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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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dem Theater, du fliegst heute noch nach Hamburg.«
    So gern sie sich normalerweise auf seine Abenteuer einließ, so wenig stand ihr heute der Sinn danach. Pauline signalisierte der Maskenbildnerin, sie solle bleiben, und sagte: »Ich bin total kaputt. Können wir das nicht auf einen anderen Tag verschieben?«
    »Nein.«
    »Constantin, ehrlich …«
    Die Leitung war tot. »So ein verdammter Despot!« Wütend warf sie das Handy an die Wand, wo es im Herabstürzen ein Wasserglas vom Tisch riss und gemeinsam mit diesem am Boden zerschellte.
    Ihr Herz klopfte wie wild, und Pauline zwang sich, ruhig durchzuatmen, während sie schweigend beobachtete, wie die erschrockene Maskenbildnerin die Einzelteile und Scherben aufsammelte und mit einem Lappen versuchte, die Wasserlache aufzunehmen.
    Henry kam herein und sah sich erstaunt um. Als sie das zerbrochene Smartphone sah, grinste sie. »Stress im Paradies?«
    »Allerdings«, lautete Paulines knappe Antwort, während sie sich auf ihren Sessel vor dem hell erleuchteten Spiegel fallen ließ. Die Micaëla, die ihr entgegenblickte, schien um Jahre gealtert zu sein.
    Wortlos warteten beide, bis die Visagistin sie abgeschminkt hatte.
    Als sich die junge Frau zum Reinigen der Schminkutensilien zurückziehen wollte, stand Pauline rasch auf und nahm sie fest in den Arm. »Danke für deine wunderbare Arbeit!« Sie zog ein Päckchen aus der Handtasche. »Eine Kleinigkeit als Erinnerung«, sagte sie. »Bitte entschuldige, dass ich eben die Nerven verloren habe.«
    »Ach, das war doch nichts gegen die Allüren der großen Diven!« Die Visagistin lachte und wurde ein bisschen rot dabei, was auch an dem Geschenk liegen konnte, das Pauline ihr reichte. »Kommen Sie bald wieder! Das Theater hatte lange nicht mehr eine so gute Presse.«
    »Weißt du schon, wohin es als Nächstes geht?«, fragte Henry, als sie wenig später unter sich waren.
    »Nach Hamburg«, sagte sie grimmig.
    »Eine superschöne Stadt. Besonders jetzt im Sommer! Du wirst es dort mögen, die Hanseaten gelten bei uns als british .«
    »Ich glaube nicht, dass Constantin mich wegen eines Engagements dorthin beordert. Er genießt es einfach, mir Befehle zu erteilen.«
    »Warum lässt du dir das gefallen?«
    »Das frage ich mich manchmal auch. Es wird wohl Liebe sein«, sagte Pauline, die sich im Augenblick zu schwach fühlte, um ihrer Freundin die wahren Hintergründe zu erklären. Ein Blick auf die Uhr, die über dem großen Spiegel hing, zeigte ihr, dass auch keine Zeit mehr dafür blieb. In Windeseile duschte sie und überlegte, was sie anziehen sollte. Die Jeans, in der sie am Nachmittag hergekommen war, oder das knappe Kleidchen, das sie eingepackt hatte, weil der Intendant zu einer kleinen Party eingeladen hatte. »Nur für die Theaterleute«, hieß es. »Keine ›Zivilisten‹!«
    Schließlich entschied sie sich für das Kleid, zog aber dazu ihre flachen Schuhe an und schnappte sich ihre Tasche. »Kann ich mal dein Handy haben?«
    Henry, die auf sie gewartet hatte, gab es ihr. »Wen willst du anrufen?«
    »Constantin hat gesagt, dass mich ein Wagen am Bühnenausgang erwartet.«
    Ein erneuter Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass seit ihrem Telefonat fast eine Stunde vergangen war. Ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken. So sehr hatte sie sich noch nie verspätet, er würde verärgert sein. Wenn er schlechte Laune hatte, rührte er sie nicht an.
    Es bekäme dir nicht, wenn ich die Kontrolle verlieren würde , hatte er kürzlich gesagt und sie dabei mit einem so gnadenlosen Gesichtsausdruck fixiert, dass sie ihm sofort geglaubt hatte.
    »Wann seid ihr verabredet?«
    »Vor genau fünfzehn Minuten.«
    »Ach du Schreck!« Henry musste die Panik in ihrer Stimme gehört haben, denn sie reichte ihr sofort das Handy. »Erzähl ihm, dass es meine Schuld war, wenn du willst.«
    Pauline wusste, dass ihr dies nicht helfen würde. Dennoch bedankte sie sich und tippte mit fliegenden Fingern Constantins Nummer. Das Freizeichen ertönte. »Es läutet«, sagte sie überflüssigerweise. Nichts geschah. Weder nahm Constantin ihren Anruf entgegen, noch schaltete sich die Mailbox ein.
    Henry, die ihr Mienenspiel richtig interpretiert hatte, nahm ihr das Telefon aus der Hand und wählte eine andere Nummer. »Paulines Handy ist kaputt, ich bringe sie jetzt zur Pforte.« Sie lauschte. »Maximal fünf Minuten. Sag deinem Chef, es ist nicht ihre Schuld, hörst du?«
    »Komm!«, sagte sie und sah zur Tür hinaus. »Die Luft ist rein, lass uns

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