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Gib mir deine Seele

Gib mir deine Seele

Titel: Gib mir deine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Glas Champagner anbot. Die wenigen Ausnahmen trugen Smoking und machten aus ihrer gegenseitigen Zuneigung keinen Hehl. Für Pauline war das nichts Besonderes.
    Ausnahmslos alle Gäste waren gut gekleidet oder doch zumindest sehr teuer. Man schien sich zu kennen und stand zu zweit oder in Gruppen zusammen. Constantin wurde immer wieder gegrüßt, blieb hier und da stehen und wechselte einige Worte. Niemand erkundigte sich nach der Frau an seiner Seite, und er stellte sie auch nicht vor. Anfangs amüsierte es Pauline noch, doch nachdem sich das Spiel einmal zu oft wiederholt hatte, war sie empört. Will er nur die Halskette ausführen?
    Gerade hatte sie ihren inneren Siedepunkt erreicht, da beugte er sich zu ihr und fragte: »Möchtest du tanzen?«
    Sie hatten einen Raum betreten, der zum Tanzsaal erklärt worden war. Die anwesenden Musiker, die bisher bekannte Pop-Songs der letzten zwanzig Jahre gespielt hatten, wechselten zu einem eher klassischen Repertoire, und die Tanzfläche füllte sich. Da würde es nicht auffallen, dass Standardtanz nicht zu ihren Königsdisziplinen gehörte. Also schluckte sie ihren Groll herunter und reichte ihm die Hand. »Ich wusste nicht, dass du tanzt.«
    »Es gibt einiges, das du nicht über mich weißt, Pauline . « Den Arm um ihre Taille gelegt, zog er sie näher an sich heran.
    Mit Constantin dem Rhythmus der Musik zu folgen versöhnte Pauline mit seinen Launen. Er tanzte mit einer Gewandtheit, die es ihr leicht machte, sich seiner Führung zu überlassen. In seinen Armen herumwirbelnd, verlor sie sich im Anblick seines Gesichts. Sie entdeckte eine kleine Narbe unter seinem linken Auge, die ihm zusätzlich Männlichkeit verlieh, und bemerkte zum ersten Mal, dass er unglaublich lange Wimpern hatte. Wahrscheinlich sogar längere als sie selbst.
    Nach zwei weiteren Tänzen verstummte die Musik, und Pauline fühlte sich für einen winzigen Augenblick orientierungslos. Doch schon ertönte ein Glöckchen, und als die Gäste langsam durch aufgleitende Türen am Ende des Raums in einen weiten, fast vollständig bestuhlten Saal strömten, führte Constantin sie erst von der Tanzfläche und dann ebenso geschickt vorbei an einem aufgeregten Publikum bis ganz nach vorn in die erste Reihe. Schweigend wies er ihr einen Platz neben sich auf einem Sofa zu, das so schmal war, dass sie sich berührten.
    Ich muss verrückt sein, dachte Pauline, mich in so einen gefährlich selbstbewussten Kerl zu verlieben.
    Sobald sich die allgemeine Unruhe gelegt und alle Anwesenden auf Stühlen, Sesseln und weiteren Sofas Platz genommen hatten, wurde das Licht gedämpft. Gleich darauf brandete Applaus auf. Eine Frau im roten Seidenkleid betrat durch einen Seiteneingang die improvisierte Bühne mit einer Grandezza, als träte sie in der Mailänder Scala vor ihr Publikum. Ihr folgten zwei Männer. Einer davon ließ sich am offenen Flügel nieder, der andere blieb stehen, zwinkerte der Sängerin zu und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.
    Pauline kniff sich unauffällig in den Unterarm, bevor sie wie alle im Saal begeistert applaudierte. Kann das wahr sein? Da stand die einzigartige, vielleicht weltbeste Sopranistin Valentina Eldarowna mit ihrem nicht weniger berühmten Mann, und sie saß kaum eine Armeslänge entfernt in der ersten Reihe?
    »Wahnsinn!«, war alles, was sie flüstern konnte, während der Applaus allmählich verstummte.
    Constantin drückte ihr statt einer Antwort die Hand.
    Das also war seine Überraschung! Wie gut, dass sie ihm trotz aller Zweifel vertraut hatte. Um nichts in der Welt hätte sie diesen Auftritt verpassen wollen.
    Es dauerte nur wenige Minuten, und Pauline spürte nichts mehr um sich herum als die Magie der Musik. Die einzigartigen Stimmen der Opern-Diva und ihres Mannes verzauberten sie so sehr, dass sie noch regungslos dasaß, als das kurze Konzert längst vorbei war.
    »Pauline, ist alles in Ordnung?« Constantin klang besorgt.
    »Natürlich.« Sie wollte aufstehen, da passierte es. Ihr wurde schwindelig, und ihr Herz schlug viel zu schnell. Sie hatte vergessen, die verdammten Tabletten einzunehmen!
    Von irgendwoher beschaffte Constantin ein Glas Wasser und reichte es ihr. »Trink. Du bist sehr blass.«
    Folgsam nahm sie einen Schluck und bemühte sich, das Zittern ihrer Hände vor ihm zu verbergen. »Es war so schön.«
    »Wenn du immer so auf Musik reagierst, dann muss ich mir überlegen, ob ich noch einmal mit dir in ein Konzert gehe.«
    »Es ist nicht die Musik.« Sie gab ihm

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