Gib mir deine Seele
Reif aus der Hand. »Er hat ein Geheimnis. Genau wie wir beide.« Sie drehte die Teile und zog sie dabei vorsichtig auseinander. »Siehst du?«
Verwundert griff er nach dem Innenring und betrachtete die goldenen Intarsien, die im Feuer hell aufleuchteten. »Ist es das, was ich denke?«
Pauline legte die Hand auf ihre Taille. »Wenn du an eine Mondkette ohne Anfang oder Ende denkst, dann ist es das. Es wäre mein größtes Glück, wenn du diesen Ring für mich tragen würdest.«
Er beugte sich vor, und seine Lippen streiften sanft über ihre. »Danke, ma petite! «
»Nimm es als ein Geburtstagsgeschenk«, sagte sie möglichst leichthin und fragte sich im gleichen Moment, warum sie das gesagt hatte. Vielleicht, weil sie nicht einmal wusste, wann er geboren war, und ihn provozieren wollte, ihr wenigstens etwas zu vertrauen. Doch offenbar war das ein Fehler gewesen.
Seine Laune schlug so schnell um, dass sie noch eine Spur des Lächelns zu sehen glaubte, als er sie anfuhr: »Wer hat dir gesagt, dass heute mein Geburtstag ist? War es Nicholas?« Die Stimme hatte jegliche Wärme verloren.
Sie schrak zurück. »Ich hatte keine Ahnung …«
»Lügnerin!« Constantin hob die Hand, als wollte er sie schlagen.
Pauline zuckte erschrocken zusammen. Irgendetwas lief hier schrecklich aus dem Ruder! »Constantin, ich schwöre bei allem, was mir heilig ist! Ich habe es nicht gewusst!«
»Schwöre es beim Klang deiner Stimme!« Seine Hände legten sich wie Fesseln um ihre Handgelenke.
»Bist du verrückt geworden? Ich wollte dir eine Freude machen. Ich wusste nicht einmal, dass es ein Ring werden würde. Myrah hat meine Mondkette gesehen und einige Fragen gestellt, dann habe ich ihr dein Foto gezeigt, und sie hat zwei Nächte durchgearbeitet, um dieses verdammte Ding zu machen.« Heiße Tränen quollen aus ihren Augen. »Wenn ich gewusst hätte, dass du so wütend wirst …« Jetzt schluchzte sie, und hätte er sie nicht weiter festgehalten, sie wäre aufgesprungen und davongerannt.
»Pauline, weine doch nicht.« Constantin zog sie näher zu sich heran und sah ihr tief in die Augen. »Es tut mir leid. Für einen Augenblick dachte ich …« Mit einem gequälten Gesichtsausdruck senkte er den Kopf und schüttelt ihn, als wollte er eine unliebsame Erinnerung loswerden. »Ich feiere meinen Geburtstag nicht. Außer Nicholas kennt niemand das Datum.«
»Warum?«, fragte sie leise. »Was ist passiert?«
»Vergiss es. Ich bin ein Idiot.«
»Bist du nicht! Irgendetwas Schreckliches ist an diesem Tag geschehen. Ich kann doch spüren, wie es dich quält.«
»Vielleicht kannst du das wirklich«, sagte er. »Bitte sei mir nicht böse, aber ich möchte nicht darüber sprechen. Wir hatten so einen schönen Tag.« Langsam beugte er sich vor und sah sie an, als wollte er um Erlaubnis bitten, sie zu küssen.
Doch Pauline war noch nicht so weit. »Das stimmt«, sagte sie verhalten. Ihre Tränen waren versiegt, aber sie sollte verdammt sein, wenn sie wusste, was hier gerade vor sich gegangen war. »Wenn es so ein schreckliches Datum für dich ist, warum bist du dann mit mir auf diese Insel gekommen? Ich meine, es ist ja nicht so, als würden plötzlich all deine Freunde auftauchen und dir eine Überraschungsparty schmeißen.«
Autsch!
Wenn sie genau darüber nachdachte, dann hatte er keine Freunde. Außer Nicholas vielleicht, aber der war auch sein Angestellter. »Wie alt bist du geworden?«, fragte sie schnell, um ihn abzulenken.
»Dreißig.« Constantin sah sie nicht an.
»Du schwindelst.«
»Ja, ein wenig. Ich bin vierunddreißig geworden.«
Pauline blickte ihm in die Augen und hatte noch immer das Gefühl, als sagte er nicht die Wahrheit. Doch was machte es schon, wenn er zwei oder drei Jahre älter war, als er zugeben wollte. Man merkte ihm sogar die vierunddreißig nicht unbedingt an. Also zuckte sie mit den Schultern und küsste ihn. Wärme durchströmte sie, als er zurückhaltend ihre Zärtlichkeit entgegennahm. Bevor daraus mehr werden konnte, lehnte sie sich jedoch wieder zurück. »Weißt du was? Es ist mir egal, wie alt du bist. Aber versprich mir, dass du eines Tages sagen wirst, warum du diesen Tag so sehr hasst.«
»Pauline, ich …«
Sie legte einen Finger auf seine Lippen. »Nicht jetzt. Irgendwann wirst du bereit dafür sein. Vergiss nicht, wir haben eine Abmachung. Wenn ich dir alles, was mir wichtig ist, anvertraue, dann kann ich das auch von dir erwarten. Und jetzt sag mir verdammt noch mal, ob dir der Ring
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