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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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ging zur Tür.
    »Das ist alles, was du mir sagen wolltest?« Pauline konnte es nicht glauben.
    Langsam drehte er sich um. »Halte dich bereit. Ich rufe dich an.«
    Als der Teller an der Tür zerschellte, war Constantin schon längst weg.
    Henry saß am Tisch und frühstückte, als Pauline am nächsten Morgen die Küche betrat. Sie hatte schlecht geschlafen. Bei jeder Drehung war sie aufgewacht.
    »Was war denn gestern los?«, fragte die Freundin zwischen zwei Happen. »David hat den Suppentopf aufs Buffet geknallt und war weg. Als ich nachsehen wollte, was mit dir ist, hat mich Nicholas daran gehindert.« Sie trank einen Schluck Tee und sah über den Rand ihrer Tasse neugierig zu ihr herüber. »Wir haben heute Morgen schon telefoniert. Er hat sich erkundigt, wie es dir geht. Sonst redet er ja nicht über seinen Chef, aber er hat gesagt, Constantin sei gestern nicht er selbst gewesen. Habt ihr gestritten?«
    Am Vorabend hatte sich Henry wie eine richtige Freundin verhalten, keine überflüssigen Fragen gestellt und sie nach Hause begleitet. Als sich Pauline jetzt noch einmal dafür bedankte, winkte sie ab. »Das ist doch normal. Du warst ja ganz aufgelöst, und Nicholas war ohnehin mit deinem Constantin verschwunden … Die beiden sind schon ein komisches Paar, findest du nicht auch?«
    Pauline hatte bisher nicht darüber nachgedacht. »Keine Ahnung. Willst du noch Toast?« Dabei bestrich sie ihre Scheiben mit Butter, die – wie sie es am liebsten mochte – sofort zerfloss, und häufte dunkle Kirschmarmelade darauf, die niemand besser kochte als Marguerite.
    »Ach ja, eins kannst du mir mitrösten. Sag mal, warum setzt du dich eigentlich nicht?«
    »Würdest du es mir glauben, wenn ich dir sagte, dass ich nackt auf einer glühenden Herdplatte gesessen habe?«
    »Nein.« Henriette kicherte. »So verrückt bist selbst du nicht.«
    »Siehst du. Im Ernst, ich bin gestern auf diesen hohen Schuhen umgeknickt und habe wohl so etwas wie einen eingeklemmten Ischiasnerv. Tut teuflisch weh.« Wenigstens der letzte Satz war nicht geschwindelt.
    Pauline hätte sich gern auf einen Eisklotz gesetzt oder zumindest in eine Wanne mit kaltem Wasser. Beides war leider nicht zur Hand.
    »Das soll unangenehm sein.« Obwohl sie sich um einen mitleidigen Gesichtsausdruck bemühte, konnte Henry das Lachen nicht unterdrücken. »Du hast vielleicht Ideen. Sich vorzustellen, dass jemand mit dem blanken Po … köstlich.«
    Pauline konnte nicht anders, sie musste mitlachen.
    Sie hatten sich noch nicht wieder beruhigt, als es an der Tür klingelte. »Wer kann das sein?«
    Henry sprang auf. »Lass mal, ich geh schon. Vielleicht ist es Nicholas.«
    Kurz darauf kam sie mit einer großen Schachtel in die Küche zurück. »Für dich.«
    »Da steht nichts drauf.« Vergeblich drehte Pauline den Karton auf der Suche nach einem Absender.
    »Natürlich nicht, Dummchen. Das kam mit einem Kurier. Der hatte sogar eine Livree an. Du schuldest mir übrigens zwei Pfund fürs Trinkgeld.«
    »Von wem mag das sein?«
    »Wenn du es nicht aufmachst, wirst du es nie erfahren.«
    Vorsichtig löste Pauline die Bänder, mit denen der Deckel verschlossen war, und holte eine blassblaue Orchidee heraus. »Wow. Ist die schön.«
    Weniger an den exotischen Blüten als am Absender interessiert, nahm ihre Freundin knisterndes Seidenpapier aus dem Karton, bis sie einen cremeweißen Umschlag hervorzog, den sie immerhin nicht selbst öffnete, sondern ihr reichte.
    Pauline zog die schlichte Karte heraus, auf der nur zwei Worte in einer eleganten, aber sehr männlichen Schrift geschrieben standen, die Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit weckten, als man seine Korrespondenzen noch mit der Hand verfasste.
    Danke . Constantin , las sie lautlos. Eine merkwürdige Art, sich zu entschuldigen. Aber vielleicht wollte er das auch gar nicht – schließlich hatte sie ihn regelrecht angefleht, nicht aufzuhören. Ein Glücksgefühl breitete sich in ihrem Körper aus und erfüllte sie wie morgendliche Sonnenstrahlen nach einer kalten Nacht. Es hat ihm gefallen.
    »Wenn ich dein Gesicht sehe, brauche ich wohl nicht zu fragen, von wem das Paket ist. Und ich will auch lieber nicht wissen, was er da geschrieben hat.« Henry runzelte die Stirn, als die Türklingel erneut läutete. »Wer ist das nun schon wieder?«
    Ein zweites Mal machte sie sich hoffnungsvoll auf, kehrte aber gleich darauf mit einem verlegen dreinblickenden David zurück, der einen dunklen Weihnachtskuchen in der Hand

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