Gib mir deine Seele
verfiel. Dem Schicksal hatte es gefallen, Constantin das Talent zu schenken, die geheimsten Wünsche eines anderen zu erahnen.
Die Muse der erotischen Dichtung wurde nicht ohne Grund »die Liebliche« genannt, was in der hartherzigen Gesellschaft göttlicher Wesen keineswegs nur ein Kompliment war. Sie hatte eine ausgesprochen devote Ader, und Constantin befriedigte diese Leidenschaft, bis ihre Schwestern dahinterkamen.
Erato versuchte sich des lästigen Zeugen ihrer Schwäche zu entledigen, doch Artemis, die ihr Treiben schon seit geraumer Zeit mit Vergnügen beobachtet hatte, setzte sich für Constantin ein. Er wusste bis heute nicht, warum sie das getan hatte.
Vermutlich, um Unfrieden zu stiften , dachte er.
Artemis bat ihren Bruder, ihn in den handverlesenen Kreis rekrutierter Musen aufzunehmen.
»Er ist talentiert, du wirst sehen«, hatte sie geschmeichelt und ihm am Ende voller Stolz eigenhändig das Zeichen eingebrannt. Der Schmerz war so furchtbar gewesen, dass Constantin noch heute bei dem Gedanken daran übel wurde. Ohne nachzudenken, rieb er sich über den Nacken, wo, gut versteckt unter seinem dichten Haar, ein Musenstern verborgen war.
»Enttäusche mich nicht!«, hatte sie zum Abschied gesagt, und die Drohung in ihren Worten war unüberhörbar gewesen. Natürlich wusste sie, dass er allein und ohne eine Anleitung, wie sie alle anderen Rekruten erhielten, keine Chance haben würde, auch nur das erste Jahr zu überleben. Deshalb stellte sie ihm einen Gefährten und Berater zur Seite.
Anfangs war Nicholas nicht begeistert über seinen neuen Job gewesen. Aber Artemis hatte ihn gewarnt, dass sein Schicksal eng mit Constantins verknüpft sein würde. Technisch gesehen stand dieser als Muse in der Hierarchie sogar über Nicholas, doch er war klug genug, ihn das niemals spüren zu lassen, und so hatten sie sich bald arrangiert.
Nach außen hin hielten sie die Fassade von Auftraggeber und Bedienstetem so gut es ging aufrecht. Doch inzwischen waren sie Verbündete, wenn nicht sogar Freunde. Sie machten einen verdammten Job, aber er hielt sie am Leben, bewahrte sie vor dem Zorn der Götter, und die meiste Zeit war es eigentlich nicht unangenehm. Partys, schöne Frauen, aber auch ihre gemeinsame Liebe zur Kunst, die sie immer wieder zu überraschen und unterhalten verstand …
Das Geld für sein luxuriöses Leben hatte er sich allerdings selbst verdient. Noch immer besaß er diesen speziellen Blick für das Einzigartige. Bei Menschen, was ihn als Muse unvergleichlich erfolgreich machte, und bei den schönen Dingen, mit denen er sich gern umgab. Sein Rat war auch nach all den Jahren noch gefragt, und solange er den Göttern diente, würde ihn kein sterbliches Wesen jemals fragen, warum er nicht alterte. Sie merkten es einfach nicht. Wie das funktionierte, überstieg seine Vorstellungskraft, die immer noch menschlich war.
Nicholas hätte es ihm vielleicht sagen können, aber er zuckte nur mit den Schultern, wenn Constantin nach solchen Dingen fragte. »Magie? Was weiß ich«, lautete die Standardantwort auf alles Unerklärliche. Neuerdings variierte er sie und sagte manchmal: »Es ist wie beim Computer. Mich interessiert nur, ob er läuft, nicht aber, wie.« Damit unterschied er sich deutlich von den Menschen. Die wollten immer genau wissen, wie irgendetwas funktionierte. Zumindest einige von ihnen.
Constantin lachte lautlos. Es war ein bitteres Lachen. Am Ende war es ganz gleich, ob er die Tricks der Götter durchschaute oder nicht. Sie waren launisch und hatten Freude daran, die Dinge durcheinanderzubringen. Das musste das Erbe des Chaos sein, das in jedem von ihnen schlummerte.
Auf einmal bewegte sich Pauline und murmelte seinen Namen. Wie ein träger Löwe lag er an ihren Rücken geschmiegt, eine Hand auf ihrem Bauch, als wollte er seine Beute auch im Schlaf sicher halten.
Gab es eine schönere Art zu erwachen? Er schob die düsteren Gedanken beiseite und widmete sich dem Naheliegenden.
» Bonjour, mon fiancé! « Sie drehte den Ring an seinem Finger.
Mit einem Kuss in ihren Nacken antwortete er ihr, doch eines sollte er besser sofort klarstellen. »Das Stadium der Verlobung haben wir gestern hinter uns gelassen, ma petite .«
»Oh!«, hauchte sie und tat verwundert. »Gehörst du einer geheimen Sekte an oder so?« Dabei räkelte sie sich.
Sein Körper reagierte sofort, aber er wollte wissen, was sie damit gemeint hatte. »Wieso fragst du?«
»Na ja, Ring aufsetzen mit anschließendem Sex kann
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