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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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befiehlt.«
    »Das ist nicht fair. Sie sind doch Freunde.«
    »Ach wirklich?«, fragte Henry und klang dabei alles anderes als gut gelaunt.
    »Okay, er ist sein Angestellter«, sagte Pauline so neutral wie möglich. Ihr war nicht entgangen, dass es aus diesem Grund häufiger Streit zwischen Henry und Nicholas gab.
    »Vierundzwanzig Stunden lang, sieben Tage die Woche. Weißt du was? Frag deinen Meister, ob Nicky uns helfen darf, und ruf mich wieder an. Ich muss hier eine Diva in ihr Kleid einnähen.« Damit legte sie auf.
    Ohne weiter zu überlegen, tippte Pauline die Kurzwahl an. »Nicholas? Hast du schon gehört …?« Mit wenigen Worten schilderte sie ihr Problem.
    Aufmerksam hörte er ihr zu, offenbar hatte Henry mit ihm noch nicht darüber gesprochen.
    Zum Schluss sagte sie: »Wir könnten vielleicht auch David fragen, ob er mit ein paar Jungs vom Pub …« Den Rest des Satzes ließ sie in der Luft hängen. Es wäre ihr ganz und gar nicht recht, wenn David – Freund hin oder her – in ihren persönlichen Sachen herumschnüffelte. Seltsamerweise traute sie ihm so etwas inzwischen zu. Bei Nicholas machte sie sich hingegen keine Gedanken.
    »Das wird nicht notwendig sein«, sagte er, und seine Stimme klang hart.
    Seit dem Zwischenfall im Club war er noch schlechter auf den Fotografen zu sprechen. Pauline hielt die Abneigung, die Constantin und er gegen David hegten, für überzogen. Er hatte einen Fehler gemacht, ja. Aber den hatte er auch mit einer gebrochenen Nase bezahlt, und es war gewiss nicht einfach gewesen, danach dieses wichtige Shooting auf Mallorca zu machen. Dennoch war die Modestrecke toll geworden, und Henry hatte erzählt, er könne sich inzwischen vor Aufträgen kaum retten. Sie kaufte alle Zeitschriften, in denen es Fotos von ihm zu sehen gab, und Pauline war ebenfalls sehr beeindruckt. David schien sein Ziel erreicht zu haben.
    Freundlicher, vielleicht weil sie nicht geantwortet hatte, sagte Nicholas: »Ich habe ohnehin demnächst in London zu tun, das könnte ich auch vorziehen. Aber wohin mit all den Sachen? Willst du sie einlagern lassen?«
    »Die Möbel gehören nicht mir. Die Vormieterin hat sie mir geschenkt, aber ich glaube nicht, dass die noch einen Umzug überleben, ohne auseinanderzufallen. Meine Klamotten und der Krimskrams könnten wahrscheinlich überwiegend in die Altkleidersammlung, aber das möchte ich gern selbst aussortieren. Vorerst ist bei Marguerite genügend Platz, ich habe dort ja noch ein Zimmer. Darin könnte ich auch noch für Henrys Sachen eine Ecke freimachen, wenn sie das möchte. Sie sitzt hier fest.«
    »Das ist nett von dir«, sagte Nicholas mit warmer Stimme.
    »Ist doch klar. Sie kann sich im Moment nicht selbst drum kümmern. Nur vorwarnen müsste ich Marguerite, damit sie nicht aus allen Wolken fällt … und einen Spediteur beauftragen.«
    »Darüber mach dir keine Gedanken. Wenn du Marguerite anrufst, kümmere ich mich um den Rest. Hm, Pauline …«
    »Ja?«
    Er druckste noch ein bisschen herum, bis er sagte: »Meinst du, sie würde diesen leckeren Apfelkuchen noch mal backen?«
    Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. »Na klar! Das sage ich ihr. Sie freut sich bestimmt, dich wiederzusehen! Ach Nicholas, du bist ein Engel, weißt du das?«
    »Selbstverständlich. Schließlich muss ich ständig mein schneeweißes Gefieder vor der Welt verbergen. Ziemlich anstrengend, kann ich dir sagen!«
    Lachend verabschiedete sie sich.
    Vor ihrer letzten Vorstellung fühlte sich Pauline kraftlos, und sie schaffte es einfach nicht, den üblichen Enthusiasmus zu empfinden, als sie das Theater betrat. Das Wetter war drückend, und sie hatte in der Nacht Herzprobleme gehabt, gegen die auch die Tabletten wenig ausrichten konnten. Obwohl sie Constantin vermisste, war sie froh, dass er nichts davon mitbekommen hatte. Er war noch irgendwo in Frankreich unterwegs, wollte aber am Abend rechtzeitig zu ihrem Auftritt da sein.
    Sie war schon im Kostüm, als ihr Handy den Eingang einer Kurznachricht signalisierte.
    Unwetterwarnung. Komme später. Constantin
    Schnell textete sie zurück, dass er bitte nicht fliegen sollte, sie würde die Vorstellung schon gut überstehen. Dann wurde sie aufgerufen und eilte zur Bühne.
    Zwischen ihren Auftritten hörte Pauline nichts mehr von ihm, aber als sie von einem grandiosen Schlussapplaus euphorisiert mit mehreren Blumensträußen im Arm in ihre Garderobe zurückkehrte, klingelte ihr Telefon erneut.
    »In vierzig Minuten steht ein Wagen vor

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