Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
Beachtung geschenkt hatte. Das Ausbleiben ihrer Periode hatte sie dem seelischen Stress in die Schuhe geschoben und die Kilos, die sie zugelegt hatte, den nächtlichen Kuchen- und Schokoladenorgien.
Obendrein gaukelte ihr Gehirn ihr unablässig Bilder von kleinen grünen Wesen mit Antennen vor. Und auch die Vorstellung eines Säuglings mit den spitzen Ohren von Master Yoda konnte sie nicht gänzlich aus ihrem Schädel vertreiben. Zur Beruhigung rief sie sich immer wieder Davids Worte über seine Kinder ins Gedächtnis.
Aber wäre sie bereit, der Erde für immer abzuschwören und sich einer ungewissen Zukunft zu stellen? Gesetzt den Fall, man wollte sie auf Siria überhaupt.
Und was, wenn man ihr dort das Baby wegnahm?
Andererseits, mit dem Kind auf der Erde zu bleiben, würde ein ewiges Versteckspiel nach sich ziehen. In diesem Moment verstand sie nur zu gut Davids kompromisslose Verschwiegenheit.
Aber liebte sie Rafael tatsächlich so bedingungslos, dass sie für ihn alles aufgeben würde?
Zum ersten Mal hegte sie massive Zweifel an ihrer grenzenlosen Liebe zu diesem durchgeknallten Außerirdischen.
Oder bekam sie jetzt einfach nur kalte Füße?
Instinktiv wanderten ihre Finger zu dem Ring an ihrem Hals. Und in diesem Moment wurde ihr eine Sache glasklar. Bevor sie eine Entscheidung traf, war es an der Zeit einen weiteren Gegner zu bezwingen.
Sie musste sich den Geistern der Vergangenheit stellen.
Kapitel 23
„Wo bitte finde ich Dr. Melnik?“
Die grauhaarige Empfangsdame des gigantischen Krankenhauskomplexes der Berliner Charité hackte mürrisch auf ihre Computertastatur ein. „Campus Mitte, CC 11“, äußerte sie kurz und bündig in heftigem Berlinerisch.
Valerie hoffte auf eine Wegbeschreibung, doch vergebens. Die graue Maus hatte sich bereits abgewandt. So machte sie sich seufzend auf die Suche nach der Klinik für kardiovaskuläre Chirurgie.
Als sie die Station betrat, klammerten sich ihre Finger Hilfe suchend um den Griff ihrer schwarzen Handtasche. „Entschuldigung, ich möchte zu Herrn Dr. Melnik“, informierte sie die junge blonde Krankenschwester am Empfang.
Ohne aufzublicken, brummelte diese. „Haben Sie einen Termin?“
„Äh, nein. Es ist privat.“
Langsam hob das Blondchen den Kopf. Ein braunes Augenpaar heftete sich interessiert auf Valerie. „Er ist gerade im OP. Könnte noch ein wenig dauern. Wie ist denn Ihr Name?“
„Graf, Valerie Graf.“
Die Blondine krakelte etwas auf einen Zettel. „Gut, Frau Graf. Warten Sie doch bitte dort drüben.“ Mit der Hand wies sie auf ein paar Metallstühle, die sich ungemütlich im Gang verteilt hatten. „Ich lasse Sie rufen, sobald er Zeit hat. Aber wie schon gesagt, es kann dauern.“
Nach fast zwei Stunden ungeduldigem Ausharrens hörte sie ihren Namen. „Frau Graf, bitte hier lang.“ Eine rothaarige Schwester mit ellenlangen Beinen führte sie durch ein Labyrinth von Gängen zu einem kleinen, gemütlichen Sprechzimmer. Dort rutschte Valerie auf einen der schwarzen Lederstühle und begutachtete neugierig das Büro. Ihr Blick blieb an dem Namensschild auf dem Schreibtisch hängen, und sie musste lächeln.
Marcel hatte seinen Wunschtraum tatsächlich wahr gemacht.
Mit Argusaugen inspizierte sie den mahagonifarbenen Schreibtisch. Ein paar Blöcke und Stifte ruhten dort, aber glücklicherweise entdeckte sie weder Kinderbilder noch das Bild einer hübschen Frau und schon gar kein mörderisches Hochzeitsfoto. Auch an den sterilen weißen Wänden hing außer einem riesigen Kalender, den eine rote Doppelhelix zierte, nichts dergleichen.
Nervös vergrub sie die Fingernägel in den Handballen, die vor Aufregung feucht waren. Sie hatte keinen blassen Schimmer, was genau sie sich von dem Treffen erhoffte. Letztendlich wollte sie in Erfahrung bringen, ob sie dem Mann, der seit Jahren ihr Denken und Handeln bestimmte, immer noch verfallen war. Oder ob ein charmanter, draufgängerischer Außerirdischer es geschafft hatte, ihn für alle Zeiten aus ihrem Herzen zu verdrängen.
Sie sprang erschrocken auf und wirbelte herum, als die Tür aufgerissen wurde. Ihre Augen weiteten sich bei seinem Anblick, und ihr klappte die Kinnlade herunter. Sein tiefschwarzes Haar war kurz geschnitten, nicht mehr kinnlang, wie vor zehn Jahren. Die gebräunte Haut bot einen herrlichen Kontrast zu dem weißen Arztkittel.
Ein Paar dunkle Augen blitzten sie ungläubig an. „Valerie?“
Mit äußerster Kraftanstrengung bewerkstelligte sie es, den Mund zu
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