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Gib mir mehr - Scharfe Stories

Gib mir mehr - Scharfe Stories

Titel: Gib mir mehr - Scharfe Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Mueller
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wohnen konnte, und laut Dirk soll ein Mann namens Manuel das auch einmal getan haben. Pearl hatte seine Bohrmaschine in einer Salatschublade gefunden, aber jetzt lagen nur noch Schokoladenplätzchen darin.
    Sie studierte einen Sirup von Mrs. Butterworth, das der Hersteller als »dickflüssig und gehaltvoll« beschrieb. Neben Mrs. Butterworth war der Boxer George Foreman auf dem Label eines Hackbratens abgebildet. Er trug seidene Shorts.
    Pearl aß zwölf Erdnuss-Power-Kugeln, und ohne sich aus dem Stuhl oder vom Kühlschrank wegzubewegen, rief sie Dirk vom Handy aus an. Er lag im Krankenhaus Santa Maria Concepcion.
    »Was ist?«, fuhr er sie an. »Ich habe Schmerzen.«
    »Oh, mein Lieber«, sagte Pearl. »War die Operation erfolgreich?«
    »Na ja, es ist ihnen gelungen, das Original abzuschneiden, wenn du das meinst. Und jetzt sind da überall Verbände und Schläuche...«

    »Was machen sie denn mit dem alten?«, unterbrach sie ihn.
    »Wenn sie auch nur einen Funken Verstand besitzen, werfen sie ihn in den Müll. Man kann ihn wohl kaum wiederverwenden.«
    Im Hintergrund hörte man das Geräusch eines vorbeirollenden Bettes. Ein lautes Schreien ertönte.
    »Oh, halt die Schnauze!«, brüllte Dirk. »Nein, nicht du, Pearl. Irgendein Typ hat eine Blutung.«
    Es entstand eine kurze Pause. Der Schrei verhallte in der Ferne.
    »Ich muss allerdings sagen«, fuhr Dirk fort, richtete sich vorsichtig auf und klappte die Vogue zu, in der er lustlos geblättert hatte, »ich muss allerdings sagen, dass ich im Großen und Ganzen erfreut bin. Sehr erfreut sogar. Er ist ein bisschen rot und weich, und es gibt da ein paar violette Venen, die offensichtlich nur zur Dekoration da sind, aber es ist doch deutlich zu sehen, dass Bacardi gute Arbeit geleistet hat. Echt gute Arbeit! Für sein Geld ist er sehr groß. Du weißt ja, dass ich mir den größten nicht leisten konnte – na ja, wer kann schon drei Millionen Dollar bezahlen? -, und letztendlich habe ich mich auch gegen den Jean Genet entschieden. Na ja, was soll ich auch mit einem Franzosen? Gerade ich! Ich würde einen Calvin jederzeit einem Yves vorziehen. Natürlich sind die Franzosen fabelhaft im Bett, obwohl meine Erfahrungen sich ja nur auf das eine Mal mit der Reiseleiterin auf dem Eiffelturm beschränken, und man sollte nicht verallgemeinern...
    Jesus Christus, dieser fette Kerl von Hard News ist gerade hereingekommen, und du solltest mal die Hose sehen!
Das fällt einem ja gar nicht so auf, wenn er die Beine unter seinem Nachrichtenschreibtisch hat.
    Also, auf jeden Fall habe ich mich gegen den Jean Genet entschieden: hübscher Kopf, aber irgendwie passte er nicht zu mir. Bacardi hat versucht, mich zu dem Mussolini zu überreden, aber der war viel zu dünn, und er hat natürlich auch welche von der Königsfamilie, aber die fand ich jetzt nicht so verführerisch. Am Ende standen nur noch zwei auf der Liste, und ich habe mich für den Jean-Michel Basquiat entschieden.
    Ich kann dir sagen, Schätzchen, das versteht man unter einem vernünftigen Einkauf. Ich stehe an der Schwelle zu meinem neuen Leben. Ich weiß es einfach! Die Krankenschwestern laufen mir schon nach, und die süße Anästhesistin hat versucht, mir einen zu blasen. Dazu ist es allerdings noch viel zu früh. Gott, diese Schmerzen! Ich kann mich selber kaum anfassen, und wenn ich aufs Klo gehe, habe ich das Gefühl, eine Wolke von Killerbienen am Schritt hängen zu haben.«
    »Nun«, erwiderte Pearl, »hoffentlich geht es dir bis zur Oscar-Verleihung wieder besser. Wir müssen da nämlich unbedingt hin.«
    »Ich weiß, ich weiß. Bis dahin bin ich zurück.«
    Pearl legte auf und gab die Nummer für einen Wahrsage-Dienst ein („Göttliche Erfahrungen zu vernünftigen Preisen«).
    »Hi!«, kreischte eine Stimme. »Bitte legen Sie nicht auf. Sie werden gleich mit einem unserer hellsehenden Operator verbunden. Dieser Anruf kostet Sie vier Dollar neunundneunzig pro Minute. Bitte legen Sie auf, wenn Sie unter achtzehn sind oder die Rechnung nicht bezahlen wollen.«
    Es folgte das Pling einer New-Age-Harfe. Dann sagte eine weiche Stimme mit kalifornischem Akzent: »Mein Name ist Narine. Darf ich fragen, wie du heißt?«
    »Pearl«, sagte Pearl.
    »Hi, Schätzchen. Ich bin deine Priesterin für heute. Ich bin echte Hellseherin, und die Stimmen sagen mir bereits, dass du sehr schön und ein ganz besonderer Mensch bist.«
    Pearl schwieg. Das kannte sie schon.
    »Bist du noch dran, Liebes?«
    »Ja«, erwiderte

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