefe. Es macht Cynthia schwach, lähmte ihren Widerstand. Und sie fröstelte bei dem hypnotischen Anblick.  
    »Worte können nicht so viel aussagen wie Bilder. Bedenken Sie auch, ich eröffne Ihnen die Möglichkeit, ihn noch einmal zu sehen.«  
    Cynthia atmete schnell. Es gab wohl nichts, was sie lieber wollte, als ihn wiederzusehen. Und solange sie den Vertrag nicht unterschrieb, konnte hoffentlich auch nichts Schlimmes passieren. Sie nickte Ovida zu, und diese kam noch einmal zu ihr. Dieses Mal ließ Cynthia die Berührung der Dämonin zu, und als ihre Hand auf ihrer Stirn lag, schloss sie die Augen ganz von selbst. Bunte Farben begannen sich aus der Dunkelheit heraus zu materialisieren. Sie formten Bilder. Erst waren sie verschwommen, und Cynthia konnte kaum etwas erkennen, dann aber sah sie Lichter in der Finsternis. Fackeln. Nein, riesige Kerzen, die an die klauenartigen Pfosten eines Bettes festgewachsen waren. Sie konnte sie durch den schwarzen Spitzenstoff sehen, der das Bett umhüllte. Rotes Wachs tropfte an ihnen herunter, bildete surreale tropfenartige Gebilde. Ein beklemmendes Gefühl breitete sich in ihr aus. Sie spürte die Enge, die Dunkelheit und konnte nicht richtig durchatmen. Es fühlte sich an, als läge eine schwere Last auf ihrer Brust. Sie versuchte durch die Spitzen hindurchzublicken, denn dahinter meinte sie eine Bewegung ausgemacht zu haben. Doch trotz seiner eigentlich durchsichtigen Natur lenkte sie das Muster zu stark ab. Es schien sich gar zu bewegen, gleich einer Schlange. Sie streckte die Hand aus, wollte den Vorhang beiseiteschieben, just in dem Augenblick wehte ein kräftiger Windstoß die Vorhänge zur Seite und gewährte ihr einen Blick hinein. Zuerst sah sie die Fesseln an den Armen und Beinen des Mannes, dann erkannte sie sein schmerzverzerrtes Gesicht! Mandrake. O mein Gott, was hatten sie ihm angetan. Sein Körper war voller Wunden. Sie wollte zu ihm, wollte ihm helfen, doch ausgerechnet jetzt wurde auch sie vom starken Wind hinfortgeweht. Das Bett wurde immer kleiner und verschwand schließlich in der Ferne. Cynthia versuchte vergeblich mehr zu erfassen, vielleicht irgendwie herauszufinden, wo genau Mandrake war. Sie wusste, dass er litt, Angst hatte, dass Schmerzen ihn quälten, und als sie die Augen wieder öffnete und im Hier und Jetzt landete, merkte sie, dass sie am ganzen Körper zitterte. Nur sehr wenig, aber sichtbar für die Augen der Dämonin, die daraufhin heiser lachte.  
    »Sie halten ihn gefangen«, entfuhr es Cynthia, die nun endlich verstand.  
    »Ich lasse ihn frei, wenn Sie unterschreiben«, versicherte Ovida großmütig und schob ihr den Vertrag zu. Cynthia starrte auf das leere Feld, in dem nur noch ihre Unterschrift fehlte.  
    »Tun Sie es für ihn. Er wird Ihnen ewig dankbar sein.«  
    Wut vermischte sich mit Verzweiflung. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, und sie blickte diese schreckliche Person voller Verachtung an. Welch böses Spiel sie mit Mandrake und ihr trieb. Das war abscheulich!  
    »Na los, worauf warten Sie«, drängte Ovida. »Anderenfalls muss ich ihn töten.«  
    »Nein!«, entfuhr es ihr. Und nun war es Angst, die ihre gesamte Gefühlswelt beherrschte und ihr zugleich die Rationalität raubte.  
    »Ich habe keine Verwendung mehr für ihn«, sagte Ovida kalt. »Unterschreiben Sie, oder er ist Geschichte. Sie haben es in der Hand.«  
    Cynthias Finger tasteten nach einem Stift, doch sie griffen ins Leere. Ihre Hand zitterte. Sie wollte nicht, dass Mandrake starb, um nichts auf der Welt. Aber ihre Seele konnte sie doch nicht einfach so verkaufen! Um Zeit zu gewinnen, las sie den Vertrag durch. Es war ein anderer als der, den Nick bekommen hatte. Von drei Wünschen oder sonst einer Gegenleistung stand nichts darin.  
    »Ihre Unterschrift gegen Mandrakes Leben«, erklärte Ovida die Bedingungen, als hätte sie Cynthias Gedanken gelesen.  
    Doch weil Cynthia sich noch immer nicht rührte, stöhnte Ovida genervt auf. »Ich verstehe nicht, was daran so schwer ist. Unterschreiben!«  
    Cynthia streckte noch einmal die Hand aus, nahm einen Stift und zog die Kappe ab. Sie setzte die Feder des Füllhalters in das freie Feld. Erneut versagte ihre Motorik. Die Finger zitterten heftig, sie konnte den Stift nicht richtig halten, geschweige denn führen. Sie schloss die Augen, horchte in sich hinein, wie sie es immer tat, wenn eine schwierige Entscheidung zu treffen war. Und

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