Gib dich hin (German Edition)
»Herein«, straffte die Schultern und gab sich Mühe, einen freundlichen, aber professionellen Eindruck zu vermitteln.
Die Dame, die ihr Büro nun betrat, war auffallend groß. Sie hätte ein Model sein können, und im ersten Moment glaubte Cynthia auch, es handle sich um ein ebensolches, das sich bei ihr für entsprechende Aufnahmen vorstellen wollte. Normalerweise lief das über eine Modelagentur, aber vielleicht konnte sich Cynthia ihre Daten trotzdem abspeichern. Man wusste nie, welcher Kontakt irgendwann noch einmal nützlich sein würde.
Die Idee, dass es sich bei der Frau tatsächlich um ein Mannequin handelte, verwarf Cynthia allerdings sehr schnell wieder, denn ihr Auftreten entsprach bei näherem Hinsehen ganz und gar nicht dem Bild eines typischen Werbemodels. Außerdem war sie auch optisch etwas zu reif für den Model-job. Sie kam selbstbewusst auf Cynthia zu und streckte ihr die Hand entgegen. Cynthia hatte Hemmungen, sie anzunehmen, aus Furcht, ihr die außergewöhnlich langen, knallroten Fingernägel versehentlich abzubrechen.
»Guten Tag, ich bin Frau Ovida, die Geschäftsführerin von Hell Express. Sie haben sicher schon von uns gehört.«
In der Tat war ihr der Name vertraut, doch sie konnte ihn im ersten Moment nicht zuordnen.
»Freut mich sehr, Cynthia Guthan. Bitte setzen Sie sich doch. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
Ein süffisantes Lächeln umspielte die feuerroten Lippen ihres Gegenübers. Das irritierte Cynthia. Zugleich breitete sich ein Gefühl von Unwohlsein in ihr aus, das sie sich nicht näher erklären konnte.
»Mir können Sie nicht behilflich sein, aber einem gemeinsamen Freund.« Sie zog eine Klarsichthülle aus der Mappe, die sie bei sich trug, und reichte ihr diese samt Inhalt her über.
Cynthias Kinnlade klappte herunter, als sie das Dokument näher betrachtete. Das war ein Seelenvertrag. Sie erkannte ihn wieder, genau dieselbe Aufmachung wie bei Nicks Vertrag, den sie glücklicherweise zerrissen hatte.
»Was soll ich damit?«, fragte Cynthia und rang um Fassung. Diese Frau war ganz sicher eine Dämonin. Hell Express. Natürlich. Das war die Agentur, für die auch Mandrake arbeitete.
»Unterschreiben.« Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich keinen Moment, und sie lächelte Cynthia noch immer auf genau dieselbe Weise an.
»Vergessen Sie’s. Dort ist die Tür!« Sie war sicher nicht so naiv wie Nick!
»Nein, nein, nein, meine Gute, Sie handeln zu voreilig. Ich möchte einen Deal mit Ihnen machen.«
Ich aber nicht mit dir, du Dämonenschlampe. Cynthia verschränkte die Arme vor der Brust.
»Ihrem Freund Mandrake würde das zugutekommen.«
»Was ist mit Mandrake? Was wissen Sie über ihn?« Sofort waren sie wieder da. Das Herzrasen. Die Sehnsucht. Das Verlangen. Genauso intensiv wie zuvor. Cynthia erschrak über ihre heftigen Emotionen, die allein bei der Nennung seines Namens verrückt spielten. Sie hatte geglaubt, über ihn hinweg zu sein. In den letzten Tagen hatte sie sich ausschließlich um die Einrichtung ihres Büros gekümmert. Es war eine hervorragende Ablenkung gewesen, zumal Cynthia inzwischen geglaubt hatte, er hätte sie verlassen. Bis jetzt.
»Ich weiß, wo er ist.«
Cynthias Herz begann noch schneller zu schlagen. Stimmte das wirklich, wusste diese Frau tatsächlich, wo er war?
»Und Sie werden es mir nur verraten, wenn ich Ihren Vertrag unterzeichne?«
»Nein. Diese Information bekommen Sie gratis.« Sie erhob sich und ging um den Tisch herum auf sie zu. Als sie ihre Hand auf Cynthias Stirn legen wollte, rollte diese mit ihrem Stuhl zurück. »Was soll das?« Sie traute der Dämonin nicht über den Weg. Irgendetwas hatte sie vor. Cynthia blieb auf der Hut.
»Keine Angst, ich will Ihnen nur zeigen, was Sie wissen wollen, Kindchen. So viel Vertrauen sollten Sie Ihrer künftigen Geschäftspartnerin schon entgegenbringen.«
Künftige Geschäftspartnerin? Von wegen. Wovon träumte diese Frau nachts?
»Bleiben Sie mir vom Leib«, zischte Cynthia und meinte es ernst.
Ovida zuckte mit den Schultern und wandte sich ab. »Wie Sie meinen. Dann erfahren Sie eben nicht, wo sich Mandrake derzeit aufhält.«
Doch! Das musste sie wissen. Unbedingt! Aber wie sollte sie einer Person vertrauen, die es ganz offensichtlich auf nichts Geringeres als ihre Seele abgesehen hatte?
»Sagen Sie es mir doch einfach«, lenkte Cynthia ein. Ovida drehte sich um und blickte ihr direkt in die
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