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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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fatal«, fügte sie hinzu. »Der einzige Ort im Theater, in dem ich nicht sein möchte, ist der Orchestergraben. Manchmal stelle ich mir vor, da unten säßen lärmende Krokodile, die nur darauf lauern, uns, die wir auf der Bühne stehen, zu fressen.«
    Constantin lachte, verstand aber, was sie meinte. Dirigenten, die ihre Sänger nicht unterstützten, sondern nur an das Orchester und sich selbst dachten, konnten eine Herausforderung für die Stimme sein.
    Doch er wollte noch einmal auf den ersten Teil ihrer Ausführungen zurückkommen. »Du liebst also die Gefahr?«
    Pauline wurde knallrot. »Also, wenn du das in der Küche meinst …?«
    Rasch griff er über den Tisch nach ihrer Hand, um sie zu beruhigen. »Es gibt nichts, wofür du dich schämen müsstest. Im Gegenteil, ich bin froh, dass du meine Einladung hierher angenommen hast.« Er ließ Paulines Hand wieder los und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. »Mir hat es gefallen.«
    Ihre Antwort war kaum zu vernehmen: »Mir auch.«
    In der Stille, die sich zwischen ihnen ausbreitete, hörte er nur das Summen einer Lampe und vor den Fenstern den einen oder anderen verfrühten Silvesterböller. Da klopfte es.
    Constantin stand auf, während der Butler eine elegante Frau hereinführte, die einen Trolley neben sich herschob. »Danke«, sagte er und gab ihr ein Trinkgeld. »Sie können die Sachen ins Gästezimmer bringen.«
    »In Ordnung. Brauchen Sie mich noch für Haare und Make-up?«
    »Nein, das wird nicht nötig sein.«
    Sie warf Pauline einen raschen Blick zu und lächelte. »Da gebe ich Ihnen recht.« Damit fasste sie in ihre Jackentasche und zog eine längliche Schatulle heraus. »Sie können es so lange behalten, wie Sie möchten, soll ich Ihnen sagen.«
    »Wunderbar. Richten Sie Felix einen schönen Gruß aus und … ein frohes neues Jahr!«
    Gemeinsam mit dem Butler, der inzwischen den Tisch abgeräumt hatte, verließ sie wenig später die Wohnung.
    » Jetzt kannst du dich anziehen.« Constantin sah auf die Uhr. »Ich erwarte dich in zehn Minuten.«
    »Und wenn mir die Sachen nicht gefallen?«, fragte Pauline herausfordernd. Sie hatte geschwiegen und den Auftritt der Frau mit zusammengekniffenen Augen betrachtet. Nun rasten zahllose Gedanken durch ihren Kopf.
    Wieso konnte er sie nicht selbst entscheiden lassen, was sie anzog? Ich habe doch gar nichts Passendes dabei. Was rege ich mich eigentlich auf? Pauline schob den unwillkommenen Gedanken beiseite. Sie hatte in dieser Situation wirklich keine Zeit, sich mit Fragen der Logik auseinanderzusetzen. Hier ging es ums Prinzip.
    Constantin schien das ähnlich zu sehen. Er war um den Tisch gegangen und stand nun dicht vor ihr. »Wenn dir das Kleid nicht gefällt, gehst du eben nackt. Das ist ganz allein deine Entscheidung.« Unter der trügerischen Wärme seiner Stimme lag eine nicht zu überhörende Schärfe. »Eine Minute ist bereits vergangen. An deiner Stelle würde ich mich beeilen.«
    »So lasse ich mich nicht behandeln!« Sie wollte noch mehr sagen, aber da küsste er sie. Hart. Wie an dem Abend in der Küche. Ehe sie sich schlüssig werden konnte, ob sie sich wehren oder sich ihm hingeben sollte, war es schon wieder vorüber.
    Mit einem Klaps auf den Hintern schickte er sie in Richtung ihres Zimmers. »Na los. Verdirb uns nicht den Abend, ma petit e !«

7 Berlin – Tanz ins neue Jahr
    Wütend stürmte Pauline davon, schlug die Tür hinter sich zu und drehte den Schlüssel im Schloss um. Was ist nur mit diesem Kerl los? Eben noch war Constantin ein aufmerksamer Gesprächspartner, klug und außerordentlich charmant, und von einer Sekunde auf die andere kippte seine Stimmung ohne erkennbaren Grund, und er benahm sich wie ein Despot. War sie etwa doch an einen Verrückten geraten, wie David gesagt hatte? In diesem Fall wäre es wahrscheinlich das Beste, gute Miene zu seinem Spiel zu machen und bei der ersten Gelegenheit zu verschwinden.
    Ihr Blick fiel auf das Kleid.
    »Wow! Das tragen zu dürfen wäre allerdings ein gewisses Risiko wert«, sagte sie leise und legte den Morgenmantel ab. Behutsam rollte sie hauchdünne Strümpfe über ihre Beine, nahm das Kleid vom Bügel und zog es an. Sie schloss den Reiß verschluss, der zum Glück an der Seite lag, und beugte sich hinab, um die halbhohen Sandalen mit dem zarten Riemengeflecht zu schließen.
    Wie viel Zeit war vergangen? Rasch steckte sie ihr Handy in die perlenbestickte Abendtasche, einen Lippenstift und weitere notwendige Kleinigkeiten. Einen

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