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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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sich inzwischen so zutraulich, dass sie ihr eigenes Katzenkörbchen bezogen hatte und sich in der Wohnung bewegte, als sei die schon immer ihr Zuhause gewesen. Nur Constantins Schlafzimmer war tabu, und das respektierte sie ebenso, wie sich auch alle anderen seinen Wünschen beugten.
    Inzwischen hatten Regisseure, Dirigenten und große europäische Bühnen bei Paulines Agentin angefragt, die sie gern für neue Inszenierungen verpflichten wollten. Darunter waren Opernhäuser in London, Berlin und Zürich.
    Marcella hatte die interessantesten Angebote zusammengestellt und drängte auf eine schnelle Entscheidung.
    »Dafür braucht man ja hellseherische Fähigkeiten«, hatte sich Pauline beim Anblick der Liste beklagt. »Wie soll ich wissen, ob ich die Zerbinetta in fünf Jahren oder überhaupt irgendwann singen kann?«
    Elena hatte nur gelacht. »So ist das Geschäft eben.«
    Das wusste Pauline natürlich auch. Dennoch überforderten sie solche Entscheidungen.
    »Ich rede mit deiner Agentin, wenn du willst. Wir suchen die schönsten Partien aus und steigern die Anforderungen an deine Stimme langsam, ohne etwas zu überstürzen«, versprach Elena. Anschließend hatte sie die Liste genauer studiert und gemurmelt: »Wie schade, dass für dieses Jahr nichts Brauchbares dabei ist. Aber damit war zu rechnen …«
    »Also weiterhin ›Erste Hilfe‹ bei Sängerinnenausfall?«
    »So sieht es aus. Aber mach dir keine Gedanken, es werden bestimmt großartige Partien dabei sein. Ich habe da so eine Ahnung …«
    Als Pauline nachfragte, guckte Elena streng. »Über ungelegte Eier wird nicht gegackert. Überlass das nur alles deiner Muse. Die weiß am besten, was gut für dich ist.« Nach dieser seltsamen Bemerkung hatte sie sich verabschiedet und war nach London zurückgekehrt. Selbstverständlich nicht, ohne sie zu ermahnen, täglich zu üben.
    Auch okay , dachte Pauline. Bevor sie endgültig die Weichen für ihre Karriere stellte, wollte sie sich ohnehin mit Constantin beraten. Das, so fand sie, war in einer Beziehung nur fair.
    Obwohl er ihr versichert hatte, sie hätte in diesen Angelegenheiten absolut freie Hand, wusste sie, dass er gern zurate gezogen werden wollte. Es nicht zu tun, wäre auch dumm gewesen, denn er kannte so viele Leute in wichtigen Positionen des weltweiten Kulturgeschäfts , wie er es spöttisch nannte, dass ihr sein Rat viel bedeutete.
    Sie saß gerade beim Frühstück auf dem kleinen Balkon und genoss die wärmende Morgensonne, als ihr Handy klingelte. Das wird er sein. Vor drei Tagen war Constantin nach Paris geflogen, weil die Ausstellung im Musée de l’Orangerie zu Ende ging. Ihr kam es vor, als wären sie erst vor wenigen Tagen zur Eröffnung dort gewesen. Und doch war in den letzten drei Monaten so unglaublich viel geschehen.
    »Hello?«, meldete sie sich, wobei sie die Vokale besonders in die Länge zog.
    »Hast du es schon gehört?
    »Henry! Ist was passiert?« Mit einem Anruf ihrer Freundin hatte sie um diese Zeit nicht gerechnet.
    »Kann man so sagen. Wir müssen bis zum Wochenende aus der Wohnung raus.«
    »Was? Wieso das denn?«, fragte sie, und der erste Gedanke, der ihr durch den Kopf ging, war, wie Choupette die Neuigkeiten aufnehmen würde. Insgeheim hatte sie längst beschlossen, sie nicht ihrem Schicksal zu überlassen. Katzen mochten von einem Ortswechsel nicht begeistert sein, aber hier würde Pauline das Tier bestimmt nicht ungeschützt zurücklassen.
    Henry gab einen abfälligen Laut von sich. »Der Vermieter hat alles an die Bank verloren, und die wollen nun den gesamten Block abreißen und ein Shopping-Center errichten.«
    »Ich dachte, die Altstadt steht unter Denkmalschutz?«
    »Doch nicht hier, Dummchen. Ich meine unsere Wohnung in London.«
    »Oh!« Seltsamerweise war sie erleichtert. »Aber so kurzfristig kann der uns gar nicht vor die Tür setzen.«
    »Normalerweise nicht. Wie es aber aussieht, hat unsere liebe Freundin Janice vergessen, uns rechtzeitig Bescheid zu geben.«
    »Die blöde Kuh!«
    »Sehr freundlich formuliert«, sagte Henry grimmig. »Was machen wir nun? Ich kann hier nicht weg.«
    Die Theaterleitung hatte Henry gebeten, vier Wochen länger zu bleiben. Weil dies nicht nur bedeutete, dass sie ein Gehalt bekam, sondern es ihr auch die Chance gab, diese Zeit mit einer der kreativsten Kostümbildnerinnen zusammenzuarbeiten, hatte sie begeistert zugesagt.
    »Was ist mit Nicholas?«, fragte Pauline.
    »Sehr witzig! Der macht doch nur, was ihm der große Constantin

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