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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Störenfried ärgerlich an. Doch dann besann er sich und murmelte ein paar beruhigende Worte, bevor er ihm die Hand auf die Schulter legte und wartete, bis allmählich die Farbe ins Gesicht des Mannes zurückkehrte.
    »Entschuldigung, Señor! Ich wollte Sie nicht stören …«
    Ohne ein weiteres Wort, nur mit einem ungeduldigen Nicken, verließ Constantin die Loge.
    Ein Teufel war er nicht, aber vielleicht hatte er im Augenblick der Überraschung mehr von seiner wahren Natur offenbart, als gut für den Mann gewesen war. Manche Menschen spürten die dunkle Macht, die in ihm ruhte. Im Allgemeinen war er kontrolliert genug, um solche Zwischenfälle zu vermeiden, doch Paulines Stimme hatte ihn verzaubert und unaufmerksam gemacht.
    »Das wird nicht wieder passieren«, murmelte er einige Minuten später vor sich hin, während er auf den Stufen der breiten Treppe innehielt und den Blick über die festlich gekleideten Menschen im Hauptfoyer des Theaters gleiten ließ.
    Die üblichen Gäste hatten sich zur offiziellen Premierenfeier eingefunden: Honoratioren der Stadt, Förderer der Künste, Journalisten und ausgewählte Musikliebhaber. Sie alle warteten gespannt auf die Künstler und unterhielten sich unterdessen über die gerade gesehene Aufführung. Plötzlich entstand Unruhe, eine Tür am anderen Ende des Saals öffnete sich, und der Dirigent hatte seinen Auftritt. An seiner Seite erschien der Intendant mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen. Höflicher Applaus wurde laut. Ihnen folgten Escamillo, der stolz seine Carmen präsentierte, als spielten sie noch immer ihre Rollen. Nun applaudierten alle, vereinzelt waren Bravo-Rufe zu hören.
    Dann kam sie. Pauline verharrte einen kurzen Augenblick in der Tür und blinzelte, als müsse sie sich erst an das helle Licht gewöhnen, doch Jonathan Tailor schob sie mit freundlichem Nachdruck voran.
    Constantin rechnete es dem Startenor hoch an, dass er sich selbst zurückhielt und seiner jungen Kollegin den Vortritt ließ. Andere schienen dies ähnlich zu sehen, und so war am Ende nicht mehr zu sagen, wer von den beiden den größten Applaus erhielt.
    In dem Kleid, das sie für diesen Auftritt ausgesucht hatte, sah Pauline zauberhaft aus. Der Gedanke daran, wie sie ihn um Rat gefragt hatte, ließ Constantin schmunzeln. Anfangs war es ihr schwergefallen zu akzeptieren, dass andere besser wussten, was ihr stand und was nicht. Doch inzwischen nahm sie es als gegeben hin.
    Nicht ganz so selbstverständlich ging sie mit den Huldigungen um, die ihr nun zuteilwurden, doch gerade diese ungekünstelte Zurückhaltung machte es den Menschen noch leichter, Pauline in ihr Herz zu schließen. Jemand reichte ihr ein Glas, und sie umarmte gerade ihre Freundin Henry, als Julian zu ihr trat. Nicholas, der an Henrys Seite blieb, die sich nun mit dem Kostümdesigner unterhielt, hatte ebenfalls ein Auge auf Pauline. Und das war gut so, denn wenn Constantin nicht alles täuschte, lungerte dieser verdammte David dort hinten im Eingangsbereich herum. Er hatte sich zwar für sein leichtfertiges Verhalten entschuldigt und war mit einer gebrochenen Nase nach menschlichem Ermessen ausreichend bestraft, aber Constantin hätte ihn dennoch am liebsten eigenhändig vor die Tür gesetzt und ihm dabei ein paar weitere Knochen gebrochen. Nur der Wunsch, Pauline diesen Abend nicht zu verderben, hielt ihn davon ab.
    Um sich abzulenken, beobachtete er, wie sie mit jeder neuen Gratulation selbstbewusster wurde, und nach zehn, fünfzehn Minuten schien sie ihren Erfolg endlich genießen zu können. Doch immer wieder sah sie sich suchend um. Als er schließlich die Treppe hinunterging und sich ihr zu erkennen gab, wurde er mit einem Lächeln belohnt, das so glücklich wirkte, dass es bis in sein Herz vordrang.
    »Mademoiselle!« Constantin grüßte sie mit einer vollendeten Verbeugung und deutete einen Handkuss an. »Du warst großartig«, raunte er ihr dann zu, bevor er einen Schritt zurücktrat, um einem Musikjournalisten Raum zu geben, der für den morgigen Tag um ein Interview bat.
    »Sie ist eine Sensation«, sagte jemand neben ihm.
    Constantin drehte sich um und sah sich Jonathan Tailor gegenüber.
    »Hallo Jonathan. Du warst aber auch nicht übel. Ich dachte schon, du würdest deine Partnerin tatsächlich abmurksen.«
    Der Sänger tat verlegen. »Manchmal geht es einfach mit mir durch.« Er lachte. »Das Luder provoziert mich zu gern. Hast du gesehen, wie sie mich gebissen hat?«
    »Ich habe dich gebissen, weil

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