Gib mir deine Seele
einfach.
»Aber sie hat sich an mich gewöhnt. Wenn sich jetzt wieder kein Mensch um sie kümmert, geht sie ein!« Tränen standen Pauline in den Augen, als sie daran dachte, wie krank und verängstigt das arme Tier anfangs gewesen war. »Außerdem vermisse ich sie.«
»Pauline, hier geht es nicht um dich. Katzen kann man nicht beliebig von einem Ort zum anderen schleppen. Sie leiden darunter. Wir bleiben nicht ewig in Hamburg, und was passiert dann? Ständige Umzüge verkraftet sie nicht.«
»Was soll ich denn machen? In Barcelona kann sie nicht bleiben, und zu Marguerite kann ich sie auch nicht bringen. Ihr Kater duldet keine Konkurrenz.«
Constantin verschränkte die Arme vor der Brust. »Das hättest du dir früher überlegen müssen. Man schafft sich kein Tier an, wenn man ständig unterwegs ist, so wie du es sein wirst.«
»Ich habe sie nicht angeschafft , sie ist mir zugelaufen.« Nun weinte sie richtig. »Ich sehe ja ein, dass es ein Fehler war, aber sie tat mir so leid. Was soll ich denn nun tun?«
Er setzte sich neben sie und streichelte ihre Wange. »Wenn du mir versprichst, dass du diesen Fehler nicht wieder begehst, dann bitte ich Nicholas, sie auf mein Weingut zu bringen. Dort wird bestimmt ein Mäusefänger gebraucht.«
Hamburg gefiel Pauline immer besser. Besonders wenn die Sonne schien, war es eine Stadt, in der sie sich wohlfühlte. Von St. Pauli war sie beeindruckt. Constantin meinte zwar, vor einigen Jahren sei es rund um die Reeperbahn ehrlicher zugegangen, als noch keine Immobilienhaie Interesse an dem Viertel gezeigt hätten, doch Pauline gefiel es, wie sich die Bürgerlichkeit der Besucher mit der Halbwelt der dort Ansässigen vermischte. Gerade in den Nächten war ein buntes Partyvolk unterwegs, wie man es auch in London hätte antreffen können.
Längst wunderte sie sich nicht mehr darüber, dass Constantin im Smoking eine ebenso gute Figur machte wie beim gemeinsamen Sport oder nachts in irgendeinem Club. Und damit waren nicht die schicken, glitzernden Clubs gemeint, die sie in Barcelona kennengelernt hatte. Hier zog es ihn mehr auf die dunkle Seite des Nachtlebens, und auch Nicholas schien in seinem Element zu sein.
Eines Morgens, sie lagen noch im Bett, sprach sie ihn darauf an. »Gefällt es dir in dieser Stadt besser als in Spanien?«
»Wie kommst du auf die Idee?«
»Du wirkst … wie soll ich sagen, entspannter?«
Er lächelte. »Das liegt an dir, ma petite . Du tust mir gut.«
»Tut es dir auch gut, mich zu schlagen?« Die Frage war heraus, bevor sie es verhindern konnte. Besonders nett hatte sie nicht geklungen. Besorgt beobachtete sie, wie sein Lächeln verschwand.
Mit einer vertrauten Geste fuhr sich Constantin durch sein schwarz glänzendes Haar. »Warum fragst du das?«
»Was denkst du? Weil ich es wissen will!«
Es kam ihr vor, als zuckte er bei ihrem schnippischen Ton zusammen. Sie merkte selbst, wie abrupt der Themenwechsel auf ihn wirken musste. Aber sie trug die Frage schon so lange mit sich herum, wartete auf die passende Gelegenheit, die nie kommen wollte, und jetzt waren die Worte einfach aus ihr herausgeplatzt.
»Es ist nur eine Frage«, sagte sie leise.
»Pauline …« Er stützte sich auf den Ellbogen und sah sie an. »Du weißt, dass ich es genieße, deine Hingabe zu spüren, zu erleben, wie du dich mir anvertraust.« Beinahe verlegen schien er nach Worten zu suchen und sagte schließlich: »Dominanz ist ein Teil von mir, ohne den ich nicht komplett wäre.«
»Das weiß ich, Constantin«, sagte sie schnell. »Aber was empfindest du dabei, jemandem, mir …«, korrigierte sie sich, »… Schmerzen zuzufügen?«
Erstaunt sah er sie an. »Du genießt diese Art von Schmerz. Er erregt dich.«
Sie seufzte. Es stimmte. Manchmal glaubte sie, sich endlich mit dieser Neigung angefreundet zu haben, sie als einen Teil von sich akzeptieren zu können. Aber es gab auch Tage, an denen sie sich fragte, was eigentlich nicht in Ordnung mit ihr war, dass schon der Gedanke an einen Rohrstock in seiner Hand sie erregte. Pauline schluckte, als sie merkte, wie sich ihr Puls beschleunigte.
»Das meine ich nicht«, sagte sie deshalb und versuchte sich auf das Thema zu konzentrieren und nicht auf die unfassbar blauen Augen, die sie aufmerksam musterten. »Ich will wissen, ob du es gern tust. Was ist dir wichtiger: Schmerzen zu verursachen, oder das Ergebnis zu genießen?«
»Das lässt sich nicht voneinander trennen«, sagte er. »Was du wirklich wissen willst, ist, ob
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