Gib mir meinen Stern zurück (German Edition)
Bodyguard vermitteln, den Sie sich vorstellen können. Na, was halten Sie davon?“
Was sie davon hielt? Er machte wohl Witze? Sie würde ihn heiligsprechen. Denn seit Nils, Angelinas langjähriger Chauffeur und Bodyguard, letzte Woche das Handtuch geworfen hatte, hatte sie Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um adäquaten Ersatz zu beschaffen. Was sich als Mission Impossible entpuppt hatte, da der Arbeitsmarkt in Deutschland leer gefegt zu sein schien. Und ob sie es noch bewerkstelligte, innerhalb von vier Wochen fündig zu werden, wussten nur die Götter.
Nils hatte Knall auf Fall beschlossen, bei einer Münchner Sicherheitsfirma anzufangen, was Valerie nicht sonderlich verwunderte: Angelinas Personal unterlag häufigen Fluktuationen. Trotzdem fand sie es jammerschade, dass der Schwede sie verließ, denn er hatte die Launen der zickigen Diva stets mit stoischer Ruhe ertragen, egal wie schäbig Angelina ihn auch behandelt hatte.
Gespannt wandte sie sich David zu. „Sie sind vermutlich auch darüber im Bilde, dass wir recht schnell jemanden benötigen?“
David hob lässig eine Hand, wobei Valerie seine Hightech-Armbanduhr auffiel, die den Eindruck erweckte, man könnte damit ein Spaceshuttle navigieren. „Gar kein Problem. Mein früherer Bodyguard ist momentan noch im Weißen Haus eingesetzt, beabsichtigt jedoch aus privaten Gründen nach Deutschland zurückkehren. Ich denke, er könnte in drei bis vier Wochen bei Ihnen anfangen. Wie hört sich das an?“
Valerie war versucht, ihn zu küssen, äußerte dann aber mit geschäftsmäßig unbeteiligter Stimme. „Klingt interessant.“ Sie pfriemelte eine Visitenkarte aus ihrer kleinen silbernen Clutch und reichte sie David. „Könnten Sie mir vorab seinen Lebenslauf mitsamt Referenzen zumailen? Sobald ich alles geprüft habe, werde ich mich wieder mit Ihnen in Verbindung setzen.“
David hatte die Visitenkarte noch nicht richtig ergriffen, da schien sie sich schon in Luft aufgelöst zu haben. „Hervorragend, und nachdem wir das Geschäftliche nun erledigt hätten, lassen Sie uns doch zum gemütlichen Teil des Abends übergehen“, verkündete er in einem Tonfall, der unverhohlen offenbarte, was er meinte. Dieser Mann konnte jede Frau haben, und er war sich dessen bewusst.
Valerie musterte ihn verstohlen über den Rand ihres Glases hinweg. Er war der typische Womanizer – gut aussehend und charmant. Und sie verzehrte sich dermaßen nach einem Mann, dass sie kurz in Versuchung geriet, sich in seine starken Arme zu stürzen. Trotzdem haute es sie schier um, als er nach wenigen Minuten Small Talk direkt zur Sache kam. „Darf ich Sie zu Ihrem Hotel begleiten?“, raunte er ihr ins Ohr.
Erneut taxierte sie ihn, wobei ihr Blick über seine vollen Lippen und seine breiten Schultern bis hin zu seiner schmalen Hüfte glitt. „Sag ja! Lass dich fallen!“, schrie jede Zelle ihres Körpers. Doch dann rief sie sich ins Gedächtnis, dass sie kein Groupie war, mit dem erklärten Ziel, einen Promi ins Bett zu bekommen. Unschlüssig schüttelte sie den Kopf. „O David. Sie bringen mich da in eine Zwickmühle.“
Der Geruch seines edlen Rasierwassers umhüllte sie verführerisch, als er nach ihren Händen griff und sie näher an sich zog. Mit einer fließenden Bewegung glitt ein Arm um ihre Taille und zerrte sie an seine harte Brustmuskulatur. Auf einen Schlag fühlte sie sich sicher und geborgen, eine tonnenschwere Last schien von ihr abzufallen. Erschöpft ließ sie den Kopf an seine Schulter sinken.
Er packte sie eine Nuance fester, während seine Lippen sanft ihr Haar berührten. „Wer hat dich so verletzt?“, fragte er mit dieser samtig weichen Stimme, die einen Gletscher zum Schmelzen gebracht hätte.
Du liebe Güte! Dieser Kerl schien obendrein über hellseherische Fähigkeiten zu verfügen, denn die Frage stellte sich ihr seit Jahren. War es ihre Jugendliebe Marcel gewesen, den sie immer noch anbetete, obgleich er sie hatte fallen lassen wie eine heiße Kartoffel? Oder doch eher ihr Exmann Alex, der ihr unablässig im Nacken saß und die Personifizierung von allem war, was in ihrer Welt falsch lief? Sie hatte keine Antwort auf diese Frage.
Tatsache aber war, dass sie nach diesen zwei verkorksten Beziehungen entschieden hatte, in Zukunft einen großen Bogen um feste Bindungen zu machen. Einem gelegentlichen Abenteuer hingegen war sie nicht abgeneigt. Wenngleich es eine Ironie des Schicksals war, dass sie sich nach jedem One-Night-Stand einsamer fühlte als
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